Der Kröver Durst hat Geschichte

Die Genealogie befasst sich mit der Familien-Geschichtsforschung. Karl Oehms aus Trier hat bereits mehrere umfassende Publikationen über Gemeinden unserer Region veröffentlicht. Zurzeit arbeitet er an einem Familienbuch für Kröv, seinen Geburtsort. Es wird zwei Bände mit etwa 1800 Seiten umfassen und für die Zeit vor 1800 auch die Gemeinden Kinheim, Kinderbeuern, Kövenig, Bengel und Höfe im Alftal behandeln.

Kröv. Es ist eine ungeheure Fleißarbeit. Seit fünf Jahren durchforstet der Trierer Karl Oehms alte Kirchenbücher und hunderte Jahre alte Steuer- und Lehensregister, um der Geschichte des Kröver Reiches ein weiteres hochinteressantes Kapitel hinzuzufügen. "Leben im Rych zu Croeve - Die Bürger und Familien von 1600 bis 1899" lautet der Arbeitstitel der zwei Bände, die im kommenden Jahr erscheinen werden. Unzählige Personen (auch solche aus der Zeit vor 1600) werden dort aufgelistet: die Geburts- und Sterbedaten, die Verwandtschaftsverhältnisse und dazu jede Menge Anmerkungen.

Viele Informationen aus Kirchenbüchern



Oehms kann im Falle Kröver Reich auf Kirchenbücher zurückgreifen, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. "Das ist ein besonderer Glücksfall, denn vielerorts sind solche alten Bücher verloren gegangen", erklärt Oehms.

Außerdem verfügte das Kröver Reich wegen seiner besonderen politischen Stellung über einen ungeheuren Aktenbestand. Oehms ist bei seinen Recherchen auf einige bemerkenswerte Fakten gestoßen. So taucht zum Beispiel der in Kröv stark verbreitete Name Schnitzius bereits 1480 auf, als ein gewisser Johann Snytzgeß (später Schnitzius) das Haus des verstorbenen Jakob Dynßwyler kaufte.

Im Februar 1777 vermerkte der Kröver Pastor eine Goldene Hochzeit, ein Ereignis, das zu der damaligen Zeit sehr selten war. Aus den Jahren 1614/15 wird berichtet, dass in Bengel viele Menschen an der Pest starben, und 1831 wütete im Kröver Reich die Cholera, die zahlreiche Menschen hinwegraffte. 1866 brachte Eva Christina Hüls mit 50 Jahren ihr elftes Kind zur Welt.

Aufgeführt ist auch die Familie Schupp, die rund 100 Jahre den Kröver Truchseß stellte sowie einen Abt in Echternach. Aber auch ihr unrühmliches Ende findet Erwähnung: als eine späte Nachfahrin ein uneheliches Kind zur Welt brachte, dessen Vater der damalige Abt von Springiersbach war. In Briedel aufgewachsen, verdingte sich das Mädchen als Tagelöhnerin und verstarb 1819 im Alter von 64 Jahren in Saxler.

Auch skurrile Geschichten tauchten auf



Oehms stieß bei der Lektüre der zahlreichen Akten und Dokumente auch auf einige skurrile Begebenheiten, die allerdings in dem Buch keine Erwähnung finden, an dieser Stelle aber genannt werden sollten. So wird in Kröv von einem Vorfall berichtet, der im Nachhinein zum Schmunzeln anregt. Im Jahr 1647 brachen durstige Kröver den Keller des Wolff Heinrich von Metternich auf, schafften ein Fuderfass, gefüllt mit Wein, zum Rathaus und tranken es dort leer.

Oehms arbeitet ehrenamtlich für die Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde, dem größten genealogischen Verband in Deutschland. Neben seinen Recherchen redigiert er für die Gesellschaft pro Jahr etwa 15 Bücher.

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