Der Herr der Moselschiffe

ENKIRCH. Nur wenige Menschen werden bei ihrer täglichen Arbeit interessiert beobachtet. Bei Timo Croeff aus Wittlich ist das anders. Wenn der 28-Jährige imposante Schubverbände mit schweren Frachten, Fahrgastschiffe mit fröhlichen Touristen oder kleine Freizeitmotorboote sicher durch die Moselschleuse Enkirch geleitet, stehen meist neugierige Zuschauer an der Schleusenkammer.

In drei Schichten rund um die Uhr sorgen die Schichtleiter der Moselschleuse Enkirch dafür, dass alle Schiffe in Berg- oder Talfahrt sicher durch die 170 Meter lange und zwölf Meter breite Kammer fahren können. Einer von ihnen ist Timo Croeff aus Wittlich. Als gelernter Wasserbauer ist er für Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an Wehren, Schleusen und Staubauwerken zuständig, und er sorgt unter anderem für den Umwelt- und Landschaftsschutz entlang der Wasserwege. Der Arbeitsplatz des Wasserbauers ist meist im Freien, also am Wasser, oder als Taucher in den nassen Fluten, und stets mobil, weil er auf verschiedenen Baustellen eingesetzt wird. "Hier sitze ich jetzt wenigstens sicher und warm", scherzt Croeff auf die Frage, warum er derzeit an der Schleuse Dienst tut. Schiffe melden sich über Funk und Telefon an

Natürlich hat sich der 28-Jährige nicht wegen der Gemütlichkeit an der Schaltstelle im Schleusenturm weiterqualifiziert, sondern weil er die Abwechslung liebt und alle Möglichkeiten seines nicht alltäglichen Berufs ausnutzen will. Über Funk oder Telefon melden sich die Schiffe an, wenn sie sich der Schleuse nähern. Und lange bevor sie einfahren können, sieht Croeff die Schubverbände, Tanker, Hotel- oder Fahrgastschiffe und Sportboote auf den Monitoren vor sich. In seinem Computer sieht er die ungefähre Ankunft der Frachtschiffe, die vor den benachbarten Staustufen St. Aldegund oder Zeltingen anvisiert werden. Der Schichtleiter kontrolliert auf dem Bildschirm auch sehr genau, ob die Wasserfahrzeuge bei rotem Signal in Wartestellung gehen und beobachtet das ordnungsgemäße zügige Einfahren in die Schleusenkammer. Und erst, wenn das Schiff festgemacht ist, schließt er mittels Mouse-Click am PC das Tor, damit die einfließenden Fluten die Wasserspiegel angleichen können. Für Berufsschiffer ist der Schleusenbetrieb Routine, weiß Croeff. Sportbootfahrer, insbesondere Anfänger, lässt er jedoch nicht aus den Augen. "Da kommt es schon mal vor, dass einer das rote Haltesignal übersieht. Ich habe auch schon erlebt, dass ein Freizeitschiffer in der Kammer wenden wollte, weil es ihm wohl zu mulmig wurde." Kleinere Boote bis zu einer Breite von 3,30 Meter haben ihre eigene Schleuse, die von den Skippern selbst per Hand bedient wird. Dafür müssen sie eine Gebühr zahlen. Kostenlos ist die Prozedur für kleine Privatboote, die sich zusammen mit einem Frachtschiff schleusen lassen. Und Paddelboote können in Enkirch mit einer Rutsche die unterschiedlichen Wasserspiegel überwinden. Auch in kniffligen Situationen muss der Schichtleiter der Schleuse die Ruhe bewahren. Ungeduldig und verärgert reagieren so manche Binnenschiffer von Schubverbänden oder Tankern, wenn sie viel kostbare Zeit mit Warten vergeuden müssen. "Hier ist manchmal die Hölle los, wenn mehrere Schiffe vor der Staustufe Schlange stehen", erzählt Croeff.Fahrgastschiffe haben grundsätzlich Vorfahrt

Die Frachtschiffer können nämlich nicht verstehen, dass fahrplanmäßige Fahrgastschiffe, die "nur" Touristen transportieren, grundsätzlich Vorfahrt haben. Da Croeff mindestens einmal im Jahr eine Strecke auf einem Frachtschiff mitfährt, ist er in der Lage, das Problem auch aus den Augen der Transportschiffer zu sehen: "Sie verlieren viel Geld, wenn sie nicht pünktlich zum Löschen ihrer Fracht im Zielhafen sind." Die Moselschiffer beklagen auch, dass es zu wenige Liegeplätze an diesem Fluss gibt. Die Schichtleiter an der Staustufe Enkirch müssen neben der Schleusung des Schiffsverkehrs auch die Wehranlage mit drei Sektoren bedienen, um den Wasserstand zu regulieren. Das ist insbesondere bei Hochwasser eine verantwortungsvolle Aufgabe. Croeff liebt seinen Beruf, den viele "Landratten" gar nicht kennen. Da aber auch die Wasser- und Schifffahrtsämter zum Sparen angehalten sind, und die moderne Technik es möglich macht, werden in Zukunft wohl weniger Schichtleiter gebraucht. Denn es ist durchaus möglich, von einer Fernbedienungszentrale aus mindestens zwei Schleusen gleichzeitig zu bedienen.

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