"Der Munz" Richard Kappel aus Enkirch erzählt aus seinem Leben - Erlebnisse in Buch zusammengefasst

Enkirch · In 93 Jahren kann man eine Menge erleben. Und das hat Richard Kappel aus Enkirch. "Der Munz", wie er genannt wird, war Flieger, Winzer, arbeitete in einer Kellerei, beim Finanzamt und sogar eine Zeit als Fußballprofi.

 Der 93-jährige Richard Kappel aus Enkirch hat seine turbulente Lebensgeschichte, in der er unter anderem Flieger, Fußballprofi und Finanzamt-Mitarbeiter war, in einem Buch zusammengefasst. TV-Foto: Holger Teusch

Der 93-jährige Richard Kappel aus Enkirch hat seine turbulente Lebensgeschichte, in der er unter anderem Flieger, Fußballprofi und Finanzamt-Mitarbeiter war, in einem Buch zusammengefasst. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Enkirch. Ein Enkircher verdient seinen Lebensunterhalt als Fußfallspieler! Ganz so will Richard Kappel sein halbes Jahr beim FC Schussenried nicht sehen. Aber es war der Sport, der dem heute 93-Jährigen in der Nachkriegszeit nach Süd-Württemberg verschlug. In einer Anzeige des "Kickers" las er, dass der dortige Fußballverein gute Spieler suchte, um den drohenden Abstieg noch abzuwenden. Kappel bewarb sich und wurde, genauso wie der ebenfalls von der Mosel stammende Werner Mittelstrass und einem Spieler aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone, angenommen.

Der damals 23-Jährige von der Mosel wohnte im Haus einer Witwe und aß sonntags nach jedem gewonnenen Spiel bei einer anderen Schussenrieder Familie zu Mittag. Für den ehemaligen Generalkonsul von Abessinien (dem heutigen Äthiopien) Hans Steffen unternahm er Botengänge in die nahe Schweiz und transportierte Edelsteine aus Idar-Oberstein nach Bad Schussenried. "Schussenried wäre fast meine zweite Heimat geworden. Sie mochten einen da und haben Leistungen akzeptiert, die man gebracht hat", sagt Kappel. Doch nachdem seine Frau Helga ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte, kehrte er am Tag der Währungsreform, am 20. Juni 1948, nach Enkirch zurück.

Nach Jahren, in denen sich Kappel wie so viele Zeitgenossen durchgeschlagen hatte, wurde sein Lebenslauf beständiger. Der Traum, Pilot zu werden, erfüllte sich allerdings nicht. Eine solche Laufbahn hatte er sich erhofft, als er sich 1941 freiwillig zur Luftwaffe meldete, um der Einberufung zum Reichsarbeitsdienst zuvorzukommen. Doch die Fliegerlaufbahn des "Munz", so Kappels Spitzname (ein größerer Spielkamerad nannte ihn als Kind "Wunz" für winzig, woraus "Munz" wurde), endete mit einer Verwundung nach einem alliierten Bomberangriff im Juli 1944. Fast hätte sein von einem Splitter durchbohrtes rechtes Bein amputiert werden müssen. Es wäre also nichts geworden aus den Kartoffelsendungen aus Bad Schussenried an seine schwangere Frau.

Wieder an der Mosel verdiente Kappel den Lebensunterhalt für die wachsende Familie (eine Tochter, zwei Söhne) für sechs Jahre bei der Traben-Trarbacher Kellerei Mühlensiepen. Als Kappel zur Mittelmosel-Zeitung wechselte, gab ihm Dorflehrer Walter Schug die aktuellsten Dorfnachrichten mit, die am nächsten Tag in der Zeitung standen. Sein Fußballkamerad Adolf Caspari gab ihm dann den Tipp, sich beim Zeller Finanzamt zu bewerben. Mit 44 Jahren startete "der Munz" noch einmal eine neue Laufbahn - mit Schwierigkeiten. Am ersten Tag erreichte er seinen neuen Arbeitsplatz wegen des Moselhochwassers nur über Weinbergspfade. Kappels erste "Amtshandlung": Er half dem gehbehindert aus dem Krieg zurückgekehrten Hausmeister, das Kellerinventar ins Trockene zu retten. teuExtra

Seine Erlebnisse hat Richard Kappel auf 75 Seiten, illustriert mit vielen historischen Bildern, mit Hilfe seines ehemaligen Arbeitskollegen Werner Arbogast aus Ediger-Eller, aufgeschrieben und in einem Buch veröffentlicht. Es ist bei der Traben-Trarbacher Buchhandlung "Dein Buchladen" und direkt bei Richard Kappel, Telefon 06541/6940, erhältlich. teu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort