Der 2004er lockt mit tollem Aroma

BERNKASTEL-KUES. Der Jahrgang 2003 war für die Winzer ein Lehrjahr. Fazit: Ein Übermaß an Sonne und zu viel Alkohol können schaden, wenn der Winzer nicht damit umgehen kann.

Der Riesling hat im Jahr 2004 an Mosel, Saar und Ruwer wieder die Vorherrschaft übernommen. Diese Aussage von Karl-Heinz Frieden, Leiter des Weinbauamts Wittlich, mag verwundern - gilt die Mosel doch als Riesling-Hochburg. Doch der Riesling hat einen großen Konkurrenten: die Weine, die ohne Rebsorten-Bezeichnung auf den Markt kommen. Diese Erzeugnisse lagen 2003 noch an der Spitze. 2004 löste sie der Riesling ab. Von allen Weinen, die vergangenes Jahr über die Prüfstelle gingen, gehörten 48 Prozent in die Kategorie "Riesling". "Es gibt wieder einen Riesling-Trend", sagte Frieden bei der Bernkasteler Weinbaufachtagung, die in der voll besetzten Mosellandhalle über die Bühne ging. Insgesamt sind 5271 Hektar mit der edelsten aller Traubensorten bepflanzt. Die Gesamt-Anbaufläche ging weiter zurück - von circa 9280 auf 9124 Hektar. Der Rückgang habe sich aber verlangsamt, berichtete Frieden.Selbstvermarkter bieten ausgewogenes Spektrum

Aufschlussreich ist der Blick auf die Geschmackssorten. Während die Selbstvermarkter ein ausgewogenes Verhältnis (52 Prozent trocken und halbtrocken, 48 Prozent lieblich/süß) aufweisen, liegt die Produktion bei Genossenschaften und Kellereien zu 88 Prozent im lieblichen und süßen Bereich. Geprägt war das vergangene Jahr von der Diskussion über den so genannten Jahrhundertjahrgang 2003. Aus diesem Jahrgang könnten die Winzer wertvolle Erkenntnisse ziehen, sagte Udo Bamberger (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe). "Manche Winzer haben dicke Backen gemacht und wollten super trockene Weine machen. Doch sie waren im Alkohol oft überbetont", sagte er. Seine Schlussfolgerung: "Weniger Sonne und weniger Alkohol bewirken beim Weißwein manchmal mehr." Der 2003er sei ein Lehrjahr für alle mit dem Wein Beschäftigten gewesen, meinte Bamberger: "So etwas steht in keinem Lehrbuch." Wer marktgerechten trockenen Wein produzieren wolle, solle dies nach den strengen Kriterien der Riesling-S-Linie tun. "Riesling S zeigt den Weg", sagte der Experte. Zumindest müsse der Erzeuger aber kräftige harmonische Qualitätsweine oder hochreife Spätlesen als Ausgangsprodukt verwenden - und keine "kleinen Kabinette".Bamberger fordert mehr Gutsabfüllungen

Udo Bamberger fordert Bezeichnungsunterschiede zwischen Fasswein und Direktvermarktung. "Wegen der Preisentwicklung gibt es keine andere Wahl." Die Selbstvermarkter forderte er auf, ihre Weine als Gutsabfüllung zu deklarieren. "Das ist ein unschätzbarer Wert", glaubt er. Glanz und Elend liegen aber auch für Bamberger immer noch nah beieinander. "Es geht vielen Winzern zu schlecht, um alles so zu belassen, wie es ist", sagte er. Andererseits sorgten die Edelsüßen in den USA für Furore: "Die Amis trinken den Deutschen vor, dann machen die es nach." Trotz aller Probleme sieht Bamberger eher positiv in die Zukunft, wenn die Weinerzeuger sich am Markt orientieren. "Der deutsche Wein hat enormen Aufwind", sagte er. Positiv sieht er auch dem 2004er entgegen. "Er liegt über dem Durchschnitt und hat phantastische Aromen von Zitrus, grünem Apfel und Grapefruit." Es blieb an diesem Nachmittag aber nicht beim Reden. In einer Probe präsentierte Udo Bamberger den Winzern im Saal gute und weniger gute Beispiele aus dem Jahrgang 2003.

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