Das Stadtpalais des Weinhändlers

In Bernkastel-Kues, Am Gestade, steht eines der imposantesten ehemaligen Weinhandelshäuser der Mosel. Vor fünf Jahren noch befand sich das Gebäude in einem erbärmlichen Zustand und drohte zu verfallen — bis es der Bernkastel-Kueser Unternehmer Michael Willkomm kaufte und mit einem Millionenaufwand sanieren und umbauen ließ.

 Vorbildlich saniert: Das ehemalige Weinhändlerhaus in Bernkastel, Am Gestade, wurde im Stile eines französischen Stadtpalais erbaut. TV-Foto: Winfried Simon

Vorbildlich saniert: Das ehemalige Weinhändlerhaus in Bernkastel, Am Gestade, wurde im Stile eines französischen Stadtpalais erbaut. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. Es muss ein sehr reicher Mann gewesen sein, der das repräsentative Gebäude am Bernkasteler Moselufer vor etwa 130 Jahren erbauen ließ. Und er hatte wohl ein Faible für den französischen Klassizismus. Die Architektur des Hauses ist einzigartig an der Mosel. Es ist mit seinem abgewinkelten flachen Dach, der prunkvollen Fassade und den Sandsteinbalustraden einem französischen Stadtpalais nachempfunden. Heute erstrahlt das viergeschossige Haus wieder in altem Glanz und ist ein Schmuckstück für die Stadt.

Michael Willkomm, Inhaber der Weinkellerei Peter Mertes in Bernkastel-Kues, hat es vor sechs Jahren gekauft. Zuletzt gehörte es einer Bank, die froh war, für das Objekt einen Käufer gefunden zu haben.

Wer das Haus um 1880 erbauen ließ, ist unbekannt. Es war ein Weinhändler, der es als Wohn- und Geschäftshaus nutzte. Im 1000 Quadratmeter großen Gewölbekeller wurde Wein gefüllt und gelagert, im Parterre befanden sich das Büro, Sekretariat, zwei Bäder, Küche und Vorratsräume. Die erste Etage, die Beletage, war ausschließlich für Repräsentationszwecke eingerichtet. Von einem abgerundeten Eckbalkon, der auf einer Säulenreihe steht, blickt man auf die Mosel und die Stadt. In den oberen Etagen wohnte die Weinhändlerfamilie.

Michael Willkomm ist auch Weinhändler, sogar einer der größten in Deutschland. Er will das Haus ebenfalls teilweise für Repräsentationszwecke für seine Weinkunden nutzen. Im Parterre ließ er ein hübsches Café mit Küche einrichten. Es gibt dort Seminarräume und Platz zum Präsentieren von Weinen.

In der Beletage werden, wie schon vor über 100 Jahren, Kunden des Hauses empfangen und bewirtet. Willkomm will dort in naher Zukunft ein Restaurant einrichten, so dass jeder die Gelegenheit hat, in den herrschaftlichen Räumen Speis und Trank zu genießen. In der dritten Etage wurde eine große Wohnung eingerichtet, in der vierten Etage sind zwei weitere Wohnungen.

Knapp zwei Milllionen Euro hat der Unternehmer in die Sanierung und den Umbau gesteckt. Die Arbeiten dauerten mehrere Jahre. Willkomm: "Das Dach, die Fassade, die Decken und Fußböden - es war fast alles kaputt." Zuletzt befanden sich in dem Haus zwölf zum Teil sehr kleine Wohnungen, die letzten Mieter hinterließen große Schäden, Dreck und Müll. Anhand alter Fotos ließ Willkomm die schöne Fassade und den ursprünglichen breiten Treppenaufgang wieder herrichten, die Stuckverzierungen an den Decken nachfertigen, Holzböden verlegen und das Dach detailgetreu rekonstruieren und sanieren.

"Wir wollten möglichst den ursprünglichen historischen Zustand des Hauses wieder herstellen", sagt Willkomm. Die umfangreichen Arbeiten wurden ausschließlich von heimischen Handwerksbetrieben erledigt.

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