Der Nikolaus kommt bis ans Bett

HUPPERATH. (peg) Logisch: Der Weihnachtsmann beschenkt die kleinen Kinder. Zwei Männer aus Hupperath dachten sich, dass es jedoch auch alte Leute gibt, die sich über einen Besuch des heiligen Mannes freuen.

 Hans Werner Weckmann (Ruprecht) und Alois Heinz (Nikolaus) beschenken gerade Franziska Götz und Hans Simpelkamp.Foto: Petra Geisbüsch

Hans Werner Weckmann (Ruprecht) und Alois Heinz (Nikolaus) beschenken gerade Franziska Götz und Hans Simpelkamp.Foto: Petra Geisbüsch

Sie fahren nun im dritten Jahr durchs Dorf, klingeln an den Türen, machen als Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht ihre Aufwartung, und hinterlassen glänzende Augen, wenn sie wieder weg sind. Das Außergewöhnliche an ihrer Aktion: Alois Heinz und Hans Werner Weckmann beglückten mit ihrem Besuch alte Menschen. Einsame, Kranke, auch Bettlägerige gehörten zu ihrer Klientel. "Ja, wir kommen bis ans Bett", erzählt Alois Heinz, der den Nikolaus mimt. Heinz und sein Knecht Ruprecht alias Hans Werner Weckmann kommen aber nicht zu Fuß: Seit Ende Oktober haben sie an dem Wagen, mit dem sie nun durch ihr Heimatdorf fahren, gewerkelt und gebaut. Auf der rund 2,50 mal vier Meter großen Spanholzplatte findet sich eine Krippe, hineingebaut in eine Landschaft mit Tierfiguren und Pflanzen, das Ganze umrahmt von einer rotleuchtenden Lichterkette. Prunkstück auf dem Wagen: Die nach Fotos nachgebaute Ranzenmühle. Das Mühlrad wird durch echtes Wasser angetrieben; vor dem Gebäude hängt Wäsche auf der Leine, und ein alter Traktor wartet darauf, wieder angeworfen zu werden. Selbst an die Mine im Schiefergestein, die im Krieg den Bewohnern als Schutz vor dem Feind diente, haben die Wagenbauer gedacht. Mit ihrem menschenfreundlichen Hobby begonnen haben die beiden Männer vor drei Jahren. Damals sei die als großzügige Landschaft ausgelegte Fläche des Wagens jedoch noch viel kleiner gewesen, so Weckmann. Als Zugmaschine dient nach wie vor ein Hako-Traktor.Es geht ums Schenken in Reinkultur

Das Platz raubende Kunstwerk steht in der Scheune von Weckmann, und dort soll es auch bleiben. Denn abgebaut werden soll die Krippe diesmal nicht mehr, sondern im Originalzustand "übersommern", bis sie im kommenden Jahr erneut zum Einsatz kommen wird. Inzwischen ist die Rundfahrt durch Hupperath eine feste Größe im Dorf geworden. Nachbarn klingelten in der letzten Zeit, brachten passende Hühner- und Schweinefiguren, gaben Piccolos ab, boten sich zum Plätzchen backen an. Darüber freuten sich Weckmann und Heinz sehr. Obwohl: Das Backen haben sie inzwischen selbst erfolgreich getestet. Um im Sommer beim Wagenbau schon in die rechte Weihnachtsstimmung zu kommen, liefen im Hintergrund weihnachtliche Lieder: mal Heino, mal die "Weihnachtsbäckerei" von Rolf Zuckowski. Kein Wunder, dass die beiden Männer regelmäßig Besuch bekamen von der kleinen Frau Weckmann, Hans Werners Töchterchen. Übrigens beschenkten Nikolaus und Knecht Ruprecht auch den Hupperather Nachwuchs. Ein Geschenk für jedes Kind hatten sie im großen Sack, den sie am Samstag nach Einbruch der Dämmerung unterm großen Weihnachtsbaum an der Kirche öffneten. "Schließlich können wir die Kinder nicht mit leeren Händen dastehen lassen." Das Nikolaus-und-Knecht-Ruprecht-Spielen bereitet den beiden Männern, die, wie sie bekennen, "auch sonst so manches Verrückte" gemeinsam anstellen, selbst vielleicht die größte Freude. "Einmal hat mich eine Frau ganz im Ernst gefragt: 'Seid Ihr der Bischof?'", erzählt Heinz. Ein andermal war eine alte Dame kaum davon abzubringen, ihnen die zehn Euro zu geben, die sie rasch aus dem Portemonnaie gezogen hatte. "Das hat es doch noch nie gegeben, dass jemand was gibt, ohne etwas dafür zu nehmen!", hatte sie kopfschüttelnd geäußert. Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn darum geht es Heinz und Weckmann auf ihrer Tour zu den alten Menschen: Ums Schenken in Reinkultur und eben nicht um einen Tauschhandel.

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