Der Offizier grüßt von der Biene

WITTLICH. Noch bis zum 5. Juni 2003 sind in der Stadtbücherei Wittlich Pfingstgrußkarten zu sehen, die Irmtraud Meyer aus Wittlich seit vielen Jahren sammelt.

"Ansichtskarten, Weihnachts- und Neujahrskarten sind die am häufigsten gesammelten Karten, ich wollte etwas seltenes sammeln, das wenig Platz benötigt. Da kam ich auf Oster- und Pfingstkarten", sagt Meyer, die seit über 20 Jahren in Wittlich lebt und arbeitet. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass Pfingstkarten noch seltener gesammelt werden als Osterkarten. Die Sammlung besteht aus deutschen, postgelaufenen Karten bis 1945. "Meine ältesten Pfingstkarten sind 1899 gestempelt", sagt Meyer. Die Idee zur Postkarten gibt es seit der fünften deutschen Postkonferenz 1865. Aber erst ab dem 2. Juli 1970 begann der Siegeszug der "Correspondenzkarte". In den ersten zwei Monaten nach der Einführung wurden bereits zwei Millionen dieser neuen Karten verkauft, begünstigt durch den deutsch-französischen Krieg 1970/71, da nun die Soldaten kurze Nachrichten an ihre Lieben daheim schicken konnten. Diese allerersten Correspondenzkarten waren jedoch noch ohne Bildaufdruck. Die erste "Ansichtskarte" der Welt mit dem Zudruck eines preußischen Kanoniers datiert vom 16. Juli 1870.Jugendstilmotive sehr beliebt

Später entwickelten sich Karten mit Stadt- und Landsschaftsansichten, Kurbädern mit ihren Kurhäusern und sonstigen Attraktionen und Gruß-aus-Karten von Urlaubern für die daheim Gebliebenen und nicht zuletzt Glückwunschkarten für jede Gelegenheit. Bis etwa zu Beginn des Ersten Weltkrieges durften die Karten nur auf der Bildseite beschreiben werden - die andere Seite blieb ausschließlich der Adresse des Empfängers vorbehalten. "In der heutigen Zeit werden nur noch sehr wenige Osterkarten geschrieben und Pfingstkarten sind in den einschlägigen Geschäften so gut wie gar nicht mehr zu finden - ja, manch‘ einer weiß überhaupt nicht, dass früher einmal Karten als Pfingstgruß an Freunde und Verwandte versandt wurden", sagt Meyer. Die Sammlung von Meyer besticht durch die vielen sensiblen Jugendstilmotive. Bringt man ein wenig Zeit mit, findet man einiges zum Lachen, wie den preußischen Offizier, der auf einer Biene reitend den Pfingstgruß überbringt. Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten der Stadtbücherei Wittlich (dienstags und freitags, 11 bis 19 Uhr, mittwochs und donnerstags, 11 bis 17 Uhr und samstags, 9 bist 12 Uhr zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort