Der Slogan heißt "moselan statt mediterran"

BERNKASTEL-KUES. Die Qualität der Rieslinge an Mosel, Saar und Ruwer ist unstrittig. Doch die Art der Präsentation ist noch verbesserungsfähig. Dazu ist die nächste Winzergeneration bereit.

Architektin Annette Bartsch hielt mit ihrer Einschätzung nicht hinter dem Berg. "Es gibt hier noch viele rustikale Scheußlichkeiten", sagte sie mit Blick auf die Präsentation von Weinen. Natürlich meint sie nicht die Qualität der Weine. Es geht ihr darum, in welchem Ambiente der Wein dem Verbraucher präsentiert wird. Winzer in anderen Ländern, zum Beispiel in Österreich, haben in dieser Beziehung einen deutlichen Vorsprung. Das wurde beim Symposium "Wein + Architektur" deutlich (TV vom 14. März). Doch auch an der Mosel zeichnet sich in dieser Hinsicht eine positive Tendenz ab. Bartsch: "Die Winzer brauchen vielleicht nur noch einen kleinen Anstoß, um auf den Zug aufzuspringen, der bereits weltweit fährt." Das müsse nicht zwingend mit riesigen Investitionen verbunden sein. Mit Licht und Farbe sei bereits viel zu machen, sagte Bartsch. Natürlich geht es auch ein paar Nummern größer, wie die innovativen Beispiele des "Weingutes am Stein" in Würzburg und des Weinbauernhofes Krispel in der Steiermark (Österreich) zeigen. Hier haben Architekten Gebäude geschaffen, die auch optisch herausragen. In einem flammenden Appell rief Architektin Ilse Maria Engel-Tizian (Trier) die Winzer auf, selbstbewusst an solche Projekte heranzugehen, dabei aber authentisch zu bleiben. "Schaffen Sie kein mediterranes Flair", warnte die gebürtige Österreicherin. "Befassen sie sich mit der aufregenden Mosel und nicht mit der fast langweiligen Toskana", sagte sie unter dem Beifall der mehr als 250 Zuhörer im Barocksaal von Kloster Machern. Ihr Slogan: "moselan statt mediterran". Natürlich setzt das enge Moseltal manchen Wünschen gleich Grenzen. Vom finanziellen Aufwand einmal ganz abgesehen. "In Österreich gab es für 58 Betriebe bis zu 70 Prozent an Zuschüssen. Hier sind es 20 bis 30 Prozent", erläuterte Winzer Andreas Schmitges. Trotzdem will er das Elternhaus in ein "vinophiles Zentrum" umgestalten. Die Pläne beinhalten eine Vinothek und Räume für Konzerte und Ausstellungen. In der Region entstehen neue Vinotheken

Auch die Brüder Ernst-Josef und Werner Kees (Graach) wollen in ihrem Anwesen eine Vinothek einrichten. Ernst Josef Kees, der auch Zweiter Vorsitzender des Weinbauverbandes ist, glaubt, dass die nachfolgenden Winzergenerationen an Mosel, Saar und Ruwer in dieser Hinsicht verstärkt tätig werden. "Wir haben Nachholbedarf", sagt er. Der Wein alleine reiche nicht. Weineinkauf müsse mehr und mehr zum "Erlebnis" werden. Auch Theo Haart (Piesport) hat die Hoffnung, dass die nächste Generation neue Gedanken mit in die Betriebe bringt. Ganz konkrete Pläne gibt es bereits bei Marietta und Bernhard Eifel (Trittenheim). Ihr Betrieb ragt mit einem eigenen Restaurant bereits aus der Masse heraus. Mit Tochter Alexandra, die derzeit studiert, steht in einigen Jahren die nächste Generation bereit. "Wir wollen ein größeres Objekt bauen", blickt Vater Bernhard nach vorne. Es soll ebenfalls eine Vinothek beinhalten und auch optisch einen Glanzpunkt setzen. Deshalb informiert sich das Ehepaar Eifel auch schon fleißig in anderen Regionen und Ländern. Auch für die Architekten ist dies eine Herausforderung. "Ohne Leidenschaft gibt es keinen guten Wein", sagte Joachim Hofmann, einer der Väter des "Weingutes am Stein", "ohne Leidenschaft ist aber auch keine gute Architektur möglich."

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