Darauf schwören Winzer Stein und Wein

KRÖV. Premiere für Kröv: Erstmals findet der Mosel-Weinbautag in dem Mittelmoselort statt, wo neben dem Tourismus der Weinbau immer noch die dominierende Rolle spielt. Am morgigen Dienstag und am Mittwoch diskutieren Politiker, Berufsvertreter und Weinbauexperten über politische Fragen und über das Schwerpunktthema "Terroir".

Es ist ruhiger geworden in der Moselweinwirtschaft. Nutzten in früheren Jahren viele Winzer die Weinbautage, um mit der Politik abzurechnen und lautstark zu protestieren, sind heute längst wieder Sachlichkeit und Vernunft eingekehrt. Probleme gibt es immer noch genug, doch eine junge, innovative Winzergeneration hat der Mosel das Renommee verschafft, das ihr gebührt. Außerdem: Wegen des Flächenrückgangs und geringerer Hektarerträge ist der Mengendruck nicht mehr da, die erzeugten Moselweine können heute problemlos vermarktet werden. Auf dem Moselweinbautag in Kröv wird zwar auch über Politik gesprochen, doch im Mittelpunkt steht ein Thema, das in den vergangenen Jahren immer stärker in den Blickpunkt gerückt ist: "Terroir". Der in Frankreich geprägte Begriff "Terroir" ist nicht einfach zu definieren. Er nimmt Bezug auf den Einfluss von Klima und Bodentyp im Zusammenspiel mit den angepflanzten Rebsorten und bezeichnet somit die unverwechselbare Charakteristik des Weines, der in einer bestimmten Lage wächst. Auch die Kunst des Winzers spielt eine beträchtliche Rolle, in dem dieser bei der Wein-Bereitung auf die speziellen Gegebenheiten seines Weinbergs Rücksicht nimmt. Zahlreiche Wein-Fachzeitschriften haben sich dem Thema angenommen, aber auch in der breiten Öffentlichkeit findet der Begriff Beachtung. So war vor wenigen Wochen in der FAZ ein großer Artikel zu lesen, in dem der Winninger Winzer Reinhard Löwenstein sich über das Thema ausführlich auslässt. In Kröv wird "Terroir" von mehreren Seiten beleuchtet: weinbaulich, kellerwirtschaftlich und von Seiten der Vermarktung. Der Weinbauverband Mosel-Saar-Ruwer sieht die Debatte um die Terroirweine sehr positiv. Durch das Terroir lasse sich ein herkunftsbezogener Individualwein von einem industriell hergestellten Produkt unterscheiden, heißt es im jüngsten Mitgliederrundschreiben des Verbandes. Und: Gerade die Steillagenweinbaugebiete in Rheinland-Pfalz seien dafür prädestiniert, sich der Thematik Stein und Wein anzunehmen. Der internationale Erfolg der Mosel-Rieslingweine ist ein Beleg dafür, dass die Herstellung einzigartiger und unkopierbarer Weine eine Zukunft hat, für die Mosel ist es die einzige Zukunft. Dennoch ist man an der Mosel und in anderen deutschen Weinbaugebieten darüber besorgt, dass technisch raffiniert hergestellte "Kunstweine" den Markt überschwemmen können. Vor wenigen Wochen verabschiedete der EU-Ministerrat ein Weinhandelsabkommen mit den USA, dass es den amerikanischen Weinmachern erlaubt, aromatisierte und fraktionierte Weine in Europa einzuführen. Dieses Thema wird sicher in der Diskussion mit Weinbauminister Hans-Artur Bauckhage und dem Deutschen Weinbaupräsidenten Norbert Weber (Baden) eine Rolle spielen. Beide kommen am Dienstagmittag nach Kröv und erläutern ihre Vorstellungen von Weinbaupolitik. Ein weiteres Thema, das die Gemüter erhitzt, sind die Neuregelungen hinsichtlich der Beschäftigung polnischer Saisonarbeitskräfte. Details erläutert Stefan Schünemann, Rechtsanwalt beim Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau.

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