Das Ende einer unendlichen Geschichte

Kommt sie, oder kommt sie nicht? Diese Frage mussten sich die Einwohner Wehlens jahrzehntelang stellen. Nun ist es endlich soweit: Am 15. Juli wird die lang ersehnte Ortsumgehung eingeweiht, die den Stadtteil von Bernkastel-Kues entlasten soll.

 Kein leichtes Durchkommen für den Verkehr: Die Hauptstraße in Wehlen ist ein Nadelöhr, da helfen auch entsprechende Hinweisschilder nicht immer weiter. TV-Foto: Nina Ebner

Kein leichtes Durchkommen für den Verkehr: Die Hauptstraße in Wehlen ist ein Nadelöhr, da helfen auch entsprechende Hinweisschilder nicht immer weiter. TV-Foto: Nina Ebner

Bernkastel-Wehlen. 1350 Einwohner hat Wehlen. Fast zehnmal so viele Fahrzeuge quälen sich täglich durch die Hauptstraße des Bernkasteler Vororts. "Wenn es sich hier staut, stehen die Autos teilweise bis nach Wittlich", beschreibt Gertrud Weydert, Ortsvorsteherin von Wehlen, die Situation. Und Grund für Staus gibt es ständig: Mit einer Fahrbahnbreite von teilweise unter fünf Metern, die es vor allem LKW unmöglich macht, nebeneinander die Straße zu passieren, und einer teils kaum vorhandenen Gehwegbreite ist die Wehlener Ortsdurchfahrt ein Nadelöhr. Und ein Unfallschwerpunkt noch dazu: An den Häuservorsprüngen, die an einigen Ecken in die Fahrbahn ragen, blieb schon so mancher Bus oder LKW hängen. Anne Berg, die direkt an der Hauptstraße wohnt, erinnert sich noch daran, wie einst ein LKW die Ecke eines Fachwerkhauses rammte: "Der nahm das ganze Schlafzimmer mit." Ein Wunder, dass es damals nur beim Sachschaden blieb. Zwar war das Thema Umgehungsstraße schon lange vorher in aller Munde, doch erst als das Verkehrsaufkommen in Wehlen Ende der 80er-Jahre immer mehr zunahm, wurde das Projekt mit Nachdruck weiterverfolgt. Im Juli 1992 gingen die Wehlener mit einem Protestmarsch für die Umgehung auf die Straße. Mit Erfolg: Es gab Grünes Licht von Seiten des Landes. Bis zum Mai 2001 mussten sich die Anwohner indes noch gedulden, bis das Planfeststellungsverfahren für das lang ersehnte Projekt abgeschlossen war. Dann der nächste Schock: Im Haushalt des Landes für das Jahr 2001 war die planfestgestellte Straße nicht berücksichtigt. Wieder gingen die Wehlener auf die Straße. "Einige im Ort müssen jetzt richtig Werbung machen"

Ihr Einsatz zeigte Wirkung: Im Herbst 2002 konnten sie endlich den ersten Spatenstich zum Bau der zweieinhalb Kilometer langen ortsnahen Trasse feiern. Sieben Millionen Euro kostete ihr Bau. Ortsvorsteherin Weydert ist stolz auf "ihre" Wehlener: "Sie haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern wir haben das gemeinsam geschafft: Das ist unsere Straße." In dem Bernkasteler Ortsteil fiebern nun alle der Eröffnung der Umgehung am 15. Juli entgegen. "Dann sind wir endlich glücklich", fasst Anne Berg den Gemütszustand im Ort zusammen. Auch Peter Flesch, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei direkt an der Hauptstraße, sieht für sich Vorteile: "Die Leute können dann endlich vor der Tür parken." Gudrun Weydert warnt allerdings vor allzu großer Euphorie: "Wir stehen vor einer großen Herausforderung, denn der Verkehr bleibt ab jetzt draußen." Mit den Fahrzeugen, die ab Mitte Juli den Ort meiden, umfahren auch die Touristen den Ortskern. "Wir müssen jetzt ein Langzeitkonzept entwickeln, um die Touristen anzulocken", meint Weydert, "Wehlen hat ja viel zu bieten: Wein, Naturschutzgebiete, Wanderwege und eine interessante Historie". Metzger Flesch dagegen sieht es pragmatisch: "Einige im Ort, die Hoteliers und Gastronomen, müssen halt jetzt richtig Werbung machen." Und auch Anwohnerin Anne Berg sieht keine großen Probleme: "Für die Hotels kann es doch nur besser werden: Denn wer wollte schon vorher direkt an der Hauptstraße Urlaub machen?"

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