Die Angst vor dem Borkenkäfer geht um

LONGKAMP/TRABEN-TRARBACH. Die Aufräumarbeiten in den vom Orkan "Kyrill" betroffenen Wäldern müssen schnell vor sich gehen. Sonst droht extremer Borkenkäferbefall. Die Wiederaufforstung kostet viel Geld.

 Die gefallenen Bäume müssen schnell aus den den Wäldern entfernt werden, sonst droht massiver Borkenkäfer-Befall. TV-Foto: Hermann Bohn

Die gefallenen Bäume müssen schnell aus den den Wäldern entfernt werden, sonst droht massiver Borkenkäfer-Befall. TV-Foto: Hermann Bohn

Der Orkan "Kyrill" hat vor knapp drei Wochen auch in den Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach, Kröv-Bausendorf und Neumagen-Dhron seine Spuren hinterlassen. Die Waldschadensbilanz fällt aber etwas besser aus als zunächst befürchtet. Die Zahlen beruhen nach Angaben von Franz-Josef Sprute, Leiter des Forstamtes Traben-Trarbach, das für die vier Verbandsgemeinden zuständig ist, aber immer noch auf Schätzungen. Danach sind in der VG Bernkastel-Kues etwa 20 000 Festmeter Holz "Kyrill" zum Opfer gefallen. In der VG Traben-Trarbach sind es 6500, in der VG Kröv-Bausendorf 3000 und in der VG Neumagen-Dhron 1500 Festmeter. Diese Zahlen sind natürlich in Relation zu der Größe der Wälder zu sehen. In der VG Bernkastel-Kues sind danach drei Festmeter pro Hektar gefallen, in Traben-Trarbach sind es 1,5 Festmeter, in Neumagen-Dhron ein Festmeter und in Kröv-Bausendorf weniger als ein Festmeter pro Hektar. Daraus wird deutlich, dass die Wälder in der VG Bernkastel-Kues am stärksten betroffen sind. Dort hat es besonders die Gemeinde Longkamp getroffen. Dort sind nach Auskunft von Franz-Josef Sprute allein etwa 4500 Festmeter Holz gefallen. 95 Prozent davon seien Fichten, berichtet Revierförster Michael Koch. "Das ist etwa das zweieinhalbfache des durchschnittlichen jährlichen Einschlages", erläutert Forstamtsleiter Sprute die Dimension. "Das ist schon deprimierend", sagt Ortsbürgermeister Hans Herrmann. Stark betroffen ist auch der Gemeindewald in Irmenach (VG Traben-Trarbach). Dort sind nach Angaben von Sprute etwa 3500 Festmeter Holz gefallen - etwa das eineinhalbfache des jährlichen Einschlages. Der Forstexperte hebt aber hervor, dass "Kyrill" längst nicht die Ausmaße von "Wiebke" im Jahr 1990 hatte. Damals sei etwa das Fünffache an Holz gefallen. Deshalb sei auch nicht zu erwarten, dass der Markt und die Preise jetzt zusammenbrechen. Die Entwicklung müsse allerdings im Auge behalten werden. Schließlich seien die "Kyrill"-Schäden in Nordrhein-Westfalen sehr hoch. Und dieses Holz dränge natürlich auch auf den Markt. Mehr Sorge bereitet den Experten der sattsam bekannte Borkenkäfer. Durch die warmen Jahre habe er sich sowieso schon ausgebreitet. In den Kronen und Ästen der gefallenen Bäume könne er ein weiteres Betätigungsfeld finden. "Wenn ein warmes Frühjahr kommt, könnte es eine Kastastrophe geben", warnt Sprute. Deshalb werde mit Hochdruck daran gearbeitet, das gefallene Holz aus den Wäldern zu schaffen. In Longkamp waren das in der vergangenen Woche immerhin schon fast 1000 Festmeter. "Bis Mitte April sollte das passiert sein", hofft Ortsbürgermeister Herrmann. "Wir sollten bis Ende Mai fertig sein", sagt Revierförster Koch. Die freien Flächen werden natürlich aufgeforstet. "Das ist aber sehr teuer", sagt Sprute. Pro Hektar ist je nach Baumart mit Kosten zwischen 8000 und 12 000 Euro zu rechen. Und im Longkamper Wald sei eine Fläche von etwa zehn Hektar betroffen. Dafür gebe es zwar Zuschüsse, allerdings nur für Laub- und Mischwald. Dadurch bleibe aber natürlich einiges an den Gemeinden hängen. Für die Gemeinden kam "Kyrill" deshalb zur denkbar ungünstigsten Zeit. Gerade wiesen manche Forsthaushalte, auch der Longkamper, wieder schwarze Zahlen oder zumindest eine schwarze Null auf. In diesem Jahr seien zwar höhere Einnahmen als geplant zu erwarten, nach der Wiederaufforstung steige die Belastung aber wieder, erläutert Hans Herrmann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort