Das Leiden regt zum Nachdenken an

WITTLICH. Vor fünf Jahren hatte Johannes Paul II. den Sonntag nach Ostern zum "Sonntag der Barmherzigkeit" erklärt. Nun starb er in der Nacht vor diesem Gedenktag. Viel Gläubige denken nun über Krankheit und Tod neu nach.

In der Nacht seines Todes läuteten auch in Wittlich die Glocken und taten den Tod des Papstes kund, der über ein Vierteljahrhundert lang Millionen von Katholiken angeführt hatte. Spontan sammelten sich daraufhin Gläubige zum Totengebet in der Kirche. Auch in der Wittlicher Pfarrei St. Markus gedachten die Gläubigen ihres Oberhaupts. Vor fünf Jahren hatte Johannes Paul II. den ersten Sonntag nach Ostern als "Sonntag der Barmherzigkeit" eingesetzt, nun starb er in der Nacht auf diesen Tag, an dem in den meisten Gemeinden die Kinder zur ersten Kommunion geführt werden. Die Freude über dieses große Fest ließ sich die Gemeinde St. Markus in Wittlich jedoch nicht nehmen. In Fürbitten gedachte sie des Toten sowie aller, die um ihn trauern, für ihn beten, sich von ihm verabschieden wollen und baten um eine gute Wahl für seinen Nachfolger. Statt einer Predigt wurde in der Frühmesse der von Bischof Reinhard Marx verfasste Nachruf verlesen: Ein großer Zeuge des Glaubens, eine charismatische Persönlichkeit sei er gewesen, ein Mann der Mystik, der die katholische Wahrheit weder verkürzt noch verdunkelt habe. Mit dem "Salve Regina" als Schlusslied gedachten die Gläubigen noch einmal des nach langem Leiden gestorbenen Papstes. Leiden des Papstes bewegt die Menschen

Dr Trierische Volksfreund befragte einige Kirchenbesucher, welche Bedeutung der Papst und sein Tod für sie persönlich hat. Dass er das Christentum hinausgetragen habe in die Welt, erkannten auch evangelische Christen an, die sich als Verwandte von Kommunionkindern am Weißen Sonntag in St. Markus einfanden. Ein großes Kirchenführer sei er allemal gewesen, war gemeinsamer Tenor der meisten Stimmen. Dies sagten auch jene, die den Papst durchaus kritisch betrachtet haben, und denen er im Lauf seiner langen Amtszeit regelmäßig Anlass zu teils heftiger Kritik gegeben hatte.Sie habe am Samstag lange nicht einschlafen können, bekannte Elisabeth Schoppe. Trotz zahlreicher, unumstritten großer Verdienste des Heiligen Vaters habe sie an die anderen denken müssen: Beispielsweise Ernesto Cardinal, Eugen Drewermann, Hans Küng, den französischen Bischof Jacques Gaillot, die alle einen langen harten Kampf mit Johannes Paul ausgefochten und verloren hätten. "Wo viel Licht, da viel Schatten", vielleicht sei das der Kernsatz des Lebens dieses Mannes, sagte Schoppe. Dem schlossen sich Agnes und Paul Claaßen unumwunden an. Zum Leben gehöre der Tod, gehöre Krankheit, Gebrechlichkeit, Schwäche und Leid. Ohne es zur Schau zu stellen, habe Johannes Paul II. dies öffentlich und authentisch gelebt. "Das gehörte zweifellos zu den moralischen Stärken des Papstes." Die überraschend große Anteilnahme der Medien an seinem Leben und Sterben zeuge von der Wirkung dieses Mannes weit über die katholische Welt hinaus.Am Dienstag um 18.30 Uhr wird es in der Wittlicher St. Bernhardskirche ein Requiem für den verstorbenen Papst geben, am Mittwoch um 8.30 Uhr in St. Markus.

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