Der Hahn ist wieder da

RIVENICH. Der Wetterhahn wird heute auf den renovierten Rivenicher Kirchturm gesetzt. Bereits am Samstag ist der Hahn von den Dachdeckern von Haus zu Haus getragen worden.

Heribert Kohl gehört zu den Rivenichern, die heute, Montagmorgen um 10 Uhr, zum zweiten Mal innerhalb von 40 Jahren erleben werden, wie der Wetterhahn auf die Spitze des Rivenicher Kirchturms aufgesetzt wird. Kohl hatte 1967 beobachtet, wie Dachdeckermeister Michael Eifel aus Sehlem ohne Gerüst den Kirchturm durch den Dachausstieg erklomm und den Hahn oben montierte. Weil die Hülse, in der sich der Hahn dreht, zu lang gewesen war, musste der Dachdecker 30 Fünf-Pfennig-Stücke zur Verkürzung des Hohlraums in die Hülse hineingelegen, damit sich der Hahn im Wind auch richtig drehen konnte. Dann waren jedoch einige der Fünf-Pfennig-Stücke herausgefallen. Eifel musste ein zweites Mal auf den Turm hinauf. "E.F. 1967", das steht auf dem Wetterhahn eingraviert. Die alte Gravur ist bei der jetzt erfolgten Neubelegung mit Blattgold erhalten geblieben. Edmund Follmann war der damalige Rivenicher Schmied, der den Wetterhahn aus Schmiedeblech hergestellt hatte, erinnern sich Roswitha Wagner und Hildegard Wey. Am Samstag konnten das alle Rivenicher sehen. Die Dachdecker Michael Fritz und Ronny Schulte fuhren den Wetterhahn mit dem Handwägelchen von Haus zu Haus. "Oh, so sieht der Kirchturmhahn von ganz nah aus", war die überraschte Reaktion vieler Leute. Gerne haben sie dem Spruch der Dachdecker zugehört: "Wir bringen euch den Kirchenhahn, er zeigt euch stets gut Wetter an. Er zeigt euch Norden, Süden, Osten, Westen, und macht, dass ihr das Trinkgeld nicht vergesset." Ein Trinkgeld war erbeten, aber nicht erzwungen, darauf legen die Dachdecker Wert. Der Rundgang wurde initiiert von Jürgen Thieltges, Chef der Bedachungsfirma Thieltges-Zunker aus Dreis, die den erneuerten Rivenicher Kirchturm gedeckt hat. "Es ist mir ein großes Anliegen, das uralte Brauchtum zu erhalten", sagt Thieltges. Er hat in knapp einem Dutzend Orten in den vergangenen Jahrzehnten bereits den Hahn rund getragen, unter anderem in Bergweiler, Binsfeld, Heckenmünster, Musweiler, Dierscheid und Greverath. Das Aufsetzen am heutigen Montag wird aus Sicherheitsgründen nicht mehr freikletternd erfolgen. Das Gerüst von den Renovierungsarbeiten steht noch. Und so werden Heribert Kohl und die Rivenicher gerne zusehen, wenn Dachdeckermeister Jürgen Thieltges den in frischen Glanz erstrahlten Kirchenhahn aufsetzen wird. Manche dann zum zweiten Mal in ihrem Leben.

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