Der erste Griff zum Lichtschalter

Wenn es um die Geschichte des Landkreises Bernkastel-Wittlich geht, ist Claudia Schmitt Fachfrau. Die Leiterin des Kreisarchivs kennt sich aus mit Vorreitern im Kreisgebiet und berichtet für die TV-Serie vom ersten elektrischen Licht, das in der Eifel leuchtete.

Eisenschmitt. "Mach mal Licht an.” Der Druck auf den Lichtschalter ist Alltagsroutine. Die Lampe geht an, draußen ist es dunkel, drinnen hell.

Diese Selbstverständlichkeit gab es vor rund 130 Jahren nicht. In der vorelektrischen Zeit behalf man sich mit Petroleumlampen oder Kerzen, die beide nur schwaches Licht gaben. Hin und wieder fühlen wir uns noch einmal in diese lichtlose Zeit zurückversetzt, wenn durch Blitzschlag oder andere Störungen der Strom ausbleibt. Damals wurde es nach der Dämmerung stockfinster. Keine Straßenlampe, keine Reklametafel, keine Fahrzeugscheinwerfer unterbrachen die lange Nacht bis zum Sonnenaufgang.

Doch von einem Tag auf den anderen machte ein kleiner Schalter an der Wand die Nacht zum Tag.

Man sollte meinen, in der Eifel sei der elektrische Fortschritt wie vieles andere erst spät eingekehrt. Das Gegenteil war der Fall! Die Elektrizität hielt in der Eifel früher als in den umliegenden Städten Einzug.

Denn auf der Molitorsmühle bei Eisenschmitt trafen drei ideale Faktoren zusammen: das Wissen von der neuen Technologie, die vorhandene Wasserkraft bei der Mühle, die für eine Stromerzeugung notwendig war, und die Person des Müllers Nikolaus Molitor, der sich für die fortschrittliche Idee begeistern ließ. Die nötigen Kenntnisse brachte Wilhelm Feuser, ein Mann mit Weitblick, aus Köln mit. Er lebte und arbeitete dort, war aber oft bei der befreundeten Müllerfamilie zu Besuch. Er hatte bei einem Kölner Handwerker die "elektrische Licht- und Krafterzeugung” kennengelernt und wollte nun diese nachbauen. Feuser und Molitor konstruierten eine Dynamo-Maschine. Der erste Versuch misslang gründlich, die Glühbirne, eine Erfindung von Thomas Edison, die erst neun Jahre zuvor erstmals 1880 in seiner neuen Glühbirnenfabrik in Amerika gefertigt worden war, wollte nicht brennen. Die Konstrukteure gaben nicht auf, und beim zweiten Versuch mit einem neu geschaffenen Dynamo klappte es auf Anhieb. Nun waren die "Elektriker" nicht mehr zu bremsen und legten, wie es in der Familienchronik der Molitors heißt, im Haus "vom Keller bis zum Speicher" Stromleitungen. Der 25. Februar 1889 war der denkwürdige Tag, an dem das erste Mal in unserem Teil der Eifel ein Lichtschalter betätigt wurde.

Schnell verbreiteten sich in der Folgezeit die neuen "elektrischen Licht- und Kraftanlagen" in der Umgebung, errichtet zum großen Teil von Feuser und Molitor. Die Begeisterung über das neue Licht in goldener Farbe, das weder schwarze Zimmerdecken noch Brände verursachte, war riesig. Noch am 25. Dezember 1894 veröffentlichte das Wittlicher Kreisblatt einen Bericht über die erste elektrische Beleuchtung der Eisenschmittner Kirche und stellt bewundernd fest: "Eine Bogenlampe von 1500 Kerzen Leuchtkraft überfluthete den weiten Raum in feenhaftem Glanze.”

Im gleichen Jahr erzeugte auch die Endresmühle bei Manderscheid bereits Strom. Erst sechs Jahre später wurde es an der Mosel hell. Das neue Werk der "Traben-Trarbacher Beleuchtungsgesellschaft" lieferte erstmals am 15. Januar 1890 an Häuser der Stadt "elektrisches Licht".

Wie der Wittlicher Historiker Klaus Petry in der Stadt-Chronik schreibt, ging in Wittlich das erste Licht am 17. September 1897 an. Zwei Jahre später übertrug die Stadt einem Trie rer Ingenieur die Konzession für ein Elektrizitätswerk. Trier selbst blieb jedoch noch ein ganzes Jahrzehnt dunkel und erhielt erst im Jahr 1901 Elektrizität.

Claudia Schmitt leitet das Kreisarchiv im Obergeschoss des Hauses Mehs, Eingang Stadtbücherei, Schloßstraße 10 in Wittlich, Telefon 06571/ 96633.

Sie steht jedermann zu Fragen der Kreisgeschichte zur Verfügung.

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