Das gewünschte Plus ist noch weit entfernt

Der VG-Rat Bernkastel-Kues sähe es gerne, wenn die Verschmelzung von Haupt- und Realschule 2010 käme. Bei der Realschule wird dem Zeitfaktor dagegen keine große Rolle beigemessen.

Bernkastel-Kues. Spätestens 2013 wird es nach dem Willen der Landesregierung in Rheinland-Pfalz keine Hauptschule mehr geben. Für die Stadt Bernkastel-Kues bedeutet dies, dass die Hauptschule und die Freiherr-vom-Stein-Realschule zur Realschule plus verschmelzen sollen.

Der Verbandsgemeinderat hat sich dafür ausgesprochen, die neue Schulform zum Schuljahr 2010/2011 einzuführen (der TV berichtete). Die Verbandsgemeinde ist Träger der Hauptschule, die derzeit von knapp 400 Schülerinnen und Schülern besucht wird.

In besagter Sitzung stellte Bürgermeister Ulf Hangert in knapper Form ein Papier vor, dass Hauptschulrektorin Renate Kirchen für das Gremium erarbeitet hatte. Darin wird eine integrative Form der Realschule plus präferiert. Danach lernen die Schüler bis zur siebten oder achten Klasse gemeinsam und werden erst danach - nach ihren Fähigkeiten - zu den verschiedenen Abschlüssen geführt. Die Realschule will dieses gemeinsame Lernen mit der sechsten Klasse beendet sehen und befürwortet deshalb die kooperative Form. Realschulrektor Bruno Niederprüm sieht seine Schule auch nicht unter Zeitdruck, zum Schuljahr 2010/2011 die Vereinigung zu besiegeln

Der VG-Rat fasste keinen Beschluss über das zukünftige Konzept. Darüber sollen sich, so der Beschluss, die Vertreter der beiden Schulen einigen.

Patrick Haas, Vorsitzender des Förderkreises der Realschule (derzeit 446 Schülerinnen und Schüler), spricht in diesem Zusammenhang von "Aktionismus" und "Schildbürgertum". Es gebe noch kein Gesetz zur neuen Schulstruktur, und trotzdem habe der VG-Rat die Einführung der Realschule plus zum Schuljahr 2010/2011 beschlossen. Die Hauptschulrektorin habe ein fertiges Konzept präsentiert, ohne vorher darüber mit Realschul-Vertretern zu reden. Haas: "Soll so eine zukünftige Kooperation aussehen? Das ist schon fast eine Frechheit."

"Wir sind in der Pflicht Entscheidungen zu treffen und Position zu beziehen", erwidert Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Die Hauptschule genieße einen guten Ruf. Gebe es keine schnelle Entscheidung, bestehe die Gefahr, dass sie doch noch ausblute, "weil die Eltern ihre Kinder dort anmelden, wo Realschule dransteht". In anderen Schulstandorten sei die Entscheidung schon gefallen, merkt er zur Kritik zum Zeitpunkt der Diskussion an.

Was passiert, wenn sich die Vertreter beider Schulen nicht einigen? "Dann wird die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion entscheiden", sagt Pressesprecherin Eveline Dziendziol. Das könne im schlimmsten Fall bis 2013 dauern. Sie geht aber davon aus, dass vorher eine gemeinsame Plattform gefunden wird. "Auch die Politiker werden Druck machen", sagt sie.

Der Kreistag Bernkastel-Wittlich wird am 29. September über den neuen Schulentwicklungsplan beraten. Dabei wird die Problematik in Bernkastel-Kues ausgeklammert.

Meinung

Zerfleischung an der Basis

Kultusministerin Doris Ahnen habe das geschickt gemacht, sagte Dirk Richter (FDP) vor einigen Wochen in der Sitzung des Verbandsgemeinderates. Sie ordne das Ende der Hauptschule an, überlasse es aber den Beteiligten vor Ort, sich auf die zukünftige Schulform festzulegen. Das führe dazu, dass man sich vor Ort zerfleische. Genau danach sieht es derzeit in Bernkastel-Kues aus. Die Verbandsgemeinde, Träger der Hauptschule, möchte die Realschule plus schnell ins Leben rufen, die Realschule hat damit keine Eile. Nach einer schnellen Einigung sieht es nicht aus. Die Vertreter beider Schulen sollten bei ihrem Tun eines bedenken: Es geht nicht um ihre Befindlichkeiten, sondern um das Wohl und die Zukunftschancen der Schülerinnen und Schüler. c.beckmann@volksfreund.de

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