Der Riesling ist ein exzellenter Solotänzer

BERNKASTEL-KUES. Mehrere hundert Weinfreunde haben am Dienstag im Kloster Machern die Jahrgangspräsentation des Bernkasteler Rings erlebt. Hoch im Kurs: die feinherben Rieslinge.

30 plus eins: So lautete am Dienstag im ehrwürdigen Barocksaal von Kloster Machern die Formel. Dort, wo sonst exquisite Konzerte über die Bühne gehen, präsentierten 30 Betriebe des Bernkasteler Rings sowie ein Gast-Weingut von der Ahr hochwertige Weine. Dabei stand traditionell der neue Jahrgang auf dem Prüfstand. Der reiht sich, kurz gesagt, in die Reihe der großen Jahrgänge der letzten 18 Jahre ein. Auffallend in diesem Jahr: Fast jeder Betrieb präsentierte einen feinherben Wein, einige sogar drei (bei insgesamt höchstens acht Weinen). Diese ausbalancierten, dezent süßen Weine erfreuen sich nach Ansicht von Ansgar Schmitz (Mosel-Saar-Ruwer e.V.) großer Nachfrage. "Die sind unproblematisch und vielfältig zum Essen einsetzbar", ergänzte Herbert Weis (Weingut Erben von Beulwitz, Mertesdorf). Genauso hervorragenden Dienst tun sie, so der Winzer, aber auch als Alltagswein. Weis: "Der macht nicht satt." Es gibt Zeitgenossen, für die ist die Präsentation pure Lust. Andere müssen sich von Berufs wegen mit den Weinen vertraut machen. Was nicht heißen soll, dass sie nicht mit Lust bei der Sache sind, aber sie probieren eben professionell. Dazu gehört Karl-Josef Krötz, gebürtiger Moselaner und seit 1989 Kellermeister im Bremer Ratskeller. "Es wird wieder viel über Riesling gesprochen", erläuterte er. Der Klimawandel führe dazu, dass die Weine weltweit kräftiger und alkoholreicher werden, sagte er. Hier liege die Chance des "Solotänzers" Moselriesling. Eines Weines also, der leicht, filigran und tänzerisch daherkommt. Diese Botschaft müsse in die Welt gebracht werden. Aber das sei leichter gesagt als getan, denn hinter manchen Grenzen der Weinanbaugebiete beginne auch gleich die vinologische Diaspora. Kommissionär Elmar Bergweiler (Wehlen) sieht den Riesling weiter in einer leichten Steigphase. "Für Top-Rieslinge ist der Markt vorhanden", glaubt er. Es warten natürlich auch neue Märkte. China zum Beispiel: Ring-Vorsitzender Peter Pauly (Weingut Pauly-Bergweiler, Bernkastel-Kues) sieht dort angesichts enormen Wirtschaftswachstums Potenzial. "Es tut sich was, aber es ist trotzdem ein schwerer Weg", sagte er. Pudelwohl fühlte sich unter all den Riesling-Experten Alfred Emmerich vom Ahr-Weingut Nelles (Heimersheim). "Hier herrscht eine sehr gute Atmosphäre. Das hat Stil", lobte er.

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