Das Dorf, das sich wirklich erneuert

BRUCH. Gegen ein Neubaugebiet und um so mehr für die Dorferneuerung hatte sich der Brucher Rat entschieden. Er schaut genau hin, um Leerstände zu vermeiden. Nun nahm der Rat die Altersstruktur unter die Lupe.

"Ich liebe Zahlen", sagt Angelika Orth-Remmy. Und so war die Betriebswirtin als Ratsmitglied dazu auserkoren, die Altersstruktur im Dorf zu ergründen. Ihr Fazit, das sie dem Rat nun vorstellte: "Im Dorfkern sieht es drastisch aus." Spitzenreiter in Sachen Alter ist der Borweg mit 65,2 Jahren im Schnitt und 58 Prozent Menschen, die älter als 70 Jahre sind. Zum Vergleich: Im Neubaugebiet mit vielen Familien liegt der Schnitt bei 25 Jahren. Ortsbürgermeister Fritz Kohl will mit diesen Daten für das Thema mögliche Leerstände sensibilisieren. "Wir haben keine Überalterung, aber wir müssen früh genug Antworten auf den demografischen Faktor finden. So können wir uns ein Bild machen, bei welchen Häusern es wichtig wäre nachzuhaken." Sind die Kinder der Bewohner am Haus interessiert? Gibt es überhaupt Erben? Auf der anderen Seite bekommt Kohl ab und zu Anfragen von Kaufinteressenten oder fragt nach, ob Familien an einem Haus interessiert sind. Bereits vier bis fünf Mal ist es ihm gelungen, Kontakte herzustellen, aus denen sich Kaufverträge entwickelten. Das Ziel: Der Dorfkern soll lebendig bleiben. Anstatt mit einem Neubaugebiet in die Länge zu wachsen, soll sich das 530-Einwohner-Dorf von innen her erneuern. Mit 12:1 Stimmen hatte sich der Rat 2004 für die nächsten 16 Jahre gegen ein Neubaugebiet ausgesprochen. Damit stemmt sich Bruch gegen den Trend, trotz drastisch abnehmender Bevölkerungszahlen in Zukunft, neue Bauplätze teuer zu erschließen. Anton Haubrich von der VG-Verwaltung Wittlich-Land: "In dieser Konsequenz ist in der VG noch niemand diesen Weg gegangen." Bruch setzt auf Dorferneuerungsmittel - mit Erfolg. Seit 1989 ist der Ort im Dorferneuerungsprogramm. 29 Förderanträge hat es gegeben, 3,2 Millionen Euro wurden investiert, davon waren 300 000 Euro Fördermittel. Nicht ein Haus steht leer. Doch die Brucher haben auch Glück. Die meisten Häuser haben einen Garten und sind so für Familien attraktiv. In einem Fall, wo dies anders war, konnte die Gemeinde helfen. Kohl: "Um die Attraktivität zu steigern, haben wir ein benachbartes Grundstück billig verkauft." Ein Glücksfall zwar, doch ohne die Entschlossenheit der Gemeinde wäre der nicht eingetreten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort