Das größte Problem ist der legale Stoff

Gut 120 Eltern waren ins Atrium des Cusanus-Gymnasiums geströmt, um sich mehr Klarheit rund um die Süchte zu verschaffen. Eine wesentliche Erkenntnis: Die legale Droge Alkohol macht der Polizei den meisten Ärger.

 Unsicherheit und Neugierde: Eltern betrachten die „Drogen-Koffer“ des Jugendbeauftragten der Polizei, Hubert Lenz (rechts), die über illegale Drogen informieren. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Unsicherheit und Neugierde: Eltern betrachten die „Drogen-Koffer“ des Jugendbeauftragten der Polizei, Hubert Lenz (rechts), die über illegale Drogen informieren. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Wittlich. (peg) Es ging an diesem Informationsabend um die Sucht an sich. "Jeder Sucht liegt eine Sehnsucht zugrunde", erklärte Christian Thiel, Suchtpräventionsfachmann der Caritas. Die gilt es aufzuspüren, rät Pastoralreferent Armin Surkus-Anzenhofer, wenn jemand, alt oder jung, einer Sucht in die Fänge zu geraten droht. Bei Jugendlichen stehen die Eltern an erster Stelle mit in der Verantwortung.Doch woran sehe ich, dass mein Kind gefährdet ist, und wie reagiere ich im Ernstfall? Unsicherheit und Ängste dominieren Mütter und Väter beim Thema Sucht, das bei genauem Hinsehen an keiner Familie wirklich vorbei geht.Irgendwie sind alle betroffen, der eine raucht zu viel, der nächste ist essgestört, einer gilt verniedlichend als "trinkfest", wieder ein anderer braucht seit Jahren Schlaftabletten. Das erschwert jedes ehrliche Gespräch. Und doch ist gerade das Gespräch so wichtig, sagen sämtliche Fachleute, und nicht erst, wenn einer straffällig geworden ist. Dann gilt: Ruhe bewahren und die Hilfsangebote der Beratungsstellen vor Ort anzapfen.Dieser Rat kommt von Ulrich Röder vom Landeskriminalamt, Koordinator des Informationsabends in Wittlich. Er ist Teil des landesweiten Gesamtkonzepts "EASI": E wie Erlebnis, A wie Aktion, S wie Spaß, I wie Infos. Mit den Infos begann Röder und richtete sich damit ausdrücklich an die Eltern. Die drei übrigen Punkte wurden in einem Riesen-Event am anschließenden Vormittag für Schüler der Klassen 5 bis 7 abgearbeitet.Auch im Jugendbereich bereite der legale Sektor der Suchtmittel der Polizei die meisten Schwierigkeiten, berichtete Röder. Ecstasy sei dagegen auf dem Rückzug, da auch die dazugehörige Musik allmählich aus der Mode komme. Immer im Trend, auch an Eifel und Mosel, bleiben Marihuana und Cannabis. Die Shisha (Wasserpfeife) neben dem Tisch allein sei jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung, bemerkte Hubert Lenz, Jugendbeauftragter der Polizei. Daraus könne man genauso ganz normalen Tabak rauchen - aber auch den erst ab 16 Jahren. Problematischer als lange Zeit angenommen ist offenbar das Kiffen, besonders für junge Hirne, erläuterte Alexander Marcus, Kinder- und Jugendpsychiater im Trierer Mutterhaus, der dem Alkohol vergleichbares Gefahrenpotenzial bescheinigte.Der Nachwuchs muss also geschützt werden, und das am besten von Anfang an. Aber wie, fragen sich die Eltern. Wiederum raten die Fachleute: Im stetigen Gespräch bleiben, aber auch Freiräume zulassen, um die jugendliche Erfahrungswelt langsam wachsen zu lassen und möglichst konkrete Grenzen aushandeln. Kein "Komm nicht so spät" und kein "Pass auf dich auf": Aussagen wie diese bedeuteten nichts. Handfeste Abmachungen wie "Um 11 bist du zuhause" und das "Du trinkst nicht mehr als drei Gläser Bier" führen weiter. Nur mit fest fixierten Fakten hat der Heranwachsende die Orientierungspunkte, die er benötigt beim Austesten seiner Lebensumstände. Auch, wenn die erste Rauscherfahrung dann da ist: Miteinander darüber sprechen.Diesem Gespräch stellten sich auch zwei Frauen vom Kreuzbund. Selbst trockene Alkoholikerinnen berichteten sie von den Wegen hinein in die Sucht - die oft erstaunlich kurz und schnell sind und auch von denen, die wieder hinausführen. m

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