Der mit dem Stock im Maul

WITTLICH. Der wilde Westen ist gleich um die Ecke: Seit 14 Jahren ist der Wahlindianer Capa Nivang in Deutschland unterwegs. Nun hat er sein Tipi auch in Wittlich aufgeschlagen.

Rauch steigt aus dem Tipi in die Luft. Ein Lagerfeuer knistert und immer wieder klettern Kinder in das Zelt, das rund acht Meter in die Höhe ragt. Die Begeisterung steht ihnen ins Gesicht geschrieben, denn im Innern sitzt eine "richtige" Rothaut, mit Mokassins, Fransenhose und Stirnband. Capa Nivang nennt sich der Indianer, der eigentlich ein Deutscher ist. Seit rund 14 Jahren ist er nun schon in seinem Tipi unterwegs, und er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern vom wirklichen Leben der Indianer zu erzählen. Wie früher die Prärie-Indianer ihrer Lebensgrundlage, den Bisons, hinterhergezogen sind, so zieht er von Kindergarten zu Kindergarten und von Schule zu Schule und baut dort sein Tipi auf. Den Kindern ein Gefühl für die Natur und den Umweltschutz zu vermitteln, ist dabei eines seiner Hauptanliegen. "Die Erde gehört uns nicht, wir dürfen nur darauf wohnen. Deshalb müssen wir Mutter Erde mit ihren Tieren und Pflanzen auch achten", sagt Capa Nivang. "Indianer töten deshalb keine Tiere nur zum Spaß", erzählt er weiter. "Wenn ich eine Ameise in meinem Tipi töte, dann muss ich sie auch essen." Mindestens genauso wichtig ist für ihn aber auch, Aufklärung über die Indianer zu betreiben und den Kindern die Kultur diese Volkes näher zu bringen "Ich möchte, dass wir endlich von diesem Karl-May-Image wegkommen. Winnetou ist nicht die Realität", erklärt Capa Nivang. "Die meisten Indianer leben heute in Reservaten, wo sie vom weißen Mann zu Alkoholikern gemacht werden. Das müssen sich die Menschen mal klarmachen." 40 bis 45 Wochen im Jahr reist der Wahlindianer so durch ganz Deutschland und hat schon mehr als 500 Kindergärten und Schulen besucht. Das Tipi ist dabei längst zu seinem Zuhause geworden: "In der Winterpause kann ich es höchstens zwei Wochen auf der Couch vorm Fernseher aushalten, danach bekomme ich einen Lagerkoller und muss wieder raus." Vor seiner Zeit als "Rothaut" verdiente Capa Nivang, der im richtigen Leben Franz-Josef Beumer heißt, sein Geld als Holzfäller. Durch einen Unfall konnte er diesen Beruf nicht mehr ausüben. Also entschloss er sich sein Hobby zum Beruf zu machen, und so der Arbeitslosigkeit und Hartz IV zu entfliehen. An seinen alten Beruf erinnert immer noch sein indianischer Name: Capa Nivang. Übersetzt lautet dies "der mit dem Stock im Maul schwimmt". Sonst ist von seinem alten Leben aber nicht mehr viel übrig geblieben. "Ich bin Capa und dabei soll es auch bleiben. Ich bin Indianer und vertrete die indianische Kultur. Am liebsten wäre es mir auch, wenn ich keinen deutschen Namen mehr hätte", sagt Capa Nivang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort