Denkwürdiger Tag für die Hochwassergeschädigten

KESTEN. Bei Hochwasser stehen in Kesten bis zu 90 Prozent aller Gebäude unter Wasser. Dieser Zustand, der manche Bürger zum Wegziehen bewegt, soll in circa drei Jahren ein Ende haben.

"Wenn jemand Schutz braucht, dann sind wir das." Fast flehentlich erhob der Kestener Ortsbürgermeister Valentin Zimmer am Dienstagabend seine Stimme. Es war der Aufruf an die vielen Bürger im Saal und damit auch an den Gemeinderat, den vorliegenden Plan für einen Hochwasserschutz abzusegnen. Was auf dem Verhandlungstisch lag, war ein Kompromissvorschlag: ein Plan, der fast allen Häusern bis zu einer gewissen Fluthöhe Schutz bietet, den finanziellen Rahmen aber nicht sprengt."Wir müssen den Plan anerkennen, sonst gehen wir leer aus", stellte Valentin Zimmer fest. Diese Aussage bekräftigte auch Joachim Gerke, Leiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Die ursprünglich ins Auge gefasste große Lösung, die einige Neubauten umfasse, die aber sowieso schon relativ sicher stünden, beziehungsweise ein Damm, auf dem in großer Zahl mobile Schutzelemente installiert werden können, sei nicht zu finanzieren.

Gebaut werden sollen eine 330 Meter lange Mauer (vom Ortseingang aus Richtung Minheim), ein 350 Meter langer Deich und ein weiterer 400 Meter langer Deich. Die Mauer und der 350 Meter lange und der mindestens drei Meter hohe Deich werden unterhalb (Moselseite) der Kreisstraße 134 verlaufen. Der 400 Meter lange Deich, der niedriger ausfällt, zieht sich am Ortsende (Richtung Lieser) in die Gemarkung und läuft bei den Weinbergen aus.

Mit Mauer und Deichen allein ist es natürlich nicht getan. Gebaut werden auch ein Pumpwerk (Leistung vier Kubikmeter pro Sekunde) und drei Druckrohr-Leitungen, die das Wasser, das von hinten in den Ort kommt, in die Mosel leiten. Von einer außergewöhnlichen Flut wie der im Dezember 1993 einmal abgesehen, sollen 90 Wohnhäuser und weitere 80 Gebäude geschützt werden. Die Bauten haben natürlich ihren Preis. Veranschlagt sind knapp 14 Millionen Euro. Zehn Prozent davon trägt die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, den Rest übernimmt das Land.

Das Bauwerk wird die Landschaft verändern. "Der Damm ist hoch. Bisher haben wir von überall her die Mosel gesehen. In Zukunft müssen wir dafür auf den Damm gehen", sagte Valentin Zimmer. Ein Holzmodell im Moselvorgelände zeigt die Dimensionen.

Die Bürger haben sich offensichtlich auch schon darauf eingestellt. Bei der Einwohnerversammlung gab es nur wenig Streitpunkte. Ein Bürger hielt an der großen Lösung (rund um die Neubauten) fest, andere schlugen, im Wissen um die Fluten vom Mai 1983 und im Januar 2003, vor, Deich und die Mauern doch noch etwas zu erhöhen. Ein Hochwasser wie im Mai 1983 sei keine Seltenheit, betonten Jörg Jakoby und Cornelia Grewelding. Jakoby: "Wenn wir dagegen einen Schutz bekommen, sind wir zufrieden."

Speziell dieser Wunsch schlägt sich auch in dem Beschluss-Vorschlag nieder, den der Gemeinderat im Anschluss an die Einwohnerversammlung einstimmig absegnete. Karl-Heinz Ginsbach (SGD Nord) sagte eine wohlwollende Prüfung zu. Voraussichtlich sei mit einem geringen Kostenaufwand eine Deicherhöhung möglich, die ein Hochwasser wie im Mai 1983 von der Gemeinde fern halte.

Außerdem soll geprüft werden, ob der Deich zwischen "Paulinstraße" und "Im Weingarten" etwas verschoben werden kann (in Richtung Lieser).

Die 400 Kestener müssen sich auf rege Bautätigkeit einstellen. Zusätzlich stehen Arbeiten im Rahmen der Dorferneuerung, im Abwasserbereich, an der K 134 und an der Straße nach Monzel an.

Wenn alles planmäßig über die Bühne geht, soll die Hochwasserschutzanlage im Spätherbst 2008 fertig sein. Zuerst einmal stieß der Gemeinderat auf den ersten Schritt an. "Ein denkwürdiger Tag für Kesten", sagte Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues.

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