Der lange Weg zur Schäferei

WEHLEN/GRAACH. Im Kindergarten Wehlen brodelt es. Grund dafür ist die Beförderung der Kinder von Graach und der Schäferei. Aktuell versetzte der Irrtum einer Fahrerin Eltern und Erzieher in Schrecken.

Die Beförderung von Kleinkindern mit Bussen ist ein heikles Thema. Im Gemeinschaftskindergarten Wehlen sind davon 17 Kinder aus Graach und der Schäferei betroffen. Letztgenannte jedoch heftig, wie ein Ereignis zeigt, das Eltern und Erzieher in Sorge versetzte. Ursache dafür war der Irrtum einer neuen Fahrerin. Sie war für einen kranken Kollegen eingesprungen, hatte aber die Reihenfolge der Linien durcheinander gebracht. Statt gegen 12 Uhr mit drei Kindergartenkindern und zwei Grundschülern von Graach zur Schäferei zu fahren (siehe Kasten) ging die Fahrt am vorigen Mittwoch zur Hauptschule Bernkastel-Kues. Wieder in Graach - mittlerweile war es etwa 12.30 Uhr - kam eine Autofahrerin auf der Suche nach ihrem Enkel an den Bus. Mit dem Ergebnis, so die Schilderung des Unternehmens Priwitzer, dass die drei Jüngsten und eines der Grundschulkinder mit ihr zur Schäferei fuhren. Zur Freude ihrer Eltern. Deren generelle Angst ist damit jedoch nicht ausgestanden. Dagmar Schäfer, eine im Elternbeirat engagierte Mutter, ist immer noch erschrocken. "Man gibt die Kinder mit und dann passiert so was." Normalerweise wäre der Bus kurz nach 12 Uhr in der Schäferei. An diesem Tag war er jedoch gegen halb eins noch nicht da, obwohl laut Kindergarten pünktlich abgefahren. Die Sorge wurde verstärkt, als Dagmar Schäfer hörte, die Kinder wären in Graach auf der Straße gelaufen. Ihre knapp vierjährige Tochter hätte zu Fuß zur Schäferei gehen wollen. Die Kinder seien "fix und fertig" gewesen und ein Junge hätte geweint. Was Brunhilde Erbes, eine andere Mutter, veranlasste, Anzeige zu erstatten, obwohl ihre Kinder bereits zwischen acht und zwölf Jahren alt sind. Die Kleineren seien in der Regel spätestens um 12.15 Uhr zu Hause, so Erbes. An diesem Tag waren alle drei erst nach halb zwei da. Für Walburga Gordon, Leiterin des Kindergartens, ist die Kinder-Beförderung ein "heißes Diskussionsthema". So wie es in den vergangenen Jahren gelaufen sei, könne es nicht weitergehen. Bei einer Versammlung hätten die Eltern entschieden, an die Kreisverwaltung zu schreiben. Schwierigkeiten hätte es schon öfter gegeben. Mal hatten Ersatzfahrer keine Einweisung, mal der Bus keine Kindersitze. Oder ein fremdes Fahrzeug hatte die Kinder abholen wollen. "In den Bus muss eine Begleitperson"

In solchen Fällen würden sie eigentlich erwarten, vorab informiert zu werden. Andererseits könnten, nach Ansicht von Gordon, Vorfälle wie diese ausgeschlossen werden. "Ich plädiere seit 30 Jahren dafür: in den Bus muss eine Begleitperson." Die Kinder seien zu klein zum Reisen, stünden im Bus auf oder wüssten nicht, wo sie aussteigen sollten. Doch müsste dies von den Eltern geregelt werden. Eine Ansicht, die sich mit der des kritisierten Unternehmens deckt. Seit Jahren würden sie drängen, dass eine der Mütter mitfährt, so Inhaber Thomas Priwitzer, der auch die Abholung anbietet. Der Fahrer könne nicht gleichzeitig fahren und auf die Kinder aufpassen. Noch allzu gut ist ihm das im Bus eingeschlafene Kind in Erinnerung, das an der Haltestelle nicht abgeholt worden war und später auf dem Firmenhof entdeckt wurde. Ein Vorfall, der dem Betrieb angelastet wurde, bei einer Begleitung aber nicht vorgekommen wäre. Doch sei dafür kaum einer bereit. Es gebe sogar Eltern oder Erzieher, die erwarteten, dass ihre Kinder bei Eisregen befördert würden. Nach Schilderung der Firma hat beim Aufenthalt in Graach kein Kind den Bus verlassen. Was die Recherche der Kreisverwaltung zu bestätigen scheint. Der zuständige Mitarbeiter Günter Zimmer fuhr für die Recherche die Route mit den Kindern mit. Er fand heraus, dass die Kinder erst beim Eintreffen der Bekannten aus dem Bus und in deren Auto gegangen waren. Die in Graach verbliebenen Kinder nahm die Fahrerin laut üblicher Route später zur Schäferei mit. Das einzige Grundschulkind war laut Zimmer ein Geschwisterkind von zwei der drei Hauptschüler. Vergleichbare Vorfälle sind laut Kreisverwaltung nicht bekannt. Dennoch habe die Behörde "das Unternehmen unmissverständlich auf seine besonderen Verpflichtungen bei der Kinderbeförderung hingewiesen." Es sei zugesagt, künftig nur eingewiesene Fahrer einzusetzen.

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