Den Moselschiffen auf der Spur

Traben-Trarbach/Bernkastel- Kues · Von Eiljachten über Raddampfer bis zum Motorschiff: Die wechselvolle Geschichte der Personen-Schifffahrt an der Mosel ist das Thema eines Buchs, das morgen in Traben-Trarbach vorgestellt wird. Es beinhaltet zahlreiche Hingucker, Dokumente und Zeichnungen.

Traben-Trarbach/Bernkastel- Kues. Den "legendären Raddampfern der Mosel-Dampfschifffahrt AG mit ihren markanten Schornsteinen, die beinahe permanent qualmten, oder ihren außergewöhnlichen Radkästen, in denen sich die Schaufelräder unermüdlich wie ein Mühlrad drehten": Ihnen will Karl-Josef Gilles "ein weiteres Denkmal setzen", wie er sagt. 2010 hat der Historiker am Rheinischen Landesmuseum Trier bereits ein Buch über die Mosel-Dampfschifffahrt veröffentlicht, jetzt widmet er sich der Personen-Schifffahrt.Am morgigen Freitag wird das neue Buch um 17 Uhr im Mittelmoselmuseum Traben-Trarbach der Öffentlichkeit vorgestellt. 220 bisher weitgehend unveröffentlichte Fotografien und Dokumente spannen den Bogen von den getreidelten Eiljachten der 1830er Jahre bis zu den Flusskreuzfahrtschiffen der 80er Jahre. Gilles zeichnet die Entwicklung der Schifffahrt zwischen den Trierer Zollkranen und dem Deutschen Eck nach. Stadt Geschichten

Eines der Kapitel befasst sich mit "Scheids lokale Dampfschifffahrt": "Spätestens 1868 hatte Matthias Josef Scheid die alleinige Verantwortung für die Lokal-Dampfschifffahrt übernommen. Mit seinen Schiffen bediente er weiter verschiedene Streckenabschnitte an der Mosel. Zunächst widmete er sich dem störanfälligen Dampfboot "Stadt Coblenz", das er Anfang 1869 auf der Werft von Schaubach und Cremer gänzlich umbauen ließ, um damit den Betrieb zwischen Koblenz und Trarbach wieder aufzunehmen. Mit der Eröffnung der Moselbahn Koblenz-Trier am 15. Mai 1879 erwuchs der Lokal-Dampfschifffahrt eine starke Konkurrenz, die sie in den frühen 1880er Jahren zwang, den Betrieb an der Untermosel einzustellen und sich auf den Abschnitt Cochem-Bernkastel-Trier zu konzentrieren. Wegen Unrentabilität stellte er zum 25. August 1889 auch den Betrieb zwischen Cochem und Bernkastel ein. Bis zuletzt transportierten die Schiffe auch Güter, wobei die Fracht pro Zentner im Jahre 1895 25 Pfennig, 1903 30 Pfennig betrug. M.J. Scheid führte das Unternehmen bis ins hohe Alter, ehe er es nach 1895 an seinen Sohn abgab.1887: Matrose ertrinkt

Im Laufe der Jahre musste er so manche Rückschläge hinnehmen. Die "Stadt Cochem" erlitt am 27. August 1884 bei Mülheim ein größeres Leck. Am 14. Januar 1887 glitt ein Matrose vom vereisten Deck und ertrank. Am 30. September 1888 sank die "Moselthal" nach einer Havarie bei Wintrich, konnte aber nach Behebung der Schäden auf der Berninghaus\'schen Schiffswerft im November wieder den Betrieb aufnehmen. 1893 gehörte die "Moselthal" wie die "Stadt Cochem" zu den Schiffen, die im Kueser Schutzhafen nach einem verheerenden Eisgang Schaden genommen hatten. In die Schlagzeilen geriet die "Moselthal", als sie am 21. April 1904 anlässlich der Hochzeit des Freifräuleins Helene von Schorlemer aus Lieser und des Freiherrn von Fürstenberg zahlreiche Gäste des deutschen Hochadels von Bernkastel nach Trarbach beförderte. Auf der Rückfahrt kam es zu einem folgenschweren Unfall, nachdem ein Besatzungsmitglied einen Böller gezündet hatte, wobei ein Funke in einen nahe stehenden Pulverbehälter fiel, der daraufhin explodierte und dem Mann schwerste Verbrennungen an Händen und Gesicht zufügte.Mit der Inbetriebnahme der Moseltalbahn von Trier nach Bullay war die Lokal-Dampfschifffahrt unwirtschaftlich geworden. Da all ihre Schiffe älter waren, wurde ihr Betrieb 1904 eingestellt." uq/redDas Buch "Personenschifffahrt im Moseltal 1830-1930" ist erhältlich im Sutton-Verlag, ISBN 978-3-95400-073-9, für 18,95 Euro.

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