Das Leid der Tiere lässt keinen kalt

Die Folgen der Blauzungenkrankheit lassen sich nicht allein an der Zahl der verendeten Rinder, Schafe und Ziegen festmachen. Für die Landwirte ist die Krankheit der Tiere auch eine seelische Belastung.

Wittlich/Wallendorf. Günther Czerkus aus Wallendorf und Manfred Zelder aus Wittlich kennen sich nicht. Sie haben jedoch eine Gemeinsamkeit, auf die beide gerne verzichten würden: die Angst vor der Blauzungenkrankheit und deren Folgen. Dabei haben der Landwirt und der Schäfer noch Glück gehabt. "Bisher ist nur eine Kuh an der Blauzungenkrankheit erkrankt. Die hat sich aber wieder erholt", sagt Zelder, zu dessen Betrieb insgesamt rund 235 Kühe und Rinder gehören. Auch Czerkus ist nach eigenen Worten bisher glimpflich davongekommen. "Bisher sind 33 Schafe tot", sagt der Schafhalter, zu dessen Betrieb rund 900 Tiere gehören. Bei anderen Schafhaltern seien es inzwischen mehr als 100 Tiere.80 bis 90 Prozent der Tiere sind infiziert

Was den Tierhaltern Sorge bereitet, ist die Ungewissheit, ob die für Menschen ungefährliche Seuche nicht doch noch stärker zuschlägt. "Wenn ich morgens in den Stall gehe, schaue ich mir die Tiere besonders an, ob sich eins nicht unnormal verhält", sagt Zelder. Er weiß, dass wie in der gesamten Region EifelMosel-Hunsrück auch in seinem Betrieb 80 bis 90 Prozent der Tiere das Virus in sich tragen. Günther Czerkus weiß, dass auch sein Bestand durchseucht ist. Ein Teil seiner Herde hat die Krankheit bereits überstanden. Einige seiner Tiere hat er im Stall untergebracht, den er in ein Krankenlager umfunktioniert hat. Dort sind in verschiedenen Boxen Schafe untergebracht. Einige Tiere befinden sich auf dem Weg der Besserung, "bei einigen weiß ich nicht, ob sie überleben", sagt Czerkus. Teilweise sind die Tiere so schwach, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können. "Wir können wenig tun", sagt der Schafhalter. Und das sei wohl Hauptgrund dafür, dass viele Schäfer und deren Gfamilien mit den Nerven am Ende sind. "Da weinen selbst gestandene Männer", berichtet Czerkus. Er und viele seiner Kollegen seien das ganze Jahr über mit den Tieren unterwegs und müssten nun zusehen, wie die Schafe zugrunde gingen.Damit nicht genug. Bisher sind in Deutschland rund 15 000 Tiere an der Blauzungenkrankheit gestorben. Nachdem die nur zwei Millimeter großen Gnitzen als Hauptüberträger Mitte Oktober ihren zweiten Populationshöhepunkt gehabt haben, rechnet Czerkus mit einem Anstieg auf 60 000 Tiere. Auch die Rindviehhalter lässt die Seuche nicht kalt. Bei Manfred Zelder, der auch Vorsitzender des Bernkastel-Wittlicher Kreisbauernverbands ist, klingelt täglich das Telefon. Am Apparat sind Landwirtskollegen, in deren Beständen die Blauzungenkrankheit ausgebrochen ist. Die seien auch mit den Nerven runter, "weil kein Landwirt eine Seuche auf seinem Hof haben möchte". Was Zelder, Czerkus und wohl alle anderen Berufskollegen eint, ist die Hoffnung, dass vor der im August 2008 anstehenden Infektionswelle ein Serum vorhanden ist, mit dem die Tiere geimpft werden sollen. Zuvor möchte Schäfer Czerkus so viele kranke Tiere wie möglich retten. Zudem wünscht er sich, dass bei der Milderung der wirtschaftlichen Folgen sensibel vorgegangen wird. Mit Manfred Zelder stimmt er darin überein, dass die Behörden und Kontrolleure möglichst sensibel vorgehen. "Wir brauchen keinesfalls die Botschaft, dass wir uns an diesem Seuchengang bereichern wollen", sagt Czerkus.

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