Das Patenkind lässt von sich hören

WITTLICH. Schreiben wird dieses Patenkind nie, aber dennoch von sich hören lassen, etwa zur Taufe: Um eine Truhenorgel für St. Markus zu finanzieren, bieten die Orgelfreunde Patenschaften vom Notenpult bis zur Pfeife.

Auch Wittlichs älteste Pfeifenorgel hat klein angefangen: 1000 Taler spendete 1767 eine Hofrätin. Viele folgten ihrem Beispiel, so dass zwei Jahre später Gotteslob in St. Markus würdig mit 32 Registern erklang. Nach mehreren Umbauten des Instruments ist es nun selbst von einem anderen Bauprojekt für ein Jahr zum Schweigen gezwungen. Staubdicht verpackt harren seine Pfeifen dem Ende der Renovierungsarbeiten in der Kirche (der TV berichtete). Kirchenmusik gibt es trotzdem, dafür sorgt die so genannte Truhenorgel im Chorraum. Sie ist ein Leihstück, und man sammelt, um sich solch ein Instrument dauerhaft anzuschaffen. Zur Finanzierung sind Spender gefragt, und zwar als Paten. Orgelbank und Windmotor sind schon zu Patenkindern geworden, wie wäre es jetzt noch mit einem Ton aus der Reihe "Gedackt acht" oder "Rohrflöte vier" zu Preisen von zehn bis 50 Euro? Auch die Klaviatur, naturgemäß wichtig und mit 400 Euro datiert, ist noch zu haben, oder ein Notenpult, wie die Hinweistafel unter der Empore zeigt. Sie informiert über die originelle Sammelaktion. Auf einer Übersicht markieren orangefarbene Punkte die bereits reservierten Teile. Für die Spender, die ihren Einsatz auch steuerlich absetzen können, gibt es neben dem klingenden Dankeschön für ihre klingende Münze eine Patenschaftsurkunde. Selbst haben die Orgelfreunde St. Markus 14 000 Euro vom Kaufpreis, etwa 33 000 Euro, schon angespart. Die Stiftung der Stadt unterstützt das Projekt, und Günter Franz, Vorsitzender der Orgelfreunde, hofft auf weitere Sponsoren. Derweil erleben die Gottesdienstbesucher das Leihinstrument nahe dem Altar. Günter Franz sagt: "Jetzt ist es intimer, familiärer, wenn der Chor angesichts der Gottesdienstbesucher singen kann." Auch wenn er selbst, früher als Messdiener in Trier, die besonderen Seiten einer "großen" Orgel erlebt hat: "Neben den Glockenseilen ziehen hat das Treten des Blasebalgs immer Spaß gemacht." Solch begehrte Messdienerdienste sind bei der Truhenorgel mit Windmotor nicht mehr nötig. Sie hat andere Vorteile. Dekanatskantor Reinhold Schneck erklärt: "Es entspricht der Liturgiereform, dass Musik im Altarraum stattfindet und nicht nur Beiwerk ist. Und wir haben gute Erfahrungen damit gemacht. Jetzt können die Besucher nicht nur die Kirchenmusik hören, sondern haben Blickkontakt. Natürlich soll das neue Instrument die alte Orgel auf der Empore mit ihren ganz anderen klanglichen Möglichkeiten nicht verdrängen, aber für Werktagsgottesdienste mit weniger Besuchern beispielsweise ist die Truhenorgel sinnvoll." Schon lange habe man überlegt, eine solche anzuschaffen. Jetzt sei der Zeitpunkt günstig, da man die teuren Leihgebühren während der einjährigen Renovierungsphase in der Kirche einsparen kann. Denn Hubert Fasen aus Oberbettingen, verzichtet auf Miete, weil er das neue Instrument bauen kann, eine Sonderanfertigung. Er erklärt: "Es gibt ein Register mehr als üblich. Das Instrument ist dann für konzertante Musik und Gemeindegesang geeignet." Auch ist an ein Prospekt, also sichtbare Pfeifen gedacht, die unter einem geschwungenen Profil im gleichen Holzton wie das Chorgestühl sitzen. Der Orgelbauer rechnet damit, Mitte des Jahres fertig zu sein. Wer sich für eine Orgel-Patenschaft interessiert: Kontakt-Telefon 06571/6368 und Infos unter www.sankt-markus.de.

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