Der tiefgrüne Riese kommt zurück

Dem Besonderen einen Platz geben: Die Edelkastanie erfährt eine Renaissance. Aufgrund ihrer Seltenheit wird sie in den heimischen Wäldern wieder gezielt aufgeforstet. So auch vom Forstamt Traben-Trarbach.

Traben-Trarbach. (cju) "An vollen Büschelzweigen, Geliebte, sieh nur hin! Laß dir die Früchte zeigen, umschalet stachlig grün." Schon 1815 widmete Johann Wolfgang von Goethe einem ganz bestimmten Baum seine Zeilen: der Edelkastanie. Wie vor fast 200 Jahren blitzen auch derzeit wieder die kleinen, grünen, stacheligen Kugeln am Wegesrand empor oder schwingen sich noch sanft an den Bäumen im Wind. In der wehrhaften Verpackung steckt ein wohlschmeckender Kern, die Marone.

Ähnlich der Weinpflanze ist die Edelkastanie, auch Esskastanie genannt, seit der Römerzeit in der Moselregion beheimatet. Der seltene Baum soll wieder eine größere Verbreitung finden. "Er ist etwas ganz Besonderes für die Region", sagt Franz-Josef Sprute, Forstamtsleiter in Traben-Trarbach. Denn im Gegensatz zur Eiche oder Buche ist der Baum nicht überall beheimatet. Durch gezieltes Aufforsten werden die Bestände im Traben-Trarbacher Forst etwas vergrößert. Aktuell ist nur ein Prozent der 20 000 Hektar großen Waldfläche mit dem Laubbaum besiedelt.

Im Herbst und im Frühjahr werden Esskastanien-Zöglinge aus einer Baumschule in Koblenz im Traben-Trarbacher Forst angepflanzt. Diese stammen teilweise auch aus heimischen Maronen. "Jedes Jahr wird im Forstamtsbereich etwa ein Zentner Kastanien gesammelt, um Pflanzen herzustellen", erklärt Franz-Josef Sprute. 4000 bis 6000 Bäume werden auf einem Hektar Waldfläche angepflanzt - doch nicht im Einzelbestand, sondern meist als Mischgebiet zum Beispiel mit Linden. Im letzten Jahr sind rund fünf Hektar aufgeforstet worden.

Seit rund 20 Jahren spielt die Esskastanie wieder eine größere Rolle, sagt Franz-Josef Sprute. Seitdem werde gezielt aufgeforstet, vorher habe sie sich noch selbst ausgesamt. Rund drei Prozent macht die Edelkastanie in der derzeitigen Gesamtaufforstung aus. 30 bis 80 Zentimeter hoch sind die ein- bis zweijährigen Triebe, wenn die Waldarbeiter bei den Herbst- und Frühjahrpflanzungen im November und im März deren Wurzeln im frischen Waldboden eingraben. Da der Baum zu dieser Zeit noch sehr schwach ist, müssen die Kultivierungen mit Zäunen umsäumt werden. Diese sollen vor Wildverbiss schützen und bleiben etwa fünf bis zehn Jahre zur Sicherheit stehen.

Fast hundert Jahre können vergehen, bis der Baum seine maximale Höhe von 30 Metern erreicht hat und auch als Holzlieferant genutzt wird. Sein Holz ist vor allem in der Weinregion von Interesse. Neben der Nutzung als Rebenpfähle eignet es sich sehr gut zur Herstellung von Weinfässern.

Die Früchte der Esskastanie werden seit rund 200 Jahren kultiviert und veredelt - und sind nicht nur an kalten Tagen für jeden Gaumen ein Genuss. Das wusste auch schon Goethe zu schätzen.EXTRA: Die Edelkastanie, auch Esskastanie genannt, ist seit der Römerzeit auch an der Mosel beheimatet. Der sommergrüne Baum gehört zur Familie der Buchengewächse. Besonders gut ist er an seinen tiefgrünen, lanzenförmigen Blättern zu erkennen. Die stacheligen Fruchtbecher (Cupula) tragen meist ein bis drei Früchte in ihrem Inneren. Die natürliche Verbreitung erfolgt durch Eichhörnchen, Siebenschläfer, Krähen oder Häher. Diese verstecken die Nahrungsvorräte im Boden. Vergessene Früchte keimen im Frühjahr aus. In Südwest-Deutschland kommt die Edelkastanie vor allem in der Vorderpfalz, der Ortenau, an der Bergstraße, im Vordertaunus, im Rheingau und an der Mosel vor. Vor allem durch den Kastanienrindenkrebs, der aus Amerika eingeschleppt worden ist, ist der Baum bedroht.

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