Der Aal soll leben

BERNKASTEL-KUES. (cb) Auf dem Weg zu den Laichplätzen warten viele Gefahren auf die Mosel-Aale. Die größte sind die Kraftwerks-Turbinen.

Jedes Jahr wenn die Laichzeit naht, machen sich circa 25 000 Aale aus der Mosel auf den Weg in die Sargasso-See im Atlantik. Viele von ihnen schaffen es aber nicht einmal bis zum Rhein. Eines der Kraftwerke wird ihnen zum Verhängnis. Allein zwischen Trier und Koblenz gibt es davon zehn, die von der RWE Power AG betrieben werden. Weil die Fische sich an der Hauptströmung orientieren, geraten sie in die Turbinen, in denen ein Viertel getötet oder verletzt wird. Seit 1996 besteht deshalb die Aalschutzinitiative Rhein-Pfalz/RWE Power AG. Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Berufsfischern wird nach Möglichkeiten gesucht, Aale in ihrem Wanderverhalten zu unterstützen und Schädigungen durch Kraftwerks-Turbinen deutlich zu verringern. Das Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen hat Untersuchungen vorgenommen. Dabei ging es unter anderem darum, ob die Rechen, die vor den Kraftwerken Äste und Unrat auffangen, so gestaltet werden können, dass die Aale profitieren.RWE: "Das ginge in die Millionen"

Fazit: Ein wirksamer Schutz ist so nicht zu erreichen. Es wäre überdies ein erheblicher finanzieller Aufwand nötig. "Das ginge in die Millionen", sagt Michael Moltrecht, Leiter des Betriebs Bernkastel der RWE Power AG. "Es geht aber um die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie", verdeutlicht Lothar Jörgensen (Obere Fischereibehörde) die Aufgabe. Eine Sofortmaßnahme greift schon. Während der Wanderphase fischen Berufsfischer Aale auf Kosten der RWE Power vor den Kraftwerken ab. Die Tiere werden zum Rhein transportiert und dort wieder ausgesetzt. Doch das reicht noch nicht. Deshalb soll ein so genanntes Turbinenmanagement geschaffen werden. Die Turbinen sollen während der Wanderphase so gesteuert werden, dass deutlich mehr Aale ihren Weg finden. Möglich wird dies, weil die Leit- und Steuerungstechnik per Computer geregelt wird. "Vor zehn Jahren wäre das noch unmöglich gewesen", sagt Michael Moltrecht. Und was wird verändert? Um es einfach auszudrücken: Der Öffnungswinkel der Laufräder wird vergrößert. Das geht zwar mit einer Leistungseinbuße der Turbinen einher, doch fällt dieser wirtschaftliche Verlust nicht so hoch aus, wie der Einbau anderer Rechen kosten würde. Unter Leitung von Professor Jürgen Köngeter wird an der Aachener Hochschule am Turbinenmanagement gearbeitet. Wenn es steht (Ende 2006), soll noch ein Frühwarnsystem entwickelt werden. Dies könne nur im Einvernehmen mit den Berufsfischern geschehen, betonen die Experten. Ihre Erfahrung sei unverzichtbar. "Der Aal ist weltweit in seinem Bestand stark gefährdet", sagt Jörgensen. Das Projekt an der Mosel soll mithelfen, dass wieder mehr Tiere den Weg zu ihren Laichplätzen finden.

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