Den Trend stoppen

REIL. Die Weinbergsfläche an der Mosel schrumpft. Besonders gravierend ist der Strukturwandel in Reil. Ein Gruppe von Winzern und Bürgern will dem nicht länger tatenlos zusehen.

 Sie wollen, dass in Reil möglichst viele Rebflächen erhalten bleiben. Ortsbürgermeister Artur Greis, Erich Amann und Ortswinzervorsitzender Erich Nalbach (von links).Fotos: Winfried Simon

Sie wollen, dass in Reil möglichst viele Rebflächen erhalten bleiben. Ortsbürgermeister Artur Greis, Erich Amann und Ortswinzervorsitzender Erich Nalbach (von links).Fotos: Winfried Simon

Mit 200 Hektar Rebfläche gehörte Reil einst zu den größten Weinbau treibenden Gemeinden der Mosel. Jetzt sind es noch 120 Hektar, die von nur 25 Haupterwerbswinzern und rund 50 Nebenerwerbswinzern bewirtschaftet werden. In sechs bis sieben Jahren liegen voraussichtlich noch mehr Flächen brach, auf 90 Hektar wird dann die Rebfläche geschrumpft sein."Die Wein- und Kulturlandschaft muss erhalten bleiben", sagt Ortsbürgermeister Artur Greis. Er fürchtet um die gesamte Infrastruktur in seinem 1200-Einwohnerort. Greis: "Jährlich kommen tausende Touristen wegen des Weins und der einmaligen Weinlandschaft nach Reil. Geht die Einmaligkeit unserer Landschaft verloren, stehen die Existenzen vieler Weinbaufamilien und Gastronomen auf dem Spiel.""Es muss etwas geschehen", ist sich Greis sicher. Am 4. Februar kamen daher erstmals in Reil Winzer zu einem Runden Tisch zusammen, um Lösungen zu erörtern, die die Entwicklung im Ort positiv beeinflussen können. Mitte März folgte bereits eine sehr gut besuchte Bürgerversammlung (der TV berichtete), in der erste Maßnahmen diskutiert wurden. Mehrere Möglichkeiten haben sich bislang herauskristallisiert:Man will Weinliebhaber dazu bewegen, ehemals brachliegende Weinberge wieder zu bewirtschaften. Ein positives Beispiel dafür gibt es bereits in Reil. Jürgen Melsheimer, ein aus Reil stammender Baustoffhändler, fing vor 13 Jahren an, zusammen mit zehn Freunden und Berufskollegen in der Reiler Toplage Mullay-Hofberg einen "vergessenen" Weinberg wieder zu bewirtschaften.Zusammenarbeit mit Ökowinzern

Erich Amann, der in Reil viele Jahre eine Etiketten-Druckerei betrieb, und einer der Initiatoren des Runden Tisches ist, sieht gerade hier eine Chance für die Mosel und erinnert an bessere Zeiten: "Kam früher ein Handwerker nach Reil, so kaufte er sich, sobald er einiges Geld übrig hatte, Weinberge. Es war also durchaus lukrativ, neben der normalen Arbeit noch einen Weinberg zu haben."Lukrativ muss es sein, das wissen auch die Teilnehmer des Runden Tisches. Positiv sieht man den Trend zum ökologischen Weinbau. In Reil gibt es überdurchschnittlich viele Öko-Betriebe, rund ein Drittel der gesamten Rebfläche des Ortes wird schon ökologisch bewirtschaftet. Erich Nalbach, Vorsitzender des Ortswinzerverbandes, hält es für vorstellbar, dass konventionell wirtschaftende Winzer eine Gemeinschaft gründen und auf bestimmten Flächen Ökoweine anbauen. An der Vermarktung von Ökowein sind auch zunehmend Kellereien interessiert, die sich gute Geschäfte und einen Imagegewinn erhoffen.Für Nalbach ist es wichtig, dass die Kernlagen erhalten bleiben. In einigen Seitentälern in Reil liegen inzwischen fast alle Weinberge brach. Die Gemeinde beteiligt sich am Biotop-Sicherungsprogramm "Weinbergsbrachen", das unter anderem eine Beweidung ehemaliger Rebflächen mit Ziegen oder Schafen vorsieht. Eine Verbuschung wird so verhindert. Bürgermeister Greis schränkt aber ein: "Das sollten wir aber nur machen, wenn nichts anderes mehr geht."Hoffnung setzt man ferner auf das Fassweinprojekt "Viteus Classic" der Landeslehranstalt Trier. Ziel: Die Winzer produzieren unter exakter Anleitung und Kontrolle der Lehranstalt qualitativ hochwertige Weine, die der Handel zu besseren Preisen aufnehmen soll.

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