Der Alte geht, der Neue kommt

NIEDERSCHEIDWEILER. (peg) 1000 Schnittchen und ein Reisegutschein zum Abschied: Pfarrer Stefan Trauten verlässt Niederscheidweiler mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Als der Pfarrer vor acht Jahren aus dem Saarland nach Niederscheidweiler wechselte, hatte man ihn gewarnt: In die finsterste Eifel würde er nun kommen und zu einem ziemlich schwierigen Menschenschlag. Alles Quatsch, soviel hatte der heute 45-Jährige schnell herausgefunden. "Ich habe hier sehr offene Menschen getroffen, die neue Ideen stets aufgegriffen und gerne ausprobiert haben", lautet sein Urteil über die Schäfchen, die er hier begleitet hat. "Ich habe mich unheimlich wohl gefühlt." Nun zieht er von dannen in Richtung Neuerburg/Eifel. Seine alten Pfarreien bereiteten ihm zwei rauschende Feste. Morgens eines in Hontheim, am Nachmittag ein zweites in Niederscheidweiler. Hier war nach einer festlichen Messe das Bürgerhaus gerichtet, in dem sich auch zu späterer Stunde noch Gäste einfanden. Auffallend viele junge Menschen und Familien mit Kindern wollten Abschied nehmen von Trauten, der sich nicht zuletzt mit einer außergewöhnlichen Ferienaktion Freunde geschaffen hatte. Kürzlich erst war er von einer Fahrradtour mit fast 20 Messdienern aus Österreich zurückgekehrt: Von Linz bis Wien war die Reise gegangen; übernachtet hatte man in Pfarrhäusern und Jugendherbergen. Und weil seine zweite große Leidenschaft neben dem Priesterberuf, das Reisen, sich längst herumgesprochen hat, überreichte Bürgermeisterin Inge Sliwka stellvertretend für alle Zivilgemeinden, in denen Trauten gewirkt hatte, das passende Abschiedsgeschenk: ein Reisegutschein, bei Gelegenheit einzulösen an der alten Wirkungsstätte. "Sie haben uns in diesen acht Jahren nahe gebracht, dass unser Herrgott ein gütiger Gott ist, dass Rom weit ist und dass es gilt, hier vor Ort lebendige Kirche zu leben im Miteinander der Menschen", so Sliwka, die mit Trauten 1995 den Rundgang durch das Pfarrhaus gemacht hatte, in dem er später wohnen sollte. 1000 Schnittchen hatten die Frauen aus Ober- und Niederscheidweiler bereitet. Der gemeinsame Kirchenchor, auf den der Pfarrer übrigens besonders stolz ist - "Er hat einen ordentlichen Altersdurchschnitt" - sang Lieder in der Kirche und im Bürgerhaus. Am Rande bekam der Pfarrer viele Komplimente, wie etwa das Lob des jungen Michael Rach mit der Flasche Limo unterm Arm: "Cool ist er!" Die Seelsorgeeinheit Niederscheidweiler/Hontheim/Strotzbüsch mit den angeschlossenen Filialkirchen Krinkhof, Immerath, Oberscheidweiler und Wispelt stellt eine Besonderheit dar: Sie übergreift die Landkreise Bernkastel-Wittlich und Daun sowie die Verbandsgemeinden Daun, Manderscheid und Kröv-Bausendorf. Bei so viel Besonderheiten und so großer Beliebtheit ist es kein Wunder, dass Trauten befürchtet, einer kleinen schlechten Angewohnheit von Bischof Marx zu verfallen. Der habe in den Anfängen seiner Amtszeit immer gesagt "Bei uns in Paderborn...". Trauten: "Wahrscheinlich werden die Neuerburger von mir noch eine Weile zu hören bekommen: 'Bei uns in Niederscheidweiler war das so und so.'" Auch Stefan Trautens Nachfolger stellte sich im Zuge der Feierlichkeiten vor. Ulrich Schäfer heißt der neue Mann, der nun in seine Fußstapfen tritt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort