Der ganze Ort ist eine Baustelle

KARL. Noch bis Ende des Jahres werden die Karler mit Baustellen leben müssen. So lange wird an Straßen und Kanal gebaut. Ungemach droht auch wegen der Finanzierung der Bauarbeiten. Ein Anlieger will klagen.

"So langsam könnten die Bauarbeiten schon zu Ende gehen", ist in Karl hier und da schon mal zu hören. Seit Ende März wird in fünf Straßen der kleinen Gemeinde - und das heißt so gut wie in ganz Karl - gebaggert, gebuddelt und geschaufelt, um Kanal-, Regenwasser- und Wasserversorgungsrohre zu verlegen. Krach bleibt da nicht aus. Doch müssen die Karler damit dem wohl noch eine Weile leben. Denn die Straßen, die nach dem Aufreißen ausgebaut werden, sind frühestens Ende des Jahres wieder hergestellt. Danach geht es an die Bepflanzungen. Bis Mitte nächsten Jahres wird an einigen Straßen ein Grünstreifen zwischen Straße und Bürgersteig angelegt und einige Linden der Lindenstraße verpflanzt. Bislang seien die Karler sehr geduldig, lobt Bürgermeister Heinz Lukas seine rund 250 Mitbürgerinnen und Mitbürger. Dennoch kann es sein, dass das Dorfoberhaupt sich mit einem seiner Schäfchen wegen des Straßenausbaus, genauer wegen der Beitragsberechnung dazu vor Gericht wiedersehen wird. Denn Leo Merges, Bewohner der Kreisstraße, die in den Sackgassen-Ort hineinführt, findet die Art der Abrechnung, die beschlossen wurde, nicht gerecht. "Nach altem Beitragsberechnungssystem", so erklärt er, "wurden alle Straßen einzeln abgerechnet. Hier wurde nun ein Durchschnittssatz für alle Anlieger gebildet, an dem sich auch die Bewohner der Kreisstraße beteiligen sollen." Kreisstraßen-Anlieger mussten nach alter Gesetzeslage nur für Gehwege und Beleuchtung aufkommen, den Rest trug der Kreis. Nach aktueller Rechtslage fallen die Beiträge für diese Anlieger also sicher höher aus. Merges rechnet für sein Anwesen mit einer Verdopplung der Beiträge auf 6000 Euro. Gegen die Vorgehensweise hat Merges eine schriftliche Eingabe bei der Kommunalaufsicht eingereicht und will auch klagen. Merges, der als Verwaltungsmann in der VG-Wittlich-Land auch beruflich mit Erschließungsbeiträgen befasst ist und nun auch in den neuen Gemeinderat gewählt wurde, will weder der Gemeinde noch der Verbandsgemeinde irgendwelche Vorwürfe machen. Er hält die Gesetzgebung des Landes zu diesem Abrechnungsmodus für "vermurkst bis dort hinaus". Thüringen und Rheinland-Pfalz seien die einzigen, die diese umstrittene Gesetzgebung zuließen. VG-Bürgermeister Wolfgang Schmitz hingegen verweist auf die gerechte Gleichbehandlung aller Bürger. "Alle Straßen werden ausgebaut und stehen in einem räumlichen Zusammenhang. Von der Kreisstraße gehen alle anderen Straßen ab. Deshalb sollen alle Bürger gleich behandelt werden." Es sei schwer vermittelbar, wenn diejenigen, die zufällig an der Kreisstraße wohnen, weniger zahlten als die Anlieger der Gemeindestraßen. Deshalb habe die Verwaltung die Gleichbehandlung nach geltendem Recht empfohlen, die vom Gemeinderat in geheimer Abstimmung auch beschlossen wurde. Doch alle Bürger sind von der Entscheidung des Rates nicht angetan. "Wir sind dabei eine Interessengemeinschaft zu gründen, und viele der 20 Kreisstraßenanlieger wollen da mitmachen", sagt Merges.

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