Die Bahn hüllt sich in Schweigen

KRÖV/KÖVENIG. Gleisarbeiten sind die Ursache: Die Gartenmauer einer Bahnanwohnerin aus Kövenig ist beschädigt, teilweise sogar eingebrochen. Die Frau fordert eine Reparatur durch die Bahn – auf mehrere Schreiben hat diese aber bislang nicht reagiert.

Ein Bilderbuchblick zeigt sich Ursula Hüls, wenn sie in ihrem Garten steht: Das kleine Gelände grenzt direkt an die Mosel, die sich hier sanft entlang der Weinberge schmiegt. Doch die Anwohnerin aus Kövenig kann das Panorama nicht genießen, stattdessen muss sich über die Deutsche Bahn AG ärgern: Die Stützmauer ihres Gartens, der direkt an der Trasse der Moselweinbahn von Bullay nach Traben-Trarbach liegt, ist eingebrochen - auf einer Breite von etwa drei Metern teilweise bis einem Meter tief. Steine lagen damals im Garten, eine Rosenhecke war zerstört, die erste und zweite Reihe Erdbeeren waren platt. Noch immer sieht man das Ausmaß der Schäden, auch wenn die meisten Steine provisorisch wieder aufgehäuft sind: An einer hinteren Ecke wölbt sich die Mauer vor - eine Frage der Zeit, bis auch hier der Druck zu groß wird. Hüls zeigt auf ein Nachbarfeld, auch hier sei die Begrenzungsmauer eingebrochen. Schuld ist nach Meinung von Hüls die Deutsche Bahn: Länger zurückliegende Ausbesserungsarbeiten an den Gleisen oberhalb der Mauer seien für die Instabilität der Mauer verantwortlich. Im vergangenen Jahr führten dann neue Ausbesserungen zum Einbruch. Von der Deutschen Bahn, Eigentümerin der Trasse, fordert die Kövenigerin aus der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf daher eine Reparatur der Mauer. Ein Vertreter der für die Schieneninfrastruktur zuständigen Konzerntochter Bahn-Netz habe ihr jedoch auf eine frühere telefonische Anfrage hin zu verstehen gegeben, wenn sie nicht mit dem Zustand der Mauer einverstanden sei, könne die Frau ja diese ausbessern - auf eigene Kosten. "Eine Unverschämtheit", findet Hüls. Das allerdings ist wohl auch die einzige Reaktion geblieben: Aufgebracht ist Hüls, weil die Bahn bislang nicht reagiert habe. Schon im April 2005 hatte sie einen ersten Brief mit der Bitte um Reparatur abgeschickt, handgeschrieben und gespickt mit detaillierten Infos. Der frühe Tod ihres Mannes rückte das Problem zunächst in den Hintergrund. Seit Oktober 2005 hat sie jedoch per Rechtsanwalt insgesamt drei weitere Schreiben abgeschickt - Reaktion gleich Null. Eine Antwort ist der Verkehrsriese bislang schuldig geblieben. Ein Sprecher der Bahn AG wollte zur Beschwerde zunächst nicht Stellung beziehen, "es könnte sich schließlich um ein laufendes Verfahren handeln und in einem solchen Fall sagen wir zunächst mal gar nichts", so die Aussage. Man versprach aber eine baldige Antwort. Schon der Gartenvorbesitzer habe ein Problem mit der sich nach außen wölbenden Mauer gehabt, damals hätte die Bahn den Schaden repariert - wenngleich unzureichend, so Hüls, weswegen ihr Mann nochmals nachbessern musste. Das jedoch alles nur ein Provisorium ist, wird beim Besuch des Gartens deutlich: Während Hüls noch den Schaden erklärt, lockert sich ein Stein unter ihren Füßen - und rutscht in den Garten. Der Sohn versucht ihn noch aufzuhalten, vergebens, der Brocken ist zu schwer. Auf etwa 6000 Euro hat ein Landschaftsgestalter die Reparatur per Handarbeit beziffert - 4000 Euro, wenn Maschinen zum Einsatz kommen. Dafür ist aber die Zustimmung der Bahn notwendig. Den Kostenvoranschlag hat ihr Anwalt auch dem jüngsten Schreiben an die Bahn beigefügt. Für die Witwe ist das ein sehr hoher Betrag. Aufgeben oder verkaufen will sie den Garten nicht. "Wenn es sein muss, wäre ich auch bereit, einen Meter Breite abzutreten, um die Mauer instandsetzen zu lassen. Aber die Reparatur ist unumgänglich: Die Mauer im derzeitigen Zustand ist ja auch eine Sicherheitsbedrohung für mich."

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