Demokratie ist mühsam

TRABEN-TRARBACH/MAINZ. Schüler für Politik zu interessieren oder gar zu begeistern, fällt heutzutage immer schwerer. Wie Politik funktioniert, wie ein Parlament arbeitet, das wissen nur wenige. Seit 1985 gibt es das Projekt "Schüler-Landtag", wo die Schüler die demokratischen Spielregeln lernen. Erstmals ist eine Klasse des Gymnasiums Traben-Trarbach dabei.

Die Partei moderner Schulpolitik (PmS) wird am 8. Dezember im Mainzer Landtag einen Antrag einbringen und darin die Einführung eines Schulbuch-Verleihsystems fordern. Die Fraktion, sie besteht aus 25 Mitgliedern, hofft auf Unterstützung aus den Reihen der PSG, der JgK und der GPO. Nein, die etablierten Parteien CDU, SPD, FDP und Grüne haben sich nicht etwa umbenannt oder neu gegründet - sie müssen aber für einen Tag Platz machen für "Jungpolitiker" von vier verschiedenen Schulen im Land. Mit dabei ist die Klasse 10 d des Gymnasiums Traben-Trarbach, außerdem Schüler der Realschule Waldfischbach, der Berufsbildenden Schule Lahnstein und der Goethe-Hauptschule Mainz. Am 8. Dezember fahren die 25 Jungen und Mädchen mit ihrem Klassenlehrer Klaus-Peter Mumbauer nach Mainz, wo sie im Landtag von 10 bis 16.30 Uhr "Parlament spielen". Sie werden auf den Abgeordnetenstühlen Platz nehmen, zuhören, reden, diskutieren und abstimmen - ganz so wie die "echten" Politiker. Es ist ein Spiel, dennoch steckt etwas mehr dahinter. Jede Klasse, sprich Partei, bringt einen Antrag ein, über den beraten und abgestimmt wird. Und geht der Antrag durch, wird er an den echten Bildungsausschuss überwiesen. Und dann ist es durchaus möglich, dass eine der Landtagsparteien CDU, SPD, FDP oder Grüne, die Forderung der Schüler aufgreift und sie durchsetzt. Sollte tatsächlich einmal im Land ein Schulbuch-Verleihsystem eingeführt werden, das Eltern finanziell entlastet, dürfte sich die Klasse 10 d diesen Erfolg auf ihre Fahnen schreiben. Doch noch ist es nicht soweit. Sie müssen sich eine Mehrheit verschaffen und ihren Antrag mündlich begründen. Dafür ist der Fraktionssprecher der PmS, Jens Münster, zuständig. Und während er am Rednerpult steht, wacht Landtagspräsident Maximilian Schröder darüber, dass auch die Geschäftsordnung eingehalten wird. Das Projekt macht den Traben-Trarbacher Gymnasiasten offenbar viel Spaß. Sie haben schon etliche Stunden in das Projekt "Schüler-Landtag" investiert und dabei einige Tipps von echten Landtagsabgeordneten bekommen. Heike Raab und Alex Licht waren schon in der Klasse, weitere Parlamentarier sollen folgen. Dass deren "Job" viel mit reden, argumentieren und überzeugen zu tun hat, haben die Schüler schon gelernt. "Bis wir uns mal einig waren, welches Thema wir aufgreifen, das war nicht so einfach", sagt Kathrin Göbenich. Und Jonathan Lenz meint: "Es dauert lange, um etwas durchzusetzen." Politik ist offenbar ein mühsames Geschäft - das wird den Heranwachsenden deutlich vor Augen geführt. Sie lernen, dass man Forderungen gut begründen muss, dass man sich einig sein muss, dass man Kompromisse eingehen muss und vor allem, dass man Geduld und Zähigkeit haben muss. In dieser Woche waren bereits vier Schüler der Klasse 10 d in Mainz, dort haben sie mit Vertretern der anderen Schulen im "Ausschuss" ihre Anträge besprochen. Gut möglich, dass am 8. Dezember von den anderen Fraktionen einige Änderungsanträge gestellt werden. Aber die Partei moderne Schulpolitik (PmS) hat sich bestens vorbereitet. Detailliert listet ihr Antrag Sinn, Durchführung und Vorteile eines Schulbuch-Verleihsystems auf - es würde das Land und die Eltern finanziell entlasten.

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