Der Ausblick reicht nicht

Die Burgruine Landshut hoch über Bernkastel-Kues führt ein Schattendasein. Ein Sachverständiger erarbeitet auf der Basis historischer Erkenntnisse Vorschläge, wie das Gemäuer an Attraktivität gewinnen kann

Bernkastel-Kues. "Was für ein Blick!" Das ist meist der erste Ausruf der Besucher, die das Gelände der Burgruine Landshut hoch über Bernkastel-Kues betreten. Moselaufwärts geht der Blick bis nach Mülheim und Monzel, moselabwärts bis fast nach Zeltingen-Rachtig. Auf einem Bergrücken gelegen, dürfte die Burg ihren früheren Bewohnern guten Schutz geboten haben. Wer in der Hoffnung kommt, in die Geschichte eintauchen zu können, wird aber enttäuscht. Der Besucher kann die Aussicht genießen und es sich im Café-Restaurant gut gehen lassen. Doch das war es auch schon.

Doch das soll nicht so bleiben. "Wir wollen die Burg in Wert setzen", sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. "Die letzten 30 Jahre ist sie wie ein Stiefkind behandelt worden", gibt er zu.

Gezwungenermaßen musste die Stadt vor einigen Jahren bereits tätig werden, als sich Steine aus der den Innenhof umgebenden Mauer lösten. Mitarbeiter des Bauhofs haben deshalb die Fassade und die Mauerabdeckung saniert (der TV berichtete).

Auch ein Teil des Turms wurde instand gesetzt. Der obere Teil fehlt allerdings noch. Hier, so Port, solle eine Fachfirma tätig werden.

So weit die Arbeiten, die der Sicherheit geschuldet sind. Doch es wird auch über eine Kür nachgedacht. Die Burg war zu ihrer Blütezeit von terrassenförmig angelegten Festungsmauern umgeben. Diese sind im Laufe der Zeit von Bäumen und Büschen in Beschlag genommen worden und nur noch zu erahnen.

"Das ist keine 08/15-Anlage"



Die dem an der Mosel zugewandten Hang liegenden Mauern sollen freigelegt werden. Diese dann, wie schon die Burg, anzustrahlen, würde die Stadt noch attraktiver erscheinen lassen, sagt Wolfgang Port.

Untersucht werden soll, wie im Mittelalter die Wegeführung hin zur Burg war. Dieser Weg soll rekonstruiert werden.

Eine weitere Vision: Auf zwei Plattformen könnte ein Freiluft-Theater nach Art eines Amphitheaters entstehen. Zudem soll die Gastronomie aufgewertet werden. Auch hier könnte es Anleihen ans Mittelalter geben.

Bauliche Veränderungen können nur im Einklang mit der Denkmalpflege erfolgen. Deshalb hat die Stadt einen Burgen-Sachverständigen mit einer Bestandsaufnahme beauftragt. Der Bau-Archäologe Achim Wendt aus Heidelberg war bereits mehrfach vor Ort. Er befindet sich derzeit in der "Sortierungsphase". Sie soll Ende November abgeschlossen sein.

Erst wenn er Vorschläge unterbreitet, kann auch über Kosten und mögliche Zuschüsse geredet werden. Wendts erstes grundsätzliches Urteil: "Die Ruine soll als Ruine erhalten bleiben". Mit anderern Worten: Neuerungen sollte es nicht geben. Veränderungen seien nur im Rahmen der historischen Erkenntnisse wünschenswert.

Leicht sei es nicht, der Geschichte der Burg auf die Spur zu kommen, sagt Wendt. In den vergangenen 100 Jahren sei am Mauerwerk so viel saniert worden, dass die Original-Reste nur schwer zu identifizieren seien.

Erkennbar sei, dass es von der Stadt aus einen Weg hinauf gegeben habe. Dessen Rekonstruktion sei ein wichtiger Teil seiner Arbeit.

Für einen Mann wie Wendt birgt solch ein Gemäuer natürlich viele Besonderheiten. So sei zu erkennen, dass Turm und Ringmauer nicht zur selben Zeit entstanden sind, berichtet er. Eines hat der Mann, der schon viele Burgen untersucht hat, bereits festgestellt. "Das ist keine 08/15-Anlage."

Extra
Burg Landshut: Es steht nicht genau fest, wann die Burg Landshut erbaut wurde. Als sicher gilt, dass der Propst Adalbero der erste im Jahr 933 erwähnte Besitzer des Gemäuers war. Streitigkeiten der damals Regierenden führten dazu, dass Erzbischof Johann I. die Burg 1201 niederreißen ließ. Ende des 13. Jahrhunderts entstand ein Neubau. 1505 wurde die Kurtrierer Burg erstmals als "Landshut" bezeichnet. Sie war Sitz eines Amtmanns, der das Kurtrierer Amt verwaltete. Am 8. Januar 1692 wurde die Burg durch einen Brand zerstört und nicht wieder aufgebaut. Seit 1920 ist die Ruine im Besitz der Stadt Bernkastel-Kues.

Meinung

Märchenhafte Aussichten

Im Zusammenhang mit der Burgruine Landshut war an dieser Stelle schon vom Dornröschen-Schlaf die Rede und von der Suche nach dem Prinzen, der sie wachküssen sollte. Noch ist nicht viel passiert. Die bisherigen Arbeiten haben in erster Linie dem Sicherheitsgedanken Rechnung getragen. Aber es gibt, und das ist erfreulich, Visionen für eine Attraktivitäts-Steigerung. Wunder sollten dabei nicht erwartet werden, und es wird auch eines langen Atems bedürfen. Über Kosten kann überhaupt noch nicht geredet werden. Vielleicht machen sie auch manche Vision zunichte. Aber es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich das Aschenputtel langsam in eine Schönheit verwandelt. Märchenhafte Aussichten für das Herz der Mittelmosel! c.beckmann@volksfreund.de

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