Der Kleine räumt mächtig auf

BERNKASTEL-KUES. Frühnebel über der Mosel, in der Altstadt von Bernkastel herrscht morgendliche Stille. Doch einer ist schon eifrig in unterirdischem Gewölbe unterwegs: in regelmäßigen Abständen erscheint ein Miniaturbagger am unteren Stadtausgang des Tiefenbaches, seine kleine Schaufel vollbeladen mit Geröll.

 Schon frühmorgens unterwegs: Jede Menge Geröll transportiert Dieter Simon mit seinem "Bobcart" aus der Tiefe des Tiefenbaches in Bernkastel, links Friedhelm Bohn vom Abwasserwerk der Verbandsgemeinde.Foto: Marita Blahak

Schon frühmorgens unterwegs: Jede Menge Geröll transportiert Dieter Simon mit seinem "Bobcart" aus der Tiefe des Tiefenbaches in Bernkastel, links Friedhelm Bohn vom Abwasserwerk der Verbandsgemeinde.Foto: Marita Blahak

DasGeröll kippt der "Bobcart" ans Ufer des Baches - und schonverschwindet das wendige Gefährt wieder im unterirdischenBachbett. Seit rund vier Wochen dreht Dieter Simon von derBauunternehmung Gebrüder Keller auf dem Bobcart seine Rundendurch den Bachlauf. Auf einer Länge von 150 Metern von derBachmündung in die Mosel bis hinauf zur Römerstraße befreit erdas Bachbett von jeder Menge Geröll und Geschiebe, das sichkontinuierlich durch Unwetter, Langzeitniederschläge und demnachfolgenden Hochwasser Anfang Januar hier angesammelt hat.Aufgrund der vom Regen gesättigten Böden floss das Wasser direktin den Tiefenbach und hat viel Geröll mitgenommen. "Durch das gleichzeitige Hochwasser war von oben her keine Fließgeschwindigkeit mehr vorhanden, folglich konnte sich das Geröll im Bach aufstauen", erklärt Friedhelm Bohn vom Abwasserwerk der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Es gehört zu den Aufgaben der Verbandsgemeinde, alle Gewässer III. Ordnung - das sind die kleineren Bäche - in Ordnung zu halten und für freien Abfluss zu sorgen. Da kann durch gravierende wetterbedingte negative Einflüsse schon mal eine umfassende Räumaktion nötig werden. Und die ist zeit- und kostenintensiv.

"Die letzte Großräumung hatten wir 1995", so Bohn. Ansonsten macht er selbst jedes Jahr eine Sichtkontrolle durch die fünf Tore und Öffnungen, um nach dem rechten zu schauen. Das normale jährlich anfallende "Geschiebe" wird in den beiden Geröllfängen unterhalb des Wasserfalls und am Feuerwehrhaus aufgefangen und dort mit dem großen Bagger herausgeholt.

Beim Rausfahren heißt es Kopf einziehen

"Als vorbeugende Maßnahme wird ein solcher Geröllfang auch demnächst im Kallenfels gebaut, damit eine solch riesige Schlamm- und Gerölllawine wie beim letzten Januarhochwasser nicht mehr durch die Stadt zu Tal rast", versichert Bohn.

Und schon wieder kommt der Miniatur-Bagger aus dem Loch, das mit extra Scheinwerfern beleuchtet wird, und kippt seine Ladung von rund 120 Liter ab. Groß ist das Arbeitsfeld für den Baggerfahrer nicht: rund 1,20 Meter breit und 1,40 bis 1,50 Meter hoch. Da heißt es beim Rausfahren "Kopf einziehen". "Und kalt ist es hier drinnen", ergänzt Simon, der sich erstmal eine Frühstückspause mit heißem Kaffee gönnt, bevor er wieder in die unterirdische Kälte muss. Das wochenlange trockene Wetter ist ideal für die Räumarbeit, denn der Tiefenbach führt zurzeit wenig Wasser.

Noch zwei bis drei Wochen Arbeit liegen vor ihm, dann hat der kleine emsige Bobcart 400 bis 500 Kubikmeter Geröll nach draußen transportiert.

Sein großer Baggerbruder schaufelt den Geröllberg dann auf Lastwagen, die das Ganze auf Waldwege oder die Deponie verfrachten.

Auch alle anderen Bachläufe in den Orten der Verbandsgemeinde müssen regelmäßig gereinigt werden, doch das sind meist nur Zwei- bis Dreitage-Aktionen, so Bohn: "Hier in Bernkastel war es am gravierendsten". Da kann ein friedliches Gewässer schon mal zu einem reißenden Geröllbach werden.

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