Der Große schützt den Kleinen

ZELTINGEN-RACHTIG. Was macht ihn aus, den Pfadfinder im 21. Jahrhundert? Die Jugend wird spielerisch in die Gemeinschaft integriert. Einer ist für den anderen da, das ist eines der hehren Ziele.

 Seit September sind die Jugendlichen bei der Rachtiger Pfadfinderschaft aktiv. Betreut werden sie von Sandra Althoff (hinten Mitte) und Stammesvater Stefan Morbach (hinten rechts). In einer Versprechungsfeier werden sie im April offiziell als Wölflinge im Rachtiger Pfadfinderstamm der Deutschherren aufgenommen. TV-Foto: Claudia Müller

Seit September sind die Jugendlichen bei der Rachtiger Pfadfinderschaft aktiv. Betreut werden sie von Sandra Althoff (hinten Mitte) und Stammesvater Stefan Morbach (hinten rechts). In einer Versprechungsfeier werden sie im April offiziell als Wölflinge im Rachtiger Pfadfinderstamm der Deutschherren aufgenommen. TV-Foto: Claudia Müller

Man erkennt sie an ihrer Kluft und den bunten Halstüchern. Aber was steckt hinter dieser Jugendorganisation? Lord Robert Baden-Powell gründete 1907 in England die weltweite Jugendbewegung der Pfadfinder, zwei Jahre später gab es die erste Pfadfinderbewegung in Deutschland. Seine Idee war, die Jugend spielerisch an ein einfaches und natürliches Leben heranzuführen und aus begeisterungsfähigen Jungen ganze Kerle zu machen. Dabei lernten sie, unter eigener Führung spielerisch Verantwortung zu übernehmen und sich in die Gemeinschaft einzufügen. Weltweit sind die meisten Pfadfinder einem einheitlichen Verband angegliedert, in Deutschland gibt es viele Einzelverbände. Der 1954 gegründete Stamm der Rachtiger Pfadfinder gehört zur katholischen Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), der in der Bundesrepublik zirka 100 000 Mitglieder hat. Lord Robert Baden-Powell wurde am 22. Februar 1857 geboren, anlässlich seines Geburtstages und des 100-jährigen Bestehens der Jugendbewegung wurde gestern weltweit der "Thinking Day" mit vielen Aktionen gefeiert. Seit 1971 dürfen auch Mädchen Pfadfinder werden. Die neunjährige Jasmin Derkum ist seit September dabei. "Es macht riesigen Spaß, wir basteln, spielen verstecken", sagt sie, und Josefine Morbach fügt hinzu: "Wir machen viel mit Farbe und haben Schaukelpferde oder Tannenbäume als Weihnachtsgeschenke gemacht". In der Gruppe der "Wölflinge", die von Sandra Althoff geleitet wird, sind derzeit zehn Mädels und Jungs aktiv. Sandra selbst ist seit 1990 Pfadfinder. "Unsere Gruppenstunden machen sehr viel Spaß", sagt sie und schwärmt zudem vom jährlichen Zeltlager. "Wir lernen die Wegzeichen kennen, die man im Wald beachten muss", berichtet Sebastian voller Stolz. "Dann kennt man sich im Wald aus". Doch was sind Pfadfinder? "Wir wollen dem Mitmenschen brüderlich begegnen", sagt Stammesvater Stefan Morbach. "Der Große schützt den Kleinen", ist eines der hehren Ziele. Die Pfadfinderschaft im 1200 Einwohner zählenden Ortsteil Rachtig hat 170 Mitglieder, manch einer stammt aus den Nachbargemeinden. Die Kluft ist militärischen Ursprungs, sie wurde den Diensthemden südafrikanischer Polizisten nachempfunden, und ist ein Symbol der Gemeinschaft. An der Farbe der Halstücher ist die Altersstufe erkennbar. Die Pfadfinder leben getreu dem Wahlspruch: Das Beste tun (Wölflinge), allzeit bereit sein (Pfadfinder), dienen (Rover) und die tägliche gute Tat. Die Pfadfinder geben sich weltweit die von Herzen kommende linke Hand zur Begrüßung, dabei bilden die Mittelfinger eine Einheit, die die drei Werte Treue, Bereitschaft und Gehorsam symbolisieren. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sich der "Stamm Deutschherren" nicht nur in Bezug auf pfadfinderische Jugendarbeit, sondern auch in vielen anderen Bereichen des Dorflebens, wie Durchführung der Kappensitzungen und Mitwirkung bei den Veranstaltungen des Vereinsrings, etabliert. Am 23. April, dem Namenstag des heiligen Georg, ist die Versprechensfeier. Dann werden die Wölflingen in einem Gottesdienst mit ihrem Pfadfinderversprechen feierlich in die Gemeinschaft aufgenommen.

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