"Dann geht’s vor Gericht"

BERNKASTEL-KUES. Der Ärger wegen der beschlossenen Abspaltung der Reitabteilung vom SFG Bernkastel-Kues ist längst nicht verraucht. Es geht um Geld und um die persönliche Ehre.

Ist die Reitabteilung des Vereins für Sport, Freizeit und Gesundheit (SFG) Bernkastel-Kues elitär? Das ist die Kernfrage des aktuellen Zwists im Großverein mit gut 2200 Mitgliedern (der TV berichtete). Der SFG-Vorsitzende Adolf Braun sagt "Ja" - der Grund, warum er am 22. September 2004 einen Antrag auf Abspaltung der Abteilung zum 31. Dezember 2005 im Gesamt-Vorstand einbrachte, der mehrheitlich angenommen wurde. Braun kritisiert eine Abkehr vom Breitensportgedanken hin zu Großturnieren wie die im Sommer stattfindenden Bernkasteler Reitertage. "Das sind kostspielige Visionen auf Kosten aller. Die Mosel ist kein Pferdeland.” Der Vorstand der Reitabteilung mit Lothar Geigenmüller an der Spitze widerspricht energisch. Der Trierer, der entgegen der Darstellung im TV vom 2. März in der September-Sitzung gegen den Antrag auf Abspaltung stimmte, verweist auf reichlich Sponsorengelder, viele Freizeitreiter, das therapeutische Reit-Angebot mit der Schweicher Levana-Schule und steigende Mitgliederzahlen (derzeit rund 180), die gegen Elitarismus sprächen. "Wir fördern den Breitensport, indem wir den Spitzensport fördern." Während Braun die großen Turniere kritisiert, will Geigenmüller sogar den nächsten Schritt machen. Die Bernkasteler Reitertage sollen neben dem Weinfest der Mittelmosel die Hauptattraktion im städtischen Veranstaltungskalender werden - mit entsprechender verstärkter touristischer Vermarktung. Was den Streit verstärken ließ: Geigenmüller ist gleichzeitig zweiter Vorsitzender des Gesamtvereins. Braun wirft ihm vor, ihm verschwiegen zu haben, Vorsitzender des am 26. Oktober 2004 neu gegründeten "Pferdesportvereins Bernkastel" geworden zu sein. Braun fordert wegen Interessenskollisionen deshalb den Rücktritt Geigenmüllers als zweiter Vorsitzender des Gesamtvereins. Geigenmüller bestätigt die Vereinsgründung, führt als Grund jedoch rein pragmatische Argumente ins Feld. "Er dient als Auffangbecken für alle Turnierreiter des SFG, die nach einer Abspaltung heimatlos wären. Denn bei Wettkämpfen dürfen nur Reiter starten, die einem eingetragenen, gemeinnützigen und den Reit- und Sportverbänden angeschlossenen Verein angehören." Nächster Gesprächstermin am 6. April

Wie geht es nun weiter? Der Ende des Jahres auslaufende Dienstleistungsvertrag mit dem DRK-Sozialwerk, den Braun in seine Befürchtungen um wirtschaftliche Risiken einbezieht, soll weitergeführt werden. Was ist das für ein Vertrag? 1990 wurde durch das Deutsche Rote Kreuz auf dem Cusanus-Hofgut ein Werkstatt- und Wohnkomplex für behinderte Menschen fertiggestellt. Die Reitanlage ist Bestandteil dieser Werkstätten. Seit 1991 besteht die Zusammenarbeit. Der Dienstleistungsvertrag sieht im Kern vor, dass der SFG monatlich für eine fixe Zahl von Pferdeboxen bezahlt, das DRK-Sozialwerk im Gegenzug die Anlage mit Reithalle, Abreitplatz, Stallungen und Weideflächen an den SFG verpachtet und mit rund 15 Behinderten die Betreuung der Stallungen und die Versorgung der Pferde übernimmt. Geplant ist nun, dass die Reitabteilung in dem neuen Pferdesportverein Bernkastel aufgeht, der wiederum neuer Vertragspartner des DRK wird. Ärger könnte es jedoch wegen der "Ablösesummen" geben, die der SFG im Zuge der Abspaltung für Schulpferde, Hindernismaterial und vor allem den 2003 fertiggestellten, 50 mal 90 Meter großen Außenplatz von der Reitabteilung verlangen dürfte. Wahrscheinlich ist, dass der SFG Restkosten für den Platz in Rechnung stellt. Denn Braun verweist darauf, dass der Platz zwar "in Eigenleistung der Mitglieder gebaut wurde, aber mit dem Geld des gesamten SFG". "Wir hörten von einer sechsstelligen Summe. Das ist ein völliger Irrwitz. Dann gehe ich vor Gericht", kündigt Geigenmüller an. Braun nennt keine Summe, verweist statt dessen auf eine Vorstandssitzung am 22. März. "Dort wollten wir uns in aller Ruhe über die Dinge unterhalten." Geigenmüller hatte einen Steuerfachmann zur Sitzung mitgebracht. Braun ließ abstimmen, ob er weiter zugegen sein dürfe, da er nicht eingeladen war. Das Votum: Nein. Daraufhin verließ nicht nur der Steuerfachmann, sondern auch Geigenmüller den Raum. Für Braun "ein Affront". Die Reiter haben sich rechtlichen Beistand geholt, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Den wolle Geigenmüller auch in Anspruch nehmen, wenn er "weiter vom Informationsfluss abgeschnitten bleibe". Er werde zu manchen Sitzungen nicht eingeladen. Immerhin: Am 6. April soll es eine neue Gesprächsrunde zur Reitabteilung geben.

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