Danke sagen, Trost suchen

SEHLEM/KLAUSEN. Über 150 Teilnehmer verzeichnete der 13. Bußgang der Männer des Dekanates Klausen, zu dem die zehn Pfarreien Arenrath, Bruch, Dreis, Heidweiler, Salmtal, Heckenmünster, Hetzerath, Rivenich, Sehlem und Klausen gehören.

 Lebendiger Glaube: Wie 1991 beim letzten Irakkrieg war die Teilnehmerzahl bei der Männerwallfahrt weitaus höher als in den Vorjahren. Foto: Klaus Schmitz

Lebendiger Glaube: Wie 1991 beim letzten Irakkrieg war die Teilnehmerzahl bei der Männerwallfahrt weitaus höher als in den Vorjahren. Foto: Klaus Schmitz

Einzelnbegrüßt Dechant Edwin Prim kurz vor 20 Uhr am Samstag vor demletzten Fastensonntag seine "Schäfchen" vor der Pfarrkirche desHeiligen Georg in Sehlem. Nachdem aus Richtung Heidweiler der"Heckenlandexpress" entladen hat, füllt sich die Kirche. "O Herz,daraus uns überfließt die Liebe des Dreieinen", Lied Nummer 857geht den Teilnehmern noch sehr stockend über die Lippen. "Mirunbekannt", höre ich den Banknachbarn sagen, warum nicht "GroßerGott wir loben dich?" Fester Termin in der Fastenzeit

Grundschullehrer Heribert Ries stimmt als Lektor mit nachdenklichen Worten auf den Abend ein, der unter dem Motto steht: "Finden Männer Trost am Kreuz Christi?". "Denken wir an unsere Kreuze, die uns die Gesellschaft auferlegt hat, die ihren Ursprung in der gesellschaftlichen Wirklichkeit haben; Kreuze, unter denen ein ganz Volks zu leiden hat - Süchte, Krieg, Völkermord ..." Es wird still im Kirchenrund. Die aktuelle Weltsituation ist angesprochen. Nach einem gemeinsamen Gebet brechen wir auf.

Ich frage Peter Zenner aus Dierscheid, Mitglied im Dekanatsrat, warum diese Wallfahrt nur für Männer angeboten wird. Er kann sich nicht an einen besonderen Anlass erinnern. "Ich denke, dass wir uns damals neben den in kirchlichen Fragen oft viel aktiveren Frauen auch etwas deutlicher und sichtbarer engagieren wollten", lautet seine Überlegung. Für ihn ist wichtig, dass der letzte Fastensonntag im Kirchenjahr seitdem im persönlichen Terminkalender Vieler einen festen Termin hat. "Die Organisation ist immer gleich. Es geht aus den zehn Pfarreien sternförmig nach Klausen. Die Männer aus Richtung Salmtal und Hetzerath steuern Klausen direkt an."

Auch Firmlinge gehen mit

An den Sportplätzen vorbei geht es in Richtung Esch, wo uns schon von weitem die Glocken der Niclaus-Kapelle mit ihrem hellen Klang begrüßen. Die Escher begrüßen uns. Man kennt sich, man war in den letzten Jahren auch immer dabei. Drei Bürgermeister, die sich aus gemeinsamen Verbandsgemeindegesprechungen kennen, stehen zusammen. Dorfpolitik wird gemacht. Der Dierscheider Kollege wirbt für das Dorfjubiläum um das 300 Jahre alte Wegkreuz. Das kleine Gotteshaus füllt sich wie sonst selten. Heribert Ries spricht die "Kriegsschauplätze und Flüchtlingströme dieser Welt" an und fragt: "Finde ich Trauer, leide ich mit diesen Menschen, fühle ich das Kreuz, das diese Menschen tragen?"

Nicht nur der steile Aufgang zu der von außen hell erleuchteten Klausener Wallfahrtskirche lässt anschließend jedes Zwiegespräch verstummen. Mit dem "schmerzhaften" Rosenkranz und den Fürbitten finden wir wieder eine gemeinsame Sprache. Wir sind eine halbe Stunde zu früh in Klausen. "Das ist traditionell so", belehrt mich ein Mitpilger. Klausens Gasthöfe füllen sich wie selten zu dieser Abendzeit. Sie sind vorbereitet auf "die Männerwallfahrt". Die Hetzerather und Salmtaler gesellen sich zu uns. Für den Mitpilger vom Trierischen Volksfreund ist jetzt die Zeit für die Frage nach dem Warum. Michael und Jürgen, 15 und 16 Jahre alt, sind erste Gesprächpartner. Sie fallen im Rund der meist 40- bis 60-Jährigen auf. "Wir sind Firmlinge. Vater geht seit Jahren mit, diesmal wollten wir auch mit", lautet ihre Antwort. Im nächsten Jahr, wenn die Firmung vorbei ist, wollen sie wieder dabei sein. "Es tut gut, mit Argumenten angestoßen Einkehr zu halten, denn jeder von uns hat seinen ganz persönlich gefüllten Rucksack zu tagen", antwortet Wilhelm. Viele drücken sich nach meiner Meinung mit Äußerungen wie "wir sind immer dabei" vor einer ganz konkreten Antwort.

Nur Hans lässt sich persönliche Beweggründe für seine mittlerweile fünfte Wallfahrt entlocken. "Als LKW-Fahrer habe ich auf dem Pilgerweg zwischen Klausen und Esch einen Radfahrer lebensgefährlich verletzt. Es ging damals gut. Das Dankeschön an unseren Herrgott will ich so in jedem Jahr erneuern."

Pünktlich um 22 Uhr sind wir alle zum feierlichen Abschlussgottesdienst in der Wallfahrtskirche. Sie füllt sich bis auf den letzten Platz. Dechant Edwin Prim zelebriert die heilige Messe mit seinen Kollegen aus den anderen Pfarreien. Die Bläsergruppe des Musikvereins Hetzerath übernimmt die musikalische Gestaltung. Prälat Erich Arentz präzisiert in seiner Festpredigt die aktuellen Zukunftssorgen eines jeden Pilgers. "Wir suchen Trost für unsere unbeantworteten Fragen nach dem schrecklichen Krieg im Irak, den fehlenden Arbeits- und Lehrstellen und der unsicheren Gesundheits- und Alterfürsorge in den ausgebreiteten Armen des Heilandes am Kreuz". Der "Heckenlandexpress" und viele Ehefrauen warten kurz nach 23 Uhr auf die Heimfahrt. Die Organisatoren sind zufrieden. Sie stellen an diesem Abend fest, dass wie 1991 beim letzten Irakkrieg die Teilnehmerzahl weitaus höher als in den Vorjahren war.

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