Der König ist tot, es lebe der Kaiser

LANDSCHEID. (peg) An Fronleichnam wird er ermittelt, zwei Tage später wird er gekrönt: Der neue Landscheider Schützenkönig ist ein Kaiser und heißt Stephan Kolz.

Wer nicht selbst schießt, dem sei folgendes kurz erklärt: Schützenkönig wird man, indem man den Vogel zu Fall bringt, der zunächst um die königlichen Insignien Zepter und Krone erleichtert wird. Als Letztes knöpfen sich die Schützen den Ast vor, auf dem der Vogel sitzt. 170 Schuss haben die Landscheider Bürgerschützen in diesem Jahr gebraucht, bis er fiel. Warum der Volltreffer nicht ganz zufällig von ihm abgefeuert wurde, erläutert Stephan Kolz für unsere Leser: Bereits 1990 war der in Landscheid geborene Polizist Schützenkönig gewesen. Deshalb darf er in der zweiten Runde den Titel Kaiser tragen. Seit längerem lebt er mit seiner Ehefrau Heike und den Kindern Alina und Jonas in Mainz. Das Landleben mit seiner Geborgenheit im Vereinsleben und der Verantwortung für die Dorfgemeinschaft weiß Stephan Kolz immer noch zu schätzen - vielleicht aus der Entfernung sogar noch mehr als zuvor. "Der Schützenkönig übernimmt mit seinem Titel wieder so ein Stück Verantwortung", sagt Kolz. Ungewöhnliche Begrüßung: "Hier beim Kaiser"

Mancher traue sich das nicht zu, sagt der Schütze. Deshalb sei es kein Zufall, dass er, obgleich er natürlich ein ziemlich guter Schütze sei, den Vogel am Fronleichnamstag abgeschossen habe. Er trage die Verantwortung gerne. Beginnen konnte er gleich am Samstag damit, als der Verein ihn feierlich in sein neues Amt einführte. Das Kaiserpaar, das im Haus von Mutter Kolz residierte - wer am Wochenende dort anrief, hörte zu seinem Erstaunen "Hier beim Kaiser!" -, sorgte erst einmal für einen anständigen Umtrunk, bevor es nach der Messe am Ehrenmal einen Kranz niederlegte. Stolz sind Heike und Stephan Kolz darauf, dass die Gäste bei der anschließenden Feier mit Livemusik keinen Eintritt zahlen mussten. Sie wünschen sich, dass die Krönung des Schützenkönigs, die in früheren Jahren das ganze Dorf angezogen hatte, in der Zukunft wieder mehr Anklang findet. Gänsehaut war beim späteren Großen Zapfenstreich angesagt: Ein Ereignis, bei dem nicht nur dem Kaiser immer wieder "die Gruseln ausgehen", wie er bekannte.

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