Der Tag, als der Rock nach Dörbach kam

Zum Jubiläum von "Rock am Waldrand" spielen die "Queen Kings" und "Chock-A-Block" am 19. Juli in Dörbach. Doch wie fing alles an? Als der Rock in den Ort kam, wollte der SV Eintracht 66 eigentlich nur ein etwas größeres Vereinsfest feiern.

 Noch keine einzige Schlägerei: Das Publikum ist in Dörbach bislang immer friedlich geblieben. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Noch keine einzige Schlägerei: Das Publikum ist in Dörbach bislang immer friedlich geblieben. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

 Hans-Peter Stoffel: „Das machen wir jetzt in jedem Jahr.“ TV-Foto: Archiv/Marion Maier

Hans-Peter Stoffel: „Das machen wir jetzt in jedem Jahr.“ TV-Foto: Archiv/Marion Maier

Salmtal-Dörbach. Die 60er Jahre stehen in ihrem Zenit, als ein junger Mann in Salmtal eine Entscheidung treffen muss. Ludwig Erhard versucht sich gerade als Bundeskanzler, und ein kugelrunder Komiker gleichen Nachnamens albert sich in die Herzen der Deutschen. Aber aus Großbritannien kommen allmählich ganz andere Töne - und die kriegt eben auch der junge Mann in Salmtal mit.Doch auf wen steht Hans-Peter Stoffel mehr? Auf die braven Pilzköpfe aus Liverpool oder die harten Jungs um Jones und Jagger? Also "Beatles" oder "Rolling Stones" - nur das ist jetzt die Frage! Und heute wie damals ist es Stoffel lieber, wenn ihm die Stones die Zunge zeigen, als dass ihm die Beatles in den Ohren liegen. Vor zwei Jahren hat er Mick und Meute live gesehen und ist sich (fast) sicher: "Die Gerüchte über Drogen und Frauen können wohl nicht stimmen. Oder würde Jagger mit seinen 65 Jahren sonst noch so über die Bühne fegen?"Neben der Rockmusik hat der 58-Jährige noch eine zweite große Leidenschaft: den Fußball - und zwar quer durch alle Ligen. Schon fast ein Vierteljahrhundert lang amtiert er als Chef des SV Dörbach. Und vor exakt 21 Jahren brachte Stoffel dann Ball und Beats zusammen. "Wir haben damals ein neues Vereinshaus gebaut", erinnert er sich. "Dessen Einweihung wollten wir groß feiern. Da habe ich vorgeschlagen, einfach mal eine Band einzuladen." Gesagt, getan. Und die Trierer Soulgruppe "Black Cats" schlug damals dermaßen ein, dass Stoffel beschloss: "Das machen wir jetzt in jedem Jahr."1988 stieg dann das erste offizielle "Fest am Waldrand" - so hießen die Dörbacher Rocktage bis vor zwei Jahren. Ob "Dreifuß" aus der damals gerade noch bestehenden DDR oder heimische Gruppen wie "Alles Banane" und "Dirty Sheeps" - inzwischen haben schon mehr als zwei Dutzend Bands und annähernd 20 000 Fans den Geräuschpegel der Wittlicher Senke nach oben gekreischt.Auf eines ist Hans-Peter Stoffel besonders stolz: "Wir hatten noch keine einzige Schlägerei." Und die Beschwerden lärmgeplagter Anwohner hielten sich auch in Grenzen. "Welches Publikum zu uns kommt, versuchen wir über die Auswahl der Bands mitzusteuern." In Dörbach treten meist Coverbands auf - also Gruppen, die sich am Gesamtwerk bekannter Formationen wie "Bon Jovi" oder "Queen" bedienen. Da weiß das Publikum, was es erwartet, und der Veranstalter holt seine Kosten wieder rein. Bei unbekannten Bands mit eigenen Liedern könne man sich da nie so sicher sein.Stoffel hat im Lauf der Jahre viele Rocker kennengelernt - und kann gängige Klischees kaum bestätigen. Sogar die Hotels blieben immer heil. Nur die "Lords" hätten es schon vor ihrem Auftritt auf eine ganze Flasche Cognac gebracht. Pro Mann versteht sich.

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