Der Mauerbau zu Wittlich

WITTLICH. Ein Großteil der 800 Meter langen neuen Mauer steht: Ende Mai soll der erste Bauabschnitt auf dem um 50 Hektar erweiterten Gefängnis-Areal in Wittlich abgeschlossen sein. Vor Ort informierte sich der Anstalts-Beirat über die Baufortschritte. Doch die stoßen nicht überall auf ungeteilte Freude.

Ein Großteil des rund 50 Hektar großen Geländes, um das die Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich erweitert wird, ist bereits ummauert. Ende Mai soll die komplette Außenmauer stehen. Gearbeitet wird mit Fertigelementen. Gut elf Tonnen bringt ein Mauerelement auf die Waage. 3,20 Meter breit, 5,50 Meter hoch sind die vorgefertigten Betonklötze, die Stück für Stück zusammengesetzt werden. Was den Autofahrern in der Trierer Landstraße die Größe des erweiterten Areals vor Augen führt, versperrt einigen Anliegern neuerdings die Sicht. "Sonst konnte ich bis zum Mundwald gucken, jetzt nicht mehr", sagt ein Anlieger, der in einem der Häuser für JVA-Bedienstete wohnt, die rund um das Gefängnis auf dem Gelände des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) stehen. Der Garten des Anliegers musste im Zuge der Erweiterung ebenso verkleinert werden wie der seines Nachbarn. Trennten ihn vor dem Mauerbau etwa zehn bis zwölf Meter vom nächsten Bedienstetenhaus, blickt er nun auf die nur sechs Meter entfernte Mauer. "Morgens haben wir kaum noch Sonne in den Räumen auf dieser Hausseite", sagt der Anlieger und wirft den Kopf in den Nacken, um den Himmel über der Mauer zu sehen. Für ihn steht fest: "Die Mauer ist auf jeden Fall eine Einschränkung für uns." Dennoch tragen sie den Ausbau mit. Verständnis für die beiden Anlieger hat auch der LBB-Bauleiter vor Ort, Eckhart Spiekermann: "Wären andere Häuser frei, hätten wir einen Umzug angeboten." Ein Haftgebäude für 660 Sträflinge

Ursprünglich war geplant, vier Meter hinter der Mauer noch einen Sicherheitszaun aufzustellen. Das würde für diese Anlieger bedeuten, dass zwischen Hauswand und Zaun noch ein Streifen von knapp zwei Metern Garten bliebe. Ob dieser Zaun kommt und wenn ja, in welchem Abstand zur Mauer er gezogen wird, ist noch offen. Mitte Mai soll es in dieser Sache eine Ortsbegehung geben. Derzeit sind die Bauarbeiter jenseits des Mauerbaus damit beschäftigt, den Hang abzutragen, um eine flache Ebene für die Neubauten zu schaffen. Ein Haftgebäude für 660 Sträflinge, ein Krankenhaus mit 45 Betten, ein Verwaltungsgebäude und eine Pforte sind auf dem neuen Areal geplant (der TV berichtete). 50 000 Kubikmeter der abzutragenden 80 000 Kubikmeter Boden sind schon geschafft. Doch wegen der feuchten Witterung sind die Arbeiten etwas in Verzug. "Das Grundwasser sickert nach oben. Da steht man schon kniehoch im Wasser, ohne mit schwerem Gerät reinzufahren", sagt Bauleiter Spiekermann. Ende Mai sollen die Ebene sowie Wasser- und Stromleitungen fertig sein und mit dem Bau der Gebäude begonnen werden. Die Wetter bedingte Zeitverzögerung von etwa zwei Wochen werde bei anderen Arbeiten wieder wett gemacht, sagt JVA-Leiter Franz Kohlhaas. Er informierte den Anstalts-Beirat über den Baufortschritt. Dabei erfuhren Heribert Wipperfürth (Lehrer), Helmut Becker (pensionierter Oberstudienrat) und Alfons Ertz (pensionierter Finanzbeamter) auch, dass etwa die Hälfte der Dachflächen - rund 1350 Quadratmeter - mit Solarzellen ausgerüstet werden soll. "Das kostet zwar zunächst mehr. Aber das rechnet sich bei den Ölpreisen schon in 13 Jahren", sagte Spiekermann. Im zweiten Bauabschnitt werden auch alte Werkhallen abgerissen, die Gefängnisküche vergrößert und Werkshallen erweitert, um zusätzliche Arbeitsplätze für die Gefangenen zu schaffen. Im dritten Bauabschnitt steht die Umnutzung des alten Krankenhauses an. Im Gespräch ist, das Gebäude als Anstaltsschule oder für den offenen Vollzug zu nutzen. Wichtig ist dem JVA-Leiter das "hohe Beschäftigungs-Niveau von 66 Prozent" auch mit 660 zusätzlichen Häftlingen zu halten. Deshalb ist geplant, die Werkhallen besser auszulasten. Zudem bringt derzeit allein ein Sortier-Auftrag 50 Häftlinge mehr in Arbeit. Noch beim Fastnachtsumzug hatte eine Fußgruppe auf dieses Problem angespielt und JVA mit "Jeder vindet Arbeit" übersetzt.

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