Denn sie wissen nicht, was kommt

BINSFELD. Der Ausbau des amerikanischen Luftwaffenstützpunkts Spangdahlem erregt die Gemüter. Bei einer Informationsveranstaltung der Ausbau-Gegner geht es um ungeklärte Fragen rund um die Verlagerung der amerikanischen Flugzeuge von Frankfurt in die Eifel.

Welche Folgen hat der Ausbau der amerikanischen Air-Base Spangdahlem für die Anwohner? Gehen Gefahren aus vom Flugtreibstoff JP 8? Und gibt es noch Chancen, den Ausbau zu stoppen oder Veränderungen an den Plänen zu erzwingen? Oder bringt der Ausbau gar nicht die Gefahren mit sich, die Anwohner befürchten? Stellung nehmen zu diesen Fragen werden Christoph Holkenbrinck, Bürgermeister Wittlich-Land, Lothar Herres, Ortsbürgermeister Binsfeld (beide CDU), die Ärztin Susanne Schmitt und Kalle Kress vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland. Terminiert ist die Veranstaltung in der Binsfelder Saalholzhalle auf Freitag, 7. Februar, 19 Uhr. Veranstalter des Gesprächs, bei dem auch Fragen gestellt werden können, ist die Bürgerinitiative Erweiterungs- Gegner Air-Base Spangdahlem (BIEGAS), die nun auch unter www.biegas de im Internet zu erreichen ist.Jörg Berres, Ministerialrat im Wirtschaftsministerium und zuständig für die Verlagerung der Streitkräfte von Frankfurt nach Spangdahlem, war ebenfalls eingeladen. Er sagte ab. Begründung: Er halte am gleichen Abend eine Vortrag in Düsseldorf. Außerdem habe er Gespräche in Verbandsgemeinderäten und in einer Bürgerversammlung geführt. Er sehe deshalb nicht das von der BIEGAS vermutete Informationsbedürfnis.Nicht ohne Grund hat sich die Bürgerinitiative in Binsfeld gegründet. Ein Großteil der Erweiterungsflächen liegt unweit der Häuser der Flugplatz-Anrainer-Gemeinde. Nur gut 500 Meter von Wohnhäusern, Schule und Kindergarten entfernt sollen Stellplätze für Transportmaschinen und zwei Triebwerksteststände entstehen. Vier unterirdische Tanks für den umstrittenen Flugzeugkraftstoff JP 8 werden außerdem zwischen Stellplätzen und Wohnhäusern enstehen. Insgesamt 20 000 Kubikmeter JP 8 können diese Tanks aufnehmen. Nach Angaben der Militärs unterscheidet sich JP 8 vom zivil genutzten Kraftstoff Jet A1 nur durch die Zugabe mehrerer Additive, deren Inhaltsstoffe mit Hinweis auf den Patentschutz nicht alle genannt werden. 0,2 Volumen-Prozent machen die Zusätze aus. Sollten die neuen Tanks - für die keine Gasrückführung vorgeschrieben ist - auf der Air-Base nur dreiviertel gefüllt sein, sind das immerhin 30 Kubikmeter Additive, die unweit Binsfelds gelagert werden. Folgt man dann auch noch den Aussagen der Bundeswehr, enthält JP 8 zwischen 0,1 und 0,15 Prozent des so genannten Additivs FS II, das Vereisung verhindern soll. Dieser Treibstoffzusatz besteht aus Diethylenglycolmonomethylether und gilt als reproduktionstoxisch, sprich: der Stoff kann das Kind im Mutterleib schädigen. 15 Kubikmeter - entspricht 150 Badewannen - dieses Stoffes werden in den neuen Tanks in der Nachbarschaft lagern, wenn diese dreiviertel voll sind.Und auch beim Thema Fluglärm sind nach Ansicht der BIEGAS viele Fragen offen. So gehen die Kritiker des geplanten Ausbaus davon aus, dass im Gegensatz zu den Berechnungen im Lärmgutachten der Lärm - besonders nachts - mehr wird. Dem steht die Aussage des Mainzer Wirtschaftsministeriums gegenüber, das es weniger laut werden wird, wenn die Transportmaschinen aus Frankfurt in die Eifel kommen.Eifeler Jets häufiger in der Welt unterwegs

Ob es weniger Lärm gibt, lässt sich letztendlich dann erst sagen, wenn der erweiterte Flugplatz seinen Betrieb aufgenommen hat. Bis dahin argumentiert das Ministerium mit theoretischen Werten. Denn sowohl der Lärm beim Ausbauzustand, als auch der Lärm beim Ausgangszustand beruhen auf mathematischen Berechnungen und beschreiben einen Dauerschallpegel. Dieser Pegel sagt nichts über Einzelgeräusche bei Starts, Landungen oder Triebwerkstests aus, sondern beschreibt, wie laut es wäre, wenn die Summe alle Lärmereignisse in gleich große "Lärmpakete" auf eine Zeiteinheit umgerechnet wird.Wieviel Lärm derzeit im Jahr verursacht wird, weiß niemand. Das wird nicht gemessen. Grundlage für die Daten sind die Anzahl der Flugbewegungen in einzelnen Flugzeug-Klassen, die von der Air-Force geliefert werden.Fest steht, dass der von Kampf-Jets verursachte Lärm in Zukunft weniger wird, unabhängig davon, ob Transportflugzeuge nach Spangdahlem kommen oder nicht. Grund: Die Air-Force setzt ihre Piloten verstärkt außerhalb der Heimatbasen ein. "Den Plan dafür gibt es schon länger", bestätigt Wolfgang R. Hofmann, Pressesprecher im Hauptquartier der Air-Force in Ramstein. Diese Umorganisation führt dazu, dass ein Teil der Maschinen immer irgendwo in der Welt eingesetzt ist. Nicht mehr auftretender Lärm außerhalb der Eifel eingesetzter Jets wird dadurch nahezu kompensiert, dass es allein während der verkehrsreichsten sechs Monate im Jahr mehr als 1300 zusätzliche Flugbewegungen mit Transportmaschinen und Tank-Flugzeugen geben wird.

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