Der Mann für die richtige Stimmung

TRABEN-TRARBACH. Seine "Patienten" sind durchweg schwergewichtig und zumeist in schlechter Stimmung. Das ändert sich aber rasch, wenn der einzige Klavierbaumeister im Kreis Bernkastel-Wittlich, Werner Knopp, seinen schwarzen Koffer öffnet und zur Behandlung schreitet. Regelmäßig kommt er zu Hausbesuchen an die Mosel. Sein ältester "Patient",194 Jahre alt, ist der im Traben-Trarbacher Mittelmosel-Museum stehende Hammerflügel.

Knopps Vater kaufte 1957 dem musikalisch begabten Sohn ein gebrauchtes Klavier, "als Dreher hatte er einen Stundenlohn von 1,50 Mark. Das Geld hatte er sich vom Mund abgespart", erinnert sich Knopp. "Alle Nase lang war an dem alten Teil was kaputt, und ich fummelte selbst ein bisschen daran herum." Als er 13 war, reparierte ein befreundeter Klavierbauer das Instrument, und bei Werner Knopp war das Interesse für den Beruf endgültig geweckt. In Neumagen-Dhron bei Klavierbauer Fritz Eckhard begann er seine Ausbildung und wechselte nach anderthalb Jahren zur renommierten Klavierbaufirma Ibach nach Schwelm. "In den 60er Jahren haben wir da mit 200 Leuten gearbeitet", erinnert er sich an die einst florierende Branche. Mit 18 Jahren machte er seine Gesellenprüfung, "und anschließend tingelte ich eine Weile durch die Lande". Der gebürtige Föhrener arbeitete einige Jahre in Trier und in Kiel und vervollständigte sein theoretisches und praktisches Wissen an der Fachschule für Instrumentenbau in Ludwigsburg, die er ein Jahr lang besuchte. Sein Meisterstück fertigte er bei der Klavierbaufirma Sauter in Speichingen an. "Ein Schaumeister, der bei der Handwerkskammer angemeldet werden musste, überwachte damals die Arbeit ganz genau, um zu gewährleisten, dass der angehende Klavierbaumeister auch alles selbst anfertigt." In zweieinhalb Monaten täglicher Arbeit entstand "ein echter Knopp". Das inzwischen 28 Jahre alte Klavier existiert heute noch, "der älteste Sohn spielt darauf, und es darf nie verkauft werden", lacht der Meister, der seine Werkstatt in Hetzerath hat. Im Hause Knopp wurde die Musik stets gepflegt. Der älteste Sohn spielt Trompete und Kontrabass, die Tochter Klavier und Querflöte, und der Jüngste ist erfolgreich am Schlagzeug.Nur die Ehefrau hört einfach zu

Einzig die Ehefrau spielt kein Instrument, "aber es muss ja auch wenigstens einen andächtigen Zuhörer geben", lacht der Klavierbauer. Doch nicht nur das Reparieren und Stimmen von Klavieren gehört zum Repertoire des 54-Jährigen. "Klavierbauer bin ich durchs Klavierspielen geworden, das ist meine Leidenschaft", schwärmt er. "Viel lieber möchte ich nur spielen und nicht so viel üben." Mit der in Bernkastel-Kues lebenden Niederländerin Gudrun van Brandwijk gründete er das "Liederliche Duo", und als "beflügelnder Betaster" begleitet er die Kabarettistin bei Auftritten in der ganzen Region bis Trier am Piano.

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