Den Kreuzweg nach Rom tragen

BENGEL. Erich Schwind aus Bengel will sich einen Traum erfüllen. Der 75-Jährige ist dabei, 14 Relieftafeln zu schnitzen, die den Kreuzweg darstellen. Im kommenden Jahr will er die Tafeln nach Rom tragen und sie Papst Benedikt XVI. überreichen.

"Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz" heißt die siebte Station des Kreuzwegs. Erich Schwind ist zurzeit dabei, diese erschütternde Szene des Leidens Jesu Christi aus einem Stück Holz herauszuschnitzen. Mit Schlägel und Stecheisen arbeitet er an dem Eichenholzblock, schlägt mal fester, mal vorsichtiger. Unglaublich viel Konzentration und Geduld sind notwendig, um ein Stück Holz "zum Leben zu erwecken". Erich Schwind beherrscht diese Kunst. Sieben Kreuzwegstationen hat er bereits geschnitzt, die restlichen sieben sollen Anfang kommenden Jahres fertig sein. Großes hat er mit den kleinen Kunstwerken vor. Er will sie in der Fastenzeit nach Rom tragen und so seine Dankbarkeit für ein erfülltes Leben ausdrücken. "Ich hatte viel Glück in meinem Leben, jetzt möchte ich mich revanchieren", sagt Schwind. Seit 53 Jahren steuert der Fahrlehrer nebenbei Linien- und Reisebusse, und immer hat er sich und seine Fahrgäste sicher nach Hause gebracht. Natürlich braucht Schwind Mitstreiter, um sein Vorhaben realisieren zu können. Er hofft, Menschen zu finden, die mitgehen und in Etappen abwechselnd die 68 mal 42 Zentimeter großen Holztafeln tragen. "Du bist ja narrisch", sagte ihm ein Freund. Das brachte ihn spontan auf die Idee, die Narren der Region für die Idee zu gewinnen. Schwind appelliert an die Karnevalisten: "Narren der Region, von den Bengeler Möhnen bis zu den Trierer Heuschrecken, vereinigt euch und tragt den Kreuzweg zu Fuß zum Papst." Karfreitag will Schwind in Rom sein, der Weg soll über den Hunsrück, die romantische Straße, den Geburtsort von Papst Benedikt XVI., über den Reschenpass, Bozen, Verona und Florenz führen. Schwind: "Wenn wir 25 Kilometer am Tag schaffen, brauchen wir 60 Tage." Der 75-Jährige, der heute noch gelegentlich am Steuer eines Reisebusses sitzt, war schon 90 Mal in Rom. "Manche meiner Kollegen haben bei Besichtigungen lieber im Bus gesessen und die Zeitung gelesen. Ich bin fast immer mit in die Museen rein", erzählt er. Zu seinem Hobby Holzschnitzen kam er erst vor vier Jahren. Ein Kurs in Oberammergau machte ihn mit der richtigen Technik des Holzschnitzens vertraut. Vor zwei Jahren schuf er sein bislang beeindruckendstes Kunstwerk. Er schnitzte aus einem geleimten Eichenholzblock ein 1,60 Meter großes und fast 60 Kilo schweres Kruzifix. Es ist im Altarraum der Kinderbeuerner Kirche zu bestaunen. Demnächst will er die bereits fertigen Relieftafeln des Kreuzwegs im Kloster Springiersbach ausstellen und hofft so, einen Teil der Kosten für die Wallfahrt nach Rom zusammenzubekommen. Schwind ist davon überzeugt, dass er seinen Traum erfüllen kann. Sein Wahlspruch lautet: "Gebe niemals auf."

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