"Der richtige Mann"

WITTLICH. (ger) Fast wie im Guinnessbuch der Rekorde: Beim Geburtstagsempfang für Karl Becker, dem langjährigen Verbandsbürgermeister in Wittlich-Land, gratulierte die CDU-Prominenz. Geplaudert wurde auch aus dem Nähkästchen der Politik.

Ein Geburtstagsempfang bietet Altgewohntes mit Lobes- und Dankesworten, aber auch Überraschendes und gibt zuweilen intime Einblicke in das Werden politischer Entscheidungen, von denen die Entwicklung einer Region geprägt wurde. Wenn dieser Geburtstag dann noch ein achtzigster ist, kann sich der Jubilar durchaus erlauben, amüsant verpackte und dennoch klar ausgesprochene Empfehlungen an die Adresse der aktuellen politischen Entscheidungsträger auszusprechen. Karl Becker, Kommunalpolitiker mit allerhand Rekorden, politisch groß geworden in der Zeit, als die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland noch in den Anfängen steckte, fühlte sich wohl beim Empfang, den sein CDU-Kreisverband ihm zu Ehren gab. Nachdem viel Lob verteilt und immer wieder der Hinweis auf das Beharrungsvermögen des Geehrten beim Ansteuern kommunalpolitischer Ziele zu hören war, verband Becker seine Dankesworte gelegentlich mit dezenten Hinweisen auf die Werte, denen sich Politiker verpflichtet fühlen sollten. Konrad Adenauer selbst habe ihn bei einer Versammlung gefragt, wieso er kein Gehalt für seine Tätigkeit als CDU-Bezirksgeschäftsführer verlange. Er mache das ehrenamtlich, ihm reichten 25 Mark monatlich, sagte Becker. Daraufhin habe Adenauer den Finger gehoben und Beckers Beispiel gelobt mit den Worten "Sehen Sie, meine Herren!" 40 Mandatsträger und Weggefährten aus Europaparlament, Bundestag, Landtag und kommunalen Gremien lauschten den Worten des Altbürgermeisters der VG Wittlich-Land. Sozusagen familiär, CDU-familiär, gestaltete sich der Empfang im Wittlicher Casino. Kreisvorsitzender Alex Licht sprach in seiner Laudatio gleich vier Rekorde Beckers an: CDU-Rekord: 56 Jahre Mitglied; Verwaltungsrekord: vom Lehrjungen zum Chef - 51,5 Jahre im Berufsleben bei ein- und derselben Verwaltung; Sparkassenrekord: 30 Jahre im Verwaltungsrat; größter Rekord: seit 55 Jahren mit Ehefrau Elfriede verheiratet. Licht betonte auch, dass es Becker am liebsten war, wenn am Ende alle seiner Meinung waren. Er schloss die Laudatio mit den Worten: "Sie waren der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Wolfgang Wittkowsky, langjähriger CDU-Kreisvorsitzender, lobte Karl Becker als den ruhenden, verlässlichen Pol der Partei. "Karl Becker wusste, was die Leute denken. Er kannte und er kennt die Menschen." Bundestagsabgeordneter Peter Rauen sprach von Beckers hoher Sachkompetenz. "Er war als Bürgermeister ein Mensch, der zwar gesagt hat, wenn etwas nicht geht. Der aber auch gesagt hat, wie etwas funktionieren kann." Becker überzeuge durch sein geschlossenes Persönlichkeitsbild, und habe trotz vieler Ämter nicht mit verschiedenen Zungen gesprochen habe, sagte Rauen. Becker leitete seine Dankesworte mit einem Sprichwort ein und gleichzeitig einem Seitenhieb auf die Weltpolitik: "George Bush, der Vater des derzeitigen US-Präsidenten - mehr als eine Spur weiser als sein Sohn - sagte, als man ihn zum 80. gratulierte: 80 Jahre alt zu werden tut nicht weh".

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