Der größte Knast im Land entsteht

WITTLICH. Bereits im nächsten Jahr soll mit den Arbeiten an einem Neubau für das Wittlicher Kittchen begonnen werden. 660 zusätzliche Haftplätze sollen entstehen. Damit wäre das Gefängnis dann das größte in Rheinland-Pfalz.

Die Gefängnisse in ganz Deutschland platzen aus allen Nähten. Überbelegung - und das bedeutet Doppelbelegung von Zellen - ist keine Seltenheit und das schon seit einigen Jahren. In der Wittlicher Justizvollzugsanstalt (JVA) müssen laut Justizministerium zur Zeit 136 Inhaftierte ihre rund acht Quadratmeter große Zelle mit einem weiteren Mann teilen. Auch wenn niemand absehen kann, wie sich die Zahl der Inhaftierten weiter entwickelt, muss die Justiz reagieren. In Frankenthal und Diez wurden trotz schwieriger Haushaltslage schon mehr Haftplätze geschaffen, im kommenden Jahr soll Wittlich drankommen.Beginn der Arbeiten im dritten Quartal 2005

Im Gespräch ist die Knast-Erweiterung in der Kreisstadt schon länger, doch war lange Zeit unklar, ob die Mittel dafür da sind. Dann hieß es, frühestens 2006 sollten die Bauarbeiten beginnen, nun ist der Beginn für das dritte Quartal 2005 vorgesehen. In einem ersten Bauabschnitt soll bis Ende 2008 ein neues Hafthaus für Männer entstehen. Größe: 660 Plätze. Insgesamt läge die Zahl der Haftplätze in Wittlich dann bei rund 1340 (bisher 497 in der JVA plus 660 neue Plätze, 184 in der Jugendstrafanstalt). Damit wäre Wittlich dann das größte Gefängnis in Rheinland-Pfalz. Mehr Inhaftierte bedeuten auch mehr Personal. Doch wie viele Stellen entstehen, kann Fabian Scherf, Sprecher des Justizministeriums, heute noch nicht sagen. Scherf: "Das kommt dann auch auf die Belegung an." Der Neubau wird nach dem Konzept der JVA Rohrbach gebaut. Das bedeutet: Die Etagen sind alle von einem zentralen Aufsichtsraum zu überwachen, und alle Gebäudeteile werden über geschlossene Gänge miteinander verbunden. Der Neubau soll auf dem Gelände der heutigen Gärtnerei entstehen. Für Gärtnerei und Hühnerhaltung, die zur Ei-Versorgung vieler Wittlicher beiträgt, bedeutet dies, dass sie vom jetzigen Standort weichen müssen. "Es wird noch geprüft, ob an anderer Stelle Ersatz gefunden werden kann", sagt Scherf. Weiterhin sollen in dem ersten Bauabschnitt, dessen Kosten noch unklar sind, das Justizvollzugskrankenhaus, die Verwaltung und die Pforte der Männeranstalt in den heutigen Bereich der Gärtnerei verlegt werden. Für zwei weitere Bauabschnitte steht die Planung bereits, doch ist noch unklar, ob sie realisiert wird. Das hängt vom Bedarf an Haftplätzen ab. Nur wenn dieser sinkt, wird laut Scherf weiter gebaut. Denn im zweiten Bauabschnitt soll das alte Haftgebäude der Männer für den Jugendstrafvollzug umgebaut werden, und der braucht mehr Platz. Der Reingewinn an Haftplätzen betrüge dann keine 660 Plätze mehr, sondern nur noch 260. Die jugendlichen Inhaftierten sollen im Wohngruppenvollzug untergebracht werden. In dieser Art des Vollzugs sind Gemeinschaftsräume vorgesehen, denn die jungen Gefangenen sollen den Umgang mit anderen lernen. Im zweiten Bauabschnitt sollen zudem die Werkhallen vergrößert werden. In einem dritten Bauabschnitt sollen Verwaltungsgebäude und Gefängniskrankenhaus zur Justizvollzugsschule und für den offenen Vollzug umgebaut werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort