Der Beruf hilft Kappes

ZELTINGEN-RACHTIG. Es gibt sicher leichtere Ämter als das des Ortsbürgermeisters von Zeltingen-Rachtig. Manfred Kappes sieht den kommenden Jahren aber in freudiger Erwartung entgegen.

Am Abend des 14. Juni ist in Rachtig ausgiebig gefeiert worden. Im Mittelpunkt der Feiern stand Manfred Kappes. Er hatte am Abend vorher die Ortsbürgermeister-Wahl gewonnen. Und weil es seit Urzeiten immer nur Bürgermeister aus Zeltingen gab, genossen die Rachtiger diese Stunden ganz besonders. Damit rechnen konnten sie nicht unbedingt, denn immerhin zählt Zeltingen etwa 200 Einwohner mehr als Rachtig.Spannungen sind immer noch vorhanden

"Dass die Rachtiger zusammenhalten, war mir klar", sagt der 41-Jährige. Folglich war auch die Wahlbeteiligung in Rachtig höher. Und so schaffte Kappes, was kaum einer für möglich hielt. Er schlug bereits im ersten Wahlgang die beiden Gegenkandidaten, Amtsinhaber Hans-Peter Ehses und Michael Mentges, aus dem Feld. Es gibt Rachtiger, die schon seit Jahren behaupten, dass von einem Ortsbürgermeister aus Zeltingen nichts Gutes nach Rachtig herüberschwappt. Es gibt aber auch Rachtiger, die sagen, dass gerade Ex-Bürgermeister Hans-Peter Ehses viel für Rachtig getan habe. Aus den Anmerkungen wird ersichtlich, dass das Verhältnis zwischen den Bürgern beider Ortsteile nicht frei von Spannungen ist. In den vergangenen Jahren ist es allerdings ruhiger geworden. Noch im Jahr 1997 wäre die Situation allerdings fast eskaliert. Damals gab es einen Bürgerentscheid. Die Bürger stimmten darüber ab, ob das so genannte Schorlemer-Haus in Zeltingen in ein Bürgerhaus umgebaut werden sollte. Die Mehrheit stimmte gegen diesen Ausbau. In Rachtig gingen damals 90, in Zeltingen 85 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne. In den Tagen und Wochen danach war sogar von einer Trennung der beiden Ortsteile die Rede. "Das war keine leichte Zeit", gibt auch Manfred Kappes zu. Damals, so Kappes, sei es vor allem um die Kosten gegangen. Die Wogen haben sich geglättet. Der Gemeinderat hat sich auf eine Umbau-Variante geeinigt, die billiger ist und das Anwesen trotzdem zu einem Schmuckstück und einem Ort für hochwertige Veranstaltungen macht (der TV berichtete). Kappes spricht von einer "Lösung über Kompromisse" und einer "Transparenz der Kosten". Überhaupt sieht Kappes, der in den vergangenen fünf Jahren erster Beigeordneter und zudem Rachtiger Ortsvorsteher war und auch noch ist, nur noch ein geringes Spannungsfeld. "Ich bin von den Zeltingern sehr positiv aufgenommen worden", erzählt er. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass er von sich sagt, "zuhören zu können". Kappes: "Ich treffe auch nur selten direkt Entscheidungen. Ich schlafe lieber eine Nacht drüber." Vielleicht hilft ihm sein Beruf beim Umgang mit den sicher immer noch vorhandenen unterschiedlichen Charakteren in seinem Heimatort.Kappes: Baulücke soll geschlossen werden

Kappes ist Pflegedienstleiter im Caritas-Altenzentrum Mittelmosel und damit verantwortlich für 90 Pflegekräfte, davon 50 Vollzeitbeschäftigte. "Der Tod gehört dazu", sagt der gelernte Krankenpfleger über den täglichen Umgang mit den pfegebedürftigen Menschen. Natürlich sei das auch eine psychische Belastung. "Aber man stumpft nicht ab", sagt er über sich und seine Mitarbeiter. Vielleicht kommen manche Nickeligkeiten zwischen den Ortsteilen auch nur auf, weil es noch eine räumliche Trennung zwischen der Bebauung gibt. Diese Baulücke möchte Kappes gerne geschlossen sehen. Er kann sich dort sogar ein kleines Dorfzentrum vorstellen. Bisher steht dem aber noch die Auffassung der Kreisverwaltung gegenüber, den Grünstreifen zwischen den Ortsteilen zu erhalten. Einen räumlichen Kompromiss hat der neue Ortsbürgermeister aber auch schon in die Wege geleitet. "In Zukunft werden die Gemeinderatssitzungen abwechselnd in Zeltingen und in Rachtig stattfinden", sagt er. Bisher fanden sie, bis auf Ausnahmen, in Zeltingen statt.

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