Der Komponist hätte seine Freude gehabt

BERNKASTEL-KUES. (mbl) Zum 100. Geburtstag des Bernkasteler Komponisten und Kirchenmusikers Hermann Schroeder (1904-1984) gestalteten Schüler und Lehrer der Musikschule des Landkreises Bernkastel-Wittlich ein Gedenkkonzert im Saal des Hotels Burg Landshut.

 Gruppenbild nach dem Gedenkkonzert zum 100. Geburtstag von Hermann Schroeder: die Schüler und Lehrer der Musikschule des Landkreises Bernkastel-Wittlich.Foto: Marita Blahak

Gruppenbild nach dem Gedenkkonzert zum 100. Geburtstag von Hermann Schroeder: die Schüler und Lehrer der Musikschule des Landkreises Bernkastel-Wittlich.Foto: Marita Blahak

Die Leitung lag in Händen von Marianne Jostock, Richard Ufer, Ulrich Junk, Alice Lenz-Hademer und Peter Mohrs, der auch für die Organisation verantwortlich war. Das anspruchsvolle Programm stand ganz im Zeichen Schroederscher Kammermusik. "Der Komponist hätte seine Freude gehabt an eurem Konzert", wandte sich Rainer Mohrs, der durchs Programm führte, an die Ausführenden. Denn die jungen Musiker meisterten die hohen musikalischen Anforderungen mit Bravour. So nannte Mohrs, der als ehemaliger Student Schroeders und Mitglied der Hermann-Schroeder-Gesellschaft, Erläuterungen zu Programm und Komponist gab, das Konzert "einen wunderbaren Dreiklang": Kompositionen eines gebürtigen Bernkastelers, gespielt von jungen Leuten aus der Region in einem Saal, in dem Schroeder einst selbst Konzerte gab.Schroeders Geist beflügelt Musiker

Im Nachbarhaus des Hotels Burg Landshut verbrachte Schroeder einst seine Jugendzeit, im Landshut gründete er 1933 die Bernkasteler Kammermusikvereinigung, und in diesem Raum feierte er auch seine runden Geburtstage. War es hier Schroeders Geist, der die Musiker beflügelte, oder war es die "spannende" Freude an dieser nicht alltäglichen Tonalität der Kompositionen voller Klanglichkeit, die Schüler und Lehrer gleichermaßen in den Bann zog? Absolute Stille herrschte unter den Zuhörern im voll besetzten Saal, und lang anhaltender Beifall begleiteten jeden musikalischen Vortrag. Auf dem eineinhalbstündigen Programm standen Werke aus über drei Jahrzehnten, Werke für Solisten und Orchester. Da (er)klang es wie eine Aufforderung zum Musizieren, als das Orchester aus 13 Blockflöten mit seinen Eingangsvariationen "Kommt, ihr G'spielen" den musikalischen Auftakt machte. Es folgten Solo-Kompositionen für Streich- und Blasinstrumente mit oder ohne Klavierbegleitung, für Viola und Violine, für Klavier solo, für Querflöte oder Klarinette. Mit aufschlussreichen, aber auch amüsanten Anekdoten zum Leben und Wirken, zur Musik und zum Menschen Schroeder begleitete Mohrs die einzelnen Stücke. Auch wenn die Kompositionen teilweise als "leicht zu spielende" Stücke beim Komponisten in Auftrag gegeben worden waren, vernahm das Publikum, dass "leicht" oder "einfach" sehr relative Begriffe sind. Mochte für die einen Schroeders Musik überaus "anhörbar", melodisch, harmonisch erklungen sein, so lagen die Töne für andere nicht weit entfernt von der Bezeichnung "schräg". Polyphonie, gepaart mit "romantischer" Harmonik - darin zeichneten sich Schroeders Werke aus. Keine leichte Kost für Zuhörer und Interpreten, die ihren Part glanzvoll meisterten. Das Streich-Orchester der Kreismusikschule setzte mit dem Werk "Festliche Musik" den Schlusspunkt eines Konzertabends, der nachhaltigen Eindruck hinterließ.Vom Zuhörer zum Schroeder-Experten

Ein temperamentvolles Orchesterstück, bei dem das Klavier die Funktion wahrnahm, mit rhythmischen Impulsen den Schroederschen Schwung ins Spiel zu bringen. "Vielleicht sind Sie ja im Laufe des Abends zu Schroeder-Experten geworden", sagte Mohrs. Da lag er nicht ganz falsch, denn so mancher Zuhörer konnte nach eigenem Bekunden nachempfinden, was die "Dresdner Neusten Nachrichten" einst 1941 anlässlich der Aufführung von Schroeders erstem Streichquartett schrieben. Schroeders Musik sei kristallklar, heißt es dort. Und weiter: Sie habe etwas vom Wein des Mosellands, aus dem der Komponist stamme: "Er ist kraftvoll und voll Temperament, er hat etwas Spritziges und hinterlässt einen klaren Kopf."

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