Der 11. 11. kommt bestimmt

BINSFELD. (peg) Die nächste Fastnacht kommt bestimmt! Ob Zwerge, Wassermänner, Spinnenfrauen oder Gardekostüme: Zur ersten Binsfelder Karnevalsbörse waren die Jecken teilweise von weit her gekommen.

"Dicke Einer - fette Prummeln - lange Uuren...". Mitten im September klang es so oder doch so ähnlich aus dem Kassettenrecorder, den Stefan Schinhofen auf der Theke in der Saalholzhalle platziert hatte, hinter der er Kaffee ausschenkte. Die kölschen Töne unterlegten, dem karnevalistischen Anlass entsprechend, die Verkaufsverhandlungen während der ersten Binsfelder Karnevalsbörse. Die Idee haben sie sich von Badem abgeguckt, erzählt Schinhofen. Er ist der zweite Vorsitzende des örtlichen Karnevalvereins. Sie sind etwa 70 Mitglieder und nennen sich "die Linsenbachnarren", nach dem gleichnamigen kleinen Gewässer. Jedes Jahr zur fünften Jahreszeit stehen die Linsenbacher Kopf: Eine ganze Woche lang wird gesungen, getanzt, getobt und gelacht. Langbeinige Mädels in drei schmucken Garden verdrehen den Binsfeldern den Kopf. Da fallen im Lauf der Jahrzehnte allerlei Kostüme an. Darum also diese erste Börse, der vermutlich weitere folgen werden. Mit seiner Mama ist Lukas Maus von Minderlittgen her gekommen, um sich was Passendes für die Fastnacht 2005 auszusuchen. "Eigentlich wollte ich Ritter werden oder Römer", bekennt er. Nun hat er sich spontan für ein Araberkostüm entschieden: Stolz hält er es auf dem Arm. Auch seine Mutter Nicole arbeitet sich aufmerksam durch das breit gefächerte Angebot für Kinder und Erwachsene. Schillernde Kostüme, die meisten handgeschneidert, liegen, hängen und stehen hier zum Verkauf bereit.Vom Zwergenbart bis zum Hexenhut

Nicole hat für den nächsten Karneval etwas sehr Buntes im Kopf: Etwas mit Petticoats vielleicht, oder lieber die grellen Hippies, die da am Kleiderständer hängen? Sie prüft, überlegt, probiert an. Immerhin müssen die Kostüme flexibel sein: Wenn es an Rosenmontag auf die Straße geht, herrscht in unseren Breiten Winter. Tunlichst sollte die Bekleidung also weit genug sein für wattierte Schichten unten drunter, aber auch schön genug, um zu einer Kappensitzung so richtig was herzumachen. "Es ist einen Versuch wert", glaubt Linsenbach-Vorsitzende Andrea Mayer, als sie von der Kuchentheke her das Getümmel betrachtet. Sonst trainiert sie hier in der Saalholzhalle jeden Mittwoch die Garde und führt bei den Sitzungen durch das Programm. Mayer ist zufrieden mit der Resonanz. Nicht nur Kostüme gehen weg, auch allerlei Zubehör wie schillernde Täschlein, Stiefelchen, Pippi-Langstrumpf-Perücken, Clownsnasen, Zwergenbärte oder Spinnenfrauen- und Hexenhüte. Wie teuer das werden kann, einer Verkleidung den letzten Schliff zu geben, davon kann jeder Fastnachtsnarr ein Lied singen. Wer hier in Binsfeld fündig wird, ist deshalb eine große Sorge los: Die Sorge um das nächste Kostüm nämlich, die einen echten Jecken rund ums Jahr begleitet. Darum kann eine solche Karnevalsbörse gar nicht zum falschen Zeitpunkt kommen. Denn jeck ist man, oder man ist es nicht. In keinster Weise hängt das von der Jahreszeit ab. Und darum kann die Karnevalbörse im September ruhig zur Dauereinrichtung werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort