Die Allgemeinheit soll zahlen

Mehrere Kellereien und Winzer gehen derzeit gegen die Weinfonds-Zwangsabgabe auf die Barrikaden. Darunter ist auch die Bernkastel-Kueser Privatkellerei Peter Mertes. Deren Geschäftsführer Michael Willkomm begründet jetzt seine Vorwürfe und erklärt auch, warum er mit der Agrarpolitik der Europäischen Union nicht einverstanden ist.

 Durch den Weinfonds finanziert sich unter anderem auch das Deutsche Weininstitut. Dessen Ziel ist die Förderung von Image und Absatz deutscher Weine. Besonders aktiv ist das Institut in den Vereinigten Staaten. Foto: Deutsches Weininstitut

Durch den Weinfonds finanziert sich unter anderem auch das Deutsche Weininstitut. Dessen Ziel ist die Förderung von Image und Absatz deutscher Weine. Besonders aktiv ist das Institut in den Vereinigten Staaten. Foto: Deutsches Weininstitut

Bernkastel-Kues. (tol) Einen zweistelligen Millionen-Betrag überweisen die deutschen Weinerzeuger und -abfüller jedes Jahr an den Deutschen Weinfonds, der damit Marketing-Maßnahmen im In- und Ausland finanziert. Problematisch dabei ist die gesetzliche Verpflichtung zur Abgabe - alle Kellereien und Winzer müssen zahlen. Dagegen sind derzeit mehrere Gerichtsverfahren anhängig. In der Klage eines Winzers aus dem Kreis Cochem-Zell wird bereits heute eine Entscheidung erwartet (der TV berichtete).

Nun meldet sich auch der Bundesverband der Weinkellereien zu Wort und verweist auf die Situation in südeuropäischen Ländern. Franzosen oder Spanier würden ihre Weinwerbung maßgeblich aus Steuergeld organisieren, heißt es in einem Schreiben. Der Bundesverband umschreibt ein solches System als "durchaus geeignetes Denkmodell für die exportorientierte deutsche Land- und Weinwirtschaft". Übersetzt heißt das, auch der deutsche Steuerzahler soll künftig die Marketing-Maßnahmen der Weinbranche bezahlen.

Kläger ist auch die Privatkellerei Peter Mertes aus Bernkastel-Kues. Geschäftsführer Michael Willkomm begründet seine Meinung folgendermaßen: "Es geht um mehrere 100 000 Euro, die wir an den Fonds abführen müssen. Echte Mitbestimmungsrechte über den Einsatz des Geldes haben wir aber nicht." Die Brisanz der Forderung, den Steuerzahler zur Finanzierung einer Branchen-Marketing-Gesellschaft zur Kasse zu bitten, ist ihm bewusst. Willkomm sagt aber, dass auch die Deutschen mit Umweg über die Europäische Union längst für Weinwerbung zahlen. Andere Länder erhielten jedes Jahr erhebliche Millionen-Beträge aus europäischen Fördertöpfen. "Schauen Sie einfach nach Luxemburg. Die Weinbranche dort ist hoch subventioniert, alles ist feinstens angelegt", klagt der Geschäftsmann. Willkomm fordert faire Subventionen für alle Länder; sein Primärziel ist aber zunächst die Abschaffung der Weinfonds-Zwangsgabe.

Die heutige Entscheidung des Verwaltungsgerichts Koblenz dürfte daher auch ihn brennend interessieren.

Was halten Sie von der Winzer-Zwangsabgabe? Was sagen Sie zur Forderung des Bundesverbands der Weinkellereien, den Steuerzahler für die Werbe-Maßnahmen der Weinwirtschaft zahlen zu lassen? Mailen Sie uns Ihre Meinung an mosel@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).

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