Der Herr Professor aus der Bierstadt

Schöne(?) neue deutsche Weinwelt. Da kommt ein etwasgewöhnungsbedürftig beschuhter Professor aus der BierstadtMünchen an die Stätte des ältesten deutschen Weinbaus, weist aufeine zwölf Jahre währende Forschungsarbeit hin und diktiert denzahlreichen Weinexperten aus der gesamten Republik in ihreWeinfibel, dass sie und wie sie künftig ihre Rebensäfte als"Members der sensuellen Gesellschaft" zu verkaufen haben. Wennsie wirtschaftlich nicht untergehen wollen. Der eloquente Bajuware schreckt nicht davor zurück, "heilige Kühe" in einem traditionellen und kulturbeladenen Bereich zur Schlachtbank zu geleiten. Der Weg dorthin ist vermint mit Marketing-Chinesisch, respektive -Englisch. Keine Rede von Qualität in der Flasche, sehr viel hingegen vom Aussehen der teilweise befremdend anmutenden und mit Wein nicht konform erscheinenden Bouteillen-Surrogate. Skepsis macht sich zunächst bei den Praktikern breit. Soll der Professor doch einmal einen Betrieb leiten, dann würde er rasch erkennen, wie weit er seine theoretischen Ansätze in der Realität umsetzen kann, ohne seine in die Jahre gekommenen Stammkunden zu vergraulen. Eines Tages sind die treuen Weinkonsumenten jedoch den Weg alles Irdischen gegangen. Gibt es dann noch genügend Abnehmer?

Kleiber-Wurm hat die in Trier Versammelten mit ungewöhnlichen Ideen konfrontiert. Er hat sie aufgeschreckt und nachdenklich in ihre Betriebe entlassen.

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