Der Mann, der den Golf-GTI erfand

TRABEN-TRARBACH. Die Erfolgsgeschichte des VW-Golf ist fast schon legendär. Mitte der 70er Jahre kam der Käfer-Nachfolger auf den Markt. Kurze Zeit später tauchte ein Sportmodell des Golf auf - der GTI. Die Entwicklung dieses "Renn-Golfs" hat maßgeblich Alfons Löwenberg aus Traben-Trarbach vorangetrieben.

Alfons Löwenberg gehört eher zu der Sorte Menschen, die ruhig und gelassen durchs Leben gehen. Bedächtig, fast schon vorsichtig, formuliert er seine Sätze. Kaum zu glauben, dass dieser Mann, der in Kürze 70 Jahre alt wird, vor über 30 Jahren mit einem kleinen, kompakten Renner auf dem Nürburgring in rasantem Tempo Runde um Runde drehte.Ein Auspuff wie ein Ofenrohr

Löwenberg und einige Mitstreiter aus der Entwicklungsabteilung von Volkswagen testeten auf dem Ring ein Fahrzeug, das später zu einem Phänomen werden sollte: Der Golf GTI ist eine Marke innerhalb einer Marke - für Autofans, die gerne Gas geben, fast schon eine Weltanschauung. Der GTI ist das Original unter den sportlichen Kompaktwagen. Der studierte KFZ-Techniker und gebürtige Konzer Alfons Löwenberg arbeitete in Wolfsburg damals in der VW-Entwicklungs- und Versuchsabteilung. "Ich habe vieles gemacht, für das eigentlich keiner so richtig zuständig war", erinnert sich Löwenberg. Sein Steckenpferd war es, ungewöhnliche Dinge zu tun - Autos zu verändern, sie schneller zu machen. Damals gab es schon den Begriff "tuning", was so viel heißt wie verbessern. Heute verbindet man im Bereich Autos damit vor allem, ein Fahrzeug sportlicher zu machen. "Es gab kein Auto, an dem ich mich nicht ausgelassen habe", erzählt Löwenberg. Als dann VW den Golf entwickelte, hatte Löwenberg sein ideales Objekt gefunden. Löwenberg hatte bereits im März 1973 eine interne Mitteilung an ein paar Kollegen aus der Abteilung Forschung und Entwicklung verfasst. Man möge doch einmal darüber nachdenken, ob Volkswagen nicht ein konsequent sportliches Modell auf die Räder stellen könne. Schließlich befände sich ein neues Fahrzeug unter der Projektbezeichnung EA 337 (so die interne Bezeichnung des künftigen Golf) auf der Zielgeraden der Entwicklung, und ein moderner Fronttriebler mit hoher Leistung würde dem Konzern ein gänzlich neues Publikum erschließen. Die Adressaten reagierten zunächst zurückhaltend, doch man ließ Löwenberg gewähren. Mitstreiter fand er in Marketing-Mann Horst-Dieter Schwittlinsky und in Pressechef Anton Konrad, letzterer ein leidenschaftlicher Hobby-Rennfahrer. Löwenberg und zwei, drei ebenfalls "unorthodox denkende" Ingenieure, machten sich an die Arbeit. Zunächst versahen sie einen Scirocco-Prototyp mit einem knochenharten Fahrwerk, legten ihn drastisch tiefer, frisierten den nominell 85 PS starken 1,5 Liter-Motor mit einem Registervergaser auf rund 100 PS und krönten das Ganze mit einem Auspuff, der einem Ofenrohr ähnelte und entsprechend klang. Das war des Guten doch etwas zu viel, und man machte sich an den Bau einer "zahmeren Version". Und die kommt besser an: Schließlich gibt 1975 der Konzernvorstand offiziell grünes Licht, einen Sport-Golf zu bauen. Im gleichen Jahr noch wird das Fahrzeug auf der Internationalen Automobilausstellung präsentiert und ist "der Hingucker". Ein Jahr später erfolgt der Serienanlauf des ersten GTI-Modells. Kürzlich feierte bereits die fünfte Golf GTI-Generation ihr Debüt. Vieles hat sich seitdem geändert - der "Neue" hat jetzt 200 statt 110 PS, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 235 km/h angegeben. Die Faszination ist geblieben. Alfons Löwenberg, der sich 1984 selbstständig machte und in Traben-Trarbach ein Autohaus eröffnete, hat immer noch beste Kontakte zu Volkswagen. Zurzeit fährt er das neueste GTI-Modell Probe und ist natürlich begeistert von der tollen Entwicklung, die sein "Kind" genommen hat. 1,5 Millionen Fahrzeuge der Marke Golf GTI hat Volkswagen bereits verkauft.

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